GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor
geliebt, wäre ihr diese Aufgabe unmöglich g e wesen.
Als sie wieder ihren Thron einnahm, wurden keine Verurteilungen ausgesprochen; vielmehr wurde eine G e neralamnestie erlassen – für alle, die sich gegen sie g e wandt hatten, und für alle, die für Dorna die Stolze g e kämpft hatten.
Von dieser Amnestie waren nur die Silbermasken der Stadt ausgenommen.
Die Stimmung war mörderisch in den Straßen Tharnas, und aufgebrachte Männer, Rebellen und Soldaten, vere i nigten sich zu einer brutalen Jagd auf die Silbermasken. Die armen Wesen wurden von Zylinder zu Zylinder, von Raum zu Raum gehetzt.
Wenn sie schließlich aufgespürt waren, wurden ihnen die Masken vom Gesicht gerissen, sie wurden auf die Straße gezerrt, dort zusammengekettet und in den Palast getrieben.
Viele Silbermasken wurden in düsteren Hinterräumen des Palastes gefunden, und die Verliese unter dem G e bäude füllten sich bald mit langhaarigen, klagenden G e fangenen. Kurz darauf mußten auch die Tierkäfige unter der Arena als Gefängnisse mit herangezogen werden, schließlich die Arena selbst.
Einige Silbermasken wurden in den Abflußtunneln u n ter der Stadt entdeckt und mit Urts durch die langen Rö h ren getrieben, bis sie sich in den Fangnetzen an den Au s gängen fingen. Andere Frauen hatten in den Bergen a u ßerhalb der Mauern Zuflucht gesucht, und diese wurden von wütenden Bauern wie Sleens gejagt, zusammeng e trieben und schließlich in die Stadt gebracht.
Die meisten Silbermasken jedoch kamen in freier En t scheidung auf die Straße, als ihr Kampf verloren war. Sie ergaben sich auf die traditionelle Weise, indem sie hinknieten, den Kopf senkten und die Arme hoben, die Handgelenke für die Fessel bereit.
Das Pendel in Tharna war wieder in Bewegung geraten.
Ich selbst hatte vor dem goldenen Thron gestanden, als Lara den Befehl gab, die riesige Goldmaske, die hinter ihr hing, mit Speeren zu lösen.
Nicht länger sollte das hochmütige Gesicht über den Thronsaal Tharnas herrschen.
Die Männer Tharnas hatten ungläubig zugesehen, wie sich die Riesenmaske gelockert hatte, wie sie langsam vornübergefallen und, von ihrem eigenen Gewicht gez o gen, losgebrochen und klirrend die Thronstufen herabg e fallen war, wo die hundert schimmernden Bruchstücke liegen blieben.
»Schmelzt die Maske ein«, sagte Lara. »Es sollen go l dene Tarnmünzen daraus gegossen werden, für die A r men, die am meisten unter unserer düsteren Zeit gelitten haben.
Und fügt den goldenen Tarnmünzen Silbermünzen hi n zu, die aus den Masken unserer Frauen zu gießen sind! Von nun an darf in Tharna keine Frau mehr eine Maske tragen, sei sie aus Gold oder Silber, selbst wenn sie die Tatrix persönlich wäre!«
Da nach den goreanischen Traditionen ihre Worte G e setz waren, hatte seit dem Tage keine goreanische Frau mehr eine Maske getragen.
Kurz nach Beendigung der Revolte begannen in den Straßen Tharnas die goreanischen Kastenfarben zu leuc h ten. Die schimmernden Baustoffe der Kaste der Hau s bauer, die in der Stadt lange als zu teuer und zu frivol verpönt waren, schmücken nun die Wände der Zylinder und auch die Mauern der Stadt. Kiesstraßen werden mit farbigen Pflastersteinen versehen – in Mustern, die das Auge erfreuen. Das Holz des großen Tors ist poliert wo r den. Frische Farbe leuchtet an den Brücken.
Das Geräusch von Karawanenglocken ist in Tharna nichts Ungewöhnliches mehr, und Scharen von Händlern haben ihren Weg zu den Toren der Stadt gefunden, um diesen überraschenden Markt auszunutzen.
Hier und dort präsentiert sich ein Tarnkämpfer in go l denem Wams. Am Markttag sah ich einen Bauern mit e i nem Sa-Tarna-Sack auf dem Rücken, dessen Sandalen mit Silberschnur versehen waren.
Ich habe Privatwohnungen gesehen, in denen Vorhänge aus Ar leuchten, und unter meinen Sandalen haben schon zuweilen die weichen, kostbaren Teppiche aus dem fe r nen Tor gelegen.
Es mag ein winziges Detail sein, am Gürtel eines Kunstschmieds eine Schnalle zu entdecken, die nach dem Stil des gebirgigen Thentis geformt ist, oder den köstl i chen Geschmack getrockneter Aale aus Port Kar zu g e nießen – doch diese Dinge, so gering sie erscheinen m ö gen, sprechen von einem veränderten Tharna.
In den Straßen hörte ich Rufe, Lieder und Lärm, wie er auf Gor nicht typischer sein kann. Der Marktplatz ist jetzt nicht mehr nur eine gepflasterte Fläche, auf der man d ü ster seinen Geschäften nachgeht. Er ist zu einem Ort g e worden, an dem sich
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