GOR-Zyklus 02 - Der Geächtete von Gor
Dach!« rief ich und dachte an die Tarns. »Schnell!«
Lara lief vor mir her, und ich folgte ihr zu den Dächern des Palastes. Durch die dunklen Flure eilte sie mit der S i cherheit eines Mädchens, das sehr lange hier gelebt hatte. Endlich erreichten wir eine Wendeltreppe.
»Hier!« rief sie.
Ich schob sie hinter mich, stützte mich mit einer Hand an der Mauer ab und hastete, so schnell es ging, die St u fen hinauf. Oben stemmte ich mich mit dem Rücken g e gen eine Falltür und warf sie auf. Draußen war das hel l blaue Rechteck des offenen Himmels zu sehen. Das Licht blendete mich einen Augenblick.
Ich nahm den Geruch eines großen Pelztiers wahr und auch den Gestank von Tarnkot.
Ich stolperte mit zusammengekniffenen Augen auf das Dach.
Drei Männer standen dort, zwei Wächter und der Mann mit den ledernen Armreifen, der Herr über die tharna i schen Palastverliese gewesen war. Er hielt an einer Leine den großen weißen Urt, mit dem ich schon in den Kellern unter dem Palasteingang Bekanntschaft gemacht hatte.
Die beiden Wächter waren damit beschäftigt, einen Tragkorb am Geschirr eines großen braunen Tarn zu b e festigen. Die Zügel des Tiers waren an einem Ring vor dem Korb befestigt. In dem Korb saß eine Frau, die ich nach Figur und Haltung als Dorna die Stolze erkannte, obwohl sie nur noch eine einfache Silbermaske trug.
»Halt!« brüllte ich und stürzte vor.
»Töte ihn!« zischte der Mann mit den Armbändern, zeigte mit der Peitsche auf mich und ließ den Urt frei, der sofort zum Angriff überging.
Das Ungeheuer raste mit unvorstellbarer Geschwindi g keit auf mich zu, und ich konnte mich kaum auf seinen Angriff vorbereiten, als es mich auch schon mit großem Satz ansprang und seine mächtigen Zähne in meinen Körper schlagen wollte.
Im letzten Augenblick hob ich die Klinge, die in sein Maul fuhr, seinen Gaumenknochen durchdrang und den Kopf des Tieres zurückschnappen ließ.
Der wilde Schmerzensschrei mußte in ganz Tharna zu hören sein. Der Urt drehte den Kopf, und das Schwert wurde mir aus der Hand gerissen. Meine Arme umspan n ten den Hals des Tieres, und mein Gesicht war in den schimmerndweißen Pelz gedrückt. Die Klinge wurde hin und her geschüttelt und fiel polternd auf das Marmo r dach. Ich klammerte mich fest, um den zuschnappenden Zähnen zu entgehen, den drei Reihen weißer messe r scharfer Zähne, die sich immer wieder in meine Richtung wendeten.
Das Tier wälzte sich auf den Rücken, um mich von seinem Rücken zu streifen; es krümmte sich und sprang hoch, wirbelte herum und schüttelte sich. Der Mann mit den ledernen Armbändern hatte das Schwert aufgeno m men und umkreiste uns nun mit Peitsche und Klinge und wartete auf eine günstige Gelegenheit.
Ich versuchte das Tier herumzudrehen, um seinen t o benden Körper zwischen mir und dem bewaffneten Mann zu halten.
Aus dem Maul des Tieres rann Blut über sein Fell und benetzte meinen Arm. Ich spürte, wie mir Tropfen ins Gesicht spritzten und sich in meinem Haar festsetzten.
Dann warf ich mich herum, so daß mein Körper dem Mann mit den Armbändern ungeschützt zugekehrt war. Ich hörte sein befriedigtes Grunzen, als er zum Angriff überging. Kurz bevor er zustoßen konnte, ließ ich den Hals des Tieres los und glitt unter seinen Bauch. Der Urt versuchte mich mit einer peitschenartigen Bewegung se i nes Halses zu erreichen, und ich fühlte lange scharfe Zähne über meinen Arm streichen, doch im gleichen A u genblick hörte ich auch einen neuen Schrei des Tieres und den entsetzten Ausruf des Mannes mit den Lede r bändern.
Ich rollte mich unter dem Tier hervor und wandte mich um. Der Urt starrte den Mann an. Ein Ohr war vom Kopf des Urt abgetrennt worden, und an seiner linken Flanke spritzte das Blut. Er hatte seine Augen nun auf den Mann mit dem Schwert gerichtet, den Mann, der ihm den Schlag beigebracht hatte.
Ich hörte den entsetzten Befehl, den schwachen Knall der Peitsche, sah das furchtsame Erstarren des Mannes, den abrupten, fast unhörbaren Schrei.
Der Urt stürzte sich auf ihn, beugte sich über ihn und begann zu reißen und zu fressen.
Ich schüttelte den Anblick ab und kehrte zu den and e ren zurück.
Der Tragkorb war nun befestigt, und die Frau stand darin, die Zügel in den Händen.
Die leidenschaftslose Silbermaske richtete sich auf mich, und ich spürte, daß in den dunklen Augen dahinter ein unvorstellbarer Haß blitzte.
Sie sagte zu den beiden Wächtern: »Tötet ihn!«
Ich war unbewaffnet.
Zu
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