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GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor

GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor

Titel: GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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wurden.
    Ob sie in der Stadt bleiben wird, weiß ich nicht. Sie ist eine Ausgestoßene wie ich und alle anderen Bürger aus Ko-ro-ba, und solche Menschen finden es zuweilen schwer, sich in einer fremden Stadt einzugewöhnen. Manchmal ziehen sie die Gefahren der Wildnis dem Schutz fremder Mauern vor. Auch mußte in Tharna die Erinnerung an Thorn für sie übermächtig sein.
    Heute morgen habe ich mich von der Tatrix, der edlen und schönen Lara, verabschiedet. Ich weiß, was wir fü r einander empfunden haben, doch unser Weg kann nicht der gleiche sein.
    Zum Abschied küßten wir uns.
    »Sei eine gute Herrscherin«, sagte ich.
    »Ich will mich bemühen«, erwiderte sie. »Und sollte ich jemals wieder in Versuchung sein, stolz oder grausam zu regieren, werde ich daran denken, daß ich einmal für fünfzig silberne Tarnmünzen verkauft wurde und daß ein Krieger mich für eine Schwertscheide und einen Helm erwarb.«
    »Für sechs Smaragde«, sagte ich.
    »Und den Helm«, sagte sie lachend.
    Ich sah die Tränen in ihren Augen.
    »Ich wünsche dir alles Gute, schöne Lara«, sagte ich.
    »Und ich dir, Krieger.«
    Sie sah mich an und lachte ein wenig. »Und wenn die Zeit kommt, da du dir wieder ein Sklavenmädchen wünschst – denk an Lara, Tatrix von Tharna.«
    Und damit trennten wir uns. Sie wird in Tharna her r schen, und ich beginne meine Reise in das Sardargebirge.
    Was ich dort finden werde, weiß ich nicht.
    Über sieben Jahre habe ich mich nun schon mit den Geheimnissen beschäftigt, die dort in den Schluchten und Bergen verborgen liegen müssen. Ich habe an die Pri e sterkönige und ihre Macht gedacht, an ihre Raumschiffe und Helfer, an ihre Pläne mit Gor und meiner Welt – doch vordringlich will ich erfahren, warum meine Stadt vernichtet und ihre Einwohner zerstreut wurden, warum keine zwei Steine je wieder übereinanderstehen dürfen; und ich muß wissen, was aus meinen Freunden, meinem Vater und meiner geliebten Talena geworden ist. Doch ich suche mehr als die Wahrheit in diesem Gebirge – in mir lodert die Rache; ich bin der Mann, der die ve r schwundenen Menschen, die eingestürzten Mauern und Türme rächen kann, eine Stadt, die die Priesterkönige mit einem Stirnrunzeln bedacht haben – ich bin ein Krieger Ko-ro-bas! Ich suche mehr als die Wahrheit im Sarda r gebirge – ich will das Blut der Priesterkönige fließen s e hen!
    Aber wie unsinnig diese Worte sind!
    Ich spreche, als könnte mein schwacher Arm etwas g e gen die Macht der Priesterkönige ausrichten. Wer bin ich, sie herauszufordern? Ich bin ein Nichts, ein Staubkorn, in einem Windhauch des Trotzes hochgewirbelt; ich bin nicht einmal ein Grashalm, der die Knöchel der vorbe i trampelnden Götter ritzen kann. Und doch werde ich, Tarl Cabot, in das Sardargebirge vordringen; ich werde mich den Priesterkönigen stellen, und mögen sie auch die Götter Gors sein, ich werde mein Recht verlangen.
    Ich frage mich zuweilen, ob ich diese Reise auch antr e ten würde, wenn ich meine Stadt heil und unbeschädigt vorgefunden hätte. Es will mir nun scheinen, daß ich von dieser Leidenschaft frei gewesen wäre, wenn meine Stadt und meine geliebte Talena auf mich gewartet hätten. Und dann regt sich manchmal in mir die erschreckende Frage, ob die Stadt vielleicht nur vernichtet worden war, um mich in die Berge der Priesterkönige zu locken – denn sie mußten doch wissen, daß ich sie herausfordern würde, daß ich zu ihnen kommen würde, um meine Rache zu b e friedigen.
    So mag es denn sein, daß ich mich sogar in meiner R a che nach dem Willen der Priesterkönige bewege, daß dies alles berechnet und geplant ist. Andererseits sage ich mir wieder, daß letztlich ich über meinen Körper befehle und nicht die Priesterkönige, und wenn es ihre Absicht ist, daß ich nach Rache schreie, so ist das doch zumindest ebensosehr mein Entschluß und mein Wille.
    Aber warum sollten die Priesterkönige wollen, daß Tarl Cabot in ihre Berge kommt? Er ist doch ein Niemand für sie, er ist nur ein Krieger, ein Mann ohne Stadt, die er seine Heimat nennen könnte, ein Geächteter. Haben die Priesterkönige in all ihrer Macht und mit all ihrem Wi s sen einen solchen Mann nötig?
    Es wird Zeit, daß ich die Feder aus der Hand lege.
    Ich bedaure nur, daß bisher noch niemand aus dem Sardargebirge zurückgekehrt ist, denn ich habe das L e ben geliebt. Und auf dieser barbarischen Welt habe ich es in all seiner Schönheit und Grausamkeit kennengelernt, in all seinen Höhen und

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