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GOR-Zyklus 06 - Die Piratenstadt von Go

GOR-Zyklus 06 - Die Piratenstadt von Go

Titel: GOR-Zyklus 06 - Die Piratenstadt von Go Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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bestimmt nicht gutgeheißen. Denn trotz ihres großen Wissens verstehen die Priesterkönige den Menschen kaum. Ihnen geht es um den Kampf gegen die Anderen.«
    »Wer sind die Anderen?« fragte Telima.
    »Frage jetzt nicht«, sagte Samos abweisend, und das Mädchen erstarrte.
    »Ich werde dir eines Tages davon erzählen«, sagte ich.
    »Wir sahen voraus«, fuhr Samos fort, »daß sich deine menschliche Natur durchsetzen würde, daß du im Ang e sicht eines sinnlosen, absurden Todes in den Sümpfen lieber um dein Leben flehen würdest.«
    Mir blutete das Herz. »Das habe ich getan.«
    »Du hast der Freiheit des ehrenhaften Todes, wie sich die Krieger ausdrücken, die unwürdige Knechtschaft vorgezogen.«
    Tränen standen mir in den Augen. Es war nicht nur der scharfe Wind. »Ich habe mein Schwert und meine Stadt entehrt. Ich verriet die Maximen, nach denen ich zuvor gelebt hatte.«
    »Aber du fandest deine Menschlichkeit wieder«, sagte Samos. »Nur in solchen Augenblicken stellt man fest, daß in den eigenen Lebensmaximen nicht die ganze Wahrheit und die ganze Wirklichkeit enthalten ist. Das bricht den Hochmut und die Selbsttäuschung. Es ist ein heilsames Erlebnis.«
    Ich starrte ihn an.
    »Wenn du nicht umkamst, würdest du als Sklave weite r leben, das wußten wir. So hatten wir seit Jahren in diesem Mädchen Haßgefühle geweckt, daß sie sich deiner anne h men und dich das Joch der Sklaverei spüren lassen konnte.«
    Telima neigte den Kopf. »Du hast mich gut vorbere i tet, Samos«, sagte sie.
    Ich schüttelte den Kopf. »Trotzdem kann ich den Pri e sterkönigen nicht mehr dienen. Du hast zu gute Arbeit geleistet. Als Mensch bin ich vernichtet. Ich achte mich selbst nicht mehr.«
    Telima legte ihren Arm um meine Schultern.
    »Glaubst du«, wandte sich Samos an Telima, »daß Bosk vernichtet wurde? Daß er sich selbst nicht mehr achten kann?«
    »Nein«, sagte sie. »Mein Ubar weiß, wer er ist.«
    »Ich habe grausame und abscheuliche Dinge getan«, wandte ich ein.
    »Ich ebenso – dazu sind wir alle fähig«, erwiderte S a mos lächelnd.
    »Nein, eher habe ich den Boden unter den Füßen ve r loren«, flüsterte Telima. »Ich wurde vernichtet!«
    Samos blickte sie freundlich an. »Du bist ihm sogar nach Port Kar gefolgt.«
    »Ich liebe ihn.«
    »Keiner von euch beiden ist vernichtet. Ihr seid beide ein gesundes Ganzes, und ihr seid – menschlich.«
    »Sehr menschlich«, sagte ich sarkastisch. »Allzu menschlich.«
    »Bei dem Kampf gegen die Anderen kann man nicht menschlich genug sein«, sagte Samos.
    Verwirrt starrte ich ihn an.
    »Ihr beide habt nun neue Seiten eures Selbst kenne n gelernt, und aus dieser Kenntnis heraus werdet ihr die Stärken und Schwächen anderer besser verstehen kö n nen. Dabei gab es nur ein Problem«, fuhr Samos fort, »und ihr habt das nicht recht begriffen, auch jetzt noch nicht.«
    »Und das wäre?«
    »Euer Stolz«, sagte er und lächelte. »Als ihr die Ac h tung vor euch selbst verlort und eure Menschlichkeit b e greifen lerntet, gabt ihr eure Mythen und Lieder auf, als müßte ein hochstehendes Wesen wie ihr entweder ein Priesterkönig oder ein Untier sein. Euer Hochmut ve r langte nach der Vollkommenheit des Mythos oder nach der Vollkommenheit des denkbar tiefsten Abstiegs. Konntet ihr nicht die Höchsten sein, wolltet ihr prompt am allertiefsten sinken; konntet ihr nicht als die besten gelten, kam nichts anderes als die Position des Schlecht e sten in Frage; gab es keinen Mythos, durfte es gar nichts mehr geben.« Samos fuhr leise fort: »Zwischen den Ideenwelten der Dichter und dem Zuschnappen und Schnüffeln von Tieren existiert sehr viel.«
    »Was?« fragte ich.
    »Der Mensch.«
    Ich blickte über die Stadt und sah die Venna und die Tela im Hafenbecken liegen und dahinter das Meerestor und die Kanäle und die zahlreichen Dächer. Es wurde hell. Ein neuer Tag begann.
    »Warum wurde ich nach Port Kar geholt?« fragte ich.
    »Zur Vorbereitung auf deine Aufgabe«, sagte Samos.
    »Welche Aufgabe?«
    »Da du nicht mehr in den Diensten der Priesterkönige stehen willst«, sagte Samos, »ist es sinnlos, davon zu sprechen.«
    »Welche Aufgabe?« verlangte ich zu wissen.
    »Ein Schiff muß gebaut werden, das sich von allen anderen unterscheidet.«
    Ich starrte ihn an.
    »Ein Schiff, das über das Ende der Welt hinaus segeln kann.«
    Dies war ein Ausdruck aus dem Ersten Wissen von Gor, eine Bezeichnung für das Meer, einige hundert P a sang westlich von Cos und Tyros, wo es keinen

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