GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor
Freunde treffen, Einladungen au s tauschen, über Politik diskutieren und Wetter, Strategie, Philosophie und die Bändigung von Sklavenmädchen b e sprechen.
Eine interessante Veränderung, mit der ich mich nicht recht anfreunden kann, ist die Tatsache, daß von den h o hen Brücken Tharnas die Geländer entfernt worden sind. Ich hielt das für sinnlos und sogar gefährlich, doch Kron hatte gesagt: »Wer die hohen Brücken fürchtet, soll ihnen fernbleiben.«
Ich sollte vielleicht auch erwähnen, daß die Männer Tharnas nun am Gürtel ihrer Tuniken zwei gelbe Schnüre tragen, die je etwa fünfzig Zentimeter lang sind. Schon an dieser Einzelheit können die Männer anderer Städte nun einen Einwohner Tharnas erkennen.
Am zwanzigsten Tage nach dem Frieden in Tharna wurde das Schicksal der Silbermasken verkündet.
Sie wurden ohne Masken, ohne Schleier und in Hal s fesseln in die Arena der Schauspiele von Tharna geführt. Dort sollten sie das Urteil ihrer Tatrix Lara hören. Sie knieten vor ihr nieder – einst stolze Silbermasken, jetzt hilflose Gefangene, in demselben schimmernden Sand, auf dem so oft das Blut der Männer von Tharna vergo s sen worden war.
Lara hatte lange über ihr Urteil nachgedacht und sich mit vielen beraten, darunter auch mit mir. Schließlich traf sie ihre Entscheidung allein. Ich glaube nicht, daß mein Urteil so hart ausgefallen wäre, doch ich muß zugeben, daß Lara ihre Stadt und die Silbermasken besser kannte als ich.
Ich wußte natürlich, daß es nicht möglich war, die alte Ordnung wiederherzustellen, was im übrigen nicht wü n schenswert war. Auch machte ich mir klar, daß Tharna nach der Beseitigung langjähriger Traditionen gar nicht mehr darauf eingerichtet war, für freie Frauen in seinen Mauern zu sorgen. Beispielsweise hatte es seit vielen Generationen die Einrichtung der Familie nicht mehr g e geben, die von der Trennung der Geschlechter und den öffentlichen Kinderheimen abgelöst worden war.
Auch darf nicht vergessen werden, daß die tharna i schen Männer, die während ihrer Revolution auf den G e schmack gekommen waren, nun ein Recht auf die Frauen geltend machten. Kein Mann, der eine Frau in einem Tanzkleid gesehen oder das Geräusch ihrer Glöckchen gehört oder ihr langes Haar gesehen hat, vermochte sein altes Leben wiederaufzunehmen.
Auch schien es nicht realistisch, den Silbermasken die Alternative des Exils zu bieten, denn das wäre gleichb e deutend gewesen mit Tod oder Sklaverei.
So war Laras Urteil unter den gegebenen Umständen durchaus barmherzig – obwohl es von den gefesselten Gefangenen mit lauten Entsetzensschreien begrüßt wu r de.
Jede Silbermaske erhält sechs Monate Frist. In dieser Zeit kann sie frei in der Stadt wohnen und sich von ö f fentlichen Mitteln ernähren, so wie es vor der Revolution geschehen ist. Doch in diesen sechs Monaten soll sie sich einen Mann Tharnas suchen, dem sie sich als Freie G e fährtin vorschlägt.
Wenn er sie nicht nimmt – und wenige Männer Tha r nas werden Lust haben, einer Silbermaske die Privilegien einer Freien Gefährtenschaft zu gewähren –, mag er sie ohne weiteres als seine Sklavin nehmen oder sie völlig ablehnen. Wenn sie abgelehnt wird, kann sie sich in gle i cher Weise anderen Männern Tharnas anbieten.
Nach Ablauf der sechs Monate jedoch – vielleicht hat sie sich ja gar keinen Herrn gesucht – wird ihr die Initi a tive abgenommen, und sie gehört dem ersten Mann, der ihr das dünne Band der Sklavenschaft um den Hals legt. In diesem Falle wird sie nicht anders behandelt als ein Mädchen, das auf dem Rücken eines Tarn aus einer fe r nen Stadt geraubt wurde.
Angesichts der Stimmung unter den Männern Tharnas gibt Laras Urteil den Silbermasken eine Zeitlang Gel e genheit, sich einen Herrn auszusuchen und dann a n schließend selbst als Sklavin genommen zu werden. So wird jede Silbermaske nach Ablauf der Frist einem Ma n ne gehören.
Viel mehr ist nicht zu berichten.
Kron bleibt in Tharna, wo er im Rate der Tatrix Lara einen hohen Rang bekleidet.
Andreas und Linna wollen die Stadt verlassen; er sagt, es gibt viele Städte auf Gor, die er noch nicht kennt, und er hofft, auf einem dieser Wege das Lied zu finden, nach dem er immer gesucht hat. Ich hoffe aus ganzem Herzen, daß seine Suche erfolgreich ist.
Das Mädchen Vera aus Ko-ro-ba wird zunächst in Tharna wohnen – als freie Frau. Da sie nicht aus Tharna stammt, ist sie von den Beschränkungen befreit, die den Silbermasken auferlegt
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