GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor
vorg e ben, daß das Mädchen nicht Lara war, wenn er das G e sicht der wahren Tatrix angeblich niemals gesehen ha t te?
»Ich bin Lara!« rief das Mädchen. »Sind unter euch keine Männer, die im Saal der goldenen Maske gedient haben? Erkennt niemand meine Stimme?«
»Sie ist es!« rief einer der Krieger. »Ganz sicher!« Er nahm seinen Helm ab.
»Du bist Stam«, sagte sie, »erster Gardist des Nordtors, und du kannst deinen Speer weiter schleudern als jeder andere Mann in Tharna. Du hast im zweiten Jahr meiner Herrschaft die Militärkämpfe der En ’ Kara gewonnen.«
Ein zweiter Krieger setzte seinen Helm ab.
»Du bist Tau«, sagte sie, »ein Tarnkämpfer, der im Ja h re vor meiner Thronbesteigung im Krieg mit Thentis verwundet wurde.«
Und ein dritter Mann hob den blauen Helm vom Kopf.
»Dich kenne ich nicht«, sagte sie.
Die Männer auf der Mauer murmelten.
»Das kannst du auch nicht«, sagte der Mann, »denn ich bin ein Söldner aus Ar, der erst nach Beginn der Revolte hier eingetroffen ist.«
»Sie ist Lara!« rief ein anderer Mann. Er sprang von der Mauer und legte sein Schwert zu Laras Füßen nieder.
Wieder bat sie, daß die Waffe in ihrem Namen aufg e nommen werde, und so geschah es.
Einer der Blöcke der Barrikade polterte zu Boden. Die Krieger begannen den Wall einzureißen.
Thorn war verschwunden.
Auf mein Handzeichen kamen die Rebellen langsam näher. Sie hatten die Waffen gesenkt und marschierten nun singend auf die Palasttür zu.
Die Soldaten strömten über die Wälle und hießen sie freudig willkommen. Die Männer Tharnas umarmten sich, schüttelten sich die Hände. Rebellen und Verteid i ger vereinigten sich mitten auf der Straße, und Szenen der Freude beherrschten das Bild, wo sich noch eben Todfeinde gegenübergestanden hatten.
Den Arm um Lara gelegt, schritt ich durch die Barrik a den, gefolgt von dem jungen Krieger, anderen tharna i schen Soldaten und Kron, Andreas, Linna und zahlre i chen Rebellen.
Andreas hatte den Schild und den Speer mitgebracht, die ich zum Zeichen des Waffenstillstandes niedergelegt hatte, und ich nahm die Waffen wieder an mich. Wir n ä herten uns der kleinen Eisentür, die den Zugang zum P a last freigab.
Ich verlangte nach einer Fackel.
Die Tür war nicht verriegelt, und ich öffnete sie mit e i nem Fußtritt, wobei ich schützend meinen Schild anhob.
Doch drinnen herrschten nur Stille und Dunkelheit.
Der Rebell, der in unserer Kettengemeinschaft der erste gewesen war, drückte mir eine Fackel in die Hand.
Ich hielt sie in die Türöffnung.
Der Fußboden schien fest zu sein, doch ich kannte die Gefahren, die darunter lauerten.
Ein langes Brett von den Barrikaden wurde gebracht, das wir vorsichtig von der Türschwelle aus über den Fußboden legten.
Mit hochgehobener Fackel trat ich ein, setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen, wobei ich darauf achtete, mein Gewicht nicht von der Planke zu nehmen. Diesmal öffnete sich die Falltür nicht, und ich befand mich in e i nem schmalen, dunklen Korridor, der vom Palasteingang fortführte.
»Wartet hier!« befahl ich den anderen.
Ich ging auf ihre Proteste nicht ein, sondern setzte wortlos meinen Marsch durch das dunkle Labyrinth der Palastkorridore fort. Meine Erinnerung und mein Ric h tungssinn führten mich unfehlbar von Saal zu Saal, brachten mich schnell in die Nähe des Saales der gold e nen Maske.
Niemand trat mir in den Weg.
Die Stille kam mir unheimlich vor, und nach dem gre l len Sonnenlicht erschien mir die Dunkelheit bedrückend. Ich hörte nur den leisen Laut meiner Sandalen, die über die Fliesen der Korridore scharrten.
Vielleicht war der Palast verlassen!
Endlich erreichte ich den Saal der goldenen Maske.
Ich lehnte mich gegen die schwere Tür und drückte sie auf.
Der Saal war beleuchtet. Die Fackeln an den Wänden brannten. Hinter dem goldenen Thron der Tatrix ragte die goldene Maske auf, schimmerte das Gesicht der nüchte r nen Schönheit, und die Glanzlichter der Fackeln stachen grell hervor.
Auf dem Thron saß eine Frau, die die goldenen Roben und die Maske der Tatrix von Tharna trug. Um ihren Hals hing ein Band aus silbernen Tarnmünzen. Auf den Stufen vor dem Thron stand ein Krieger in voller B e waffnung, der in der Hand den blauen Helm seiner Stadt hielt.
Langsam setzte Thorn den Helm auf und lockerte das Schwert in seiner Scheide. Er löste den Schild von seiner Schulter und senkte den langen, breiten Speer in meine Richtung.
»Ich habe auf dich gewartet«,
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