GOR-Zyklus 09 - Die Marodeure von Gor
heiß!« brüllte Forkbeard.
»Sie glühen schon!« lachte ein stämmiger Mann mit einer Lederschürze.
Jetzt wurde eine Planke über die Bordwand gelegt, und die Männer schoben die aneinandergefesselten Mädchen auf die Anlegestelle. Schließlich verließ auch Forkbeard das Schiff, gefolgt von Gorm und mir und seinen Männern. Der Anführer wurde freudig begrüßt. Die Männer umarmten ihn, und er drückte seine Freunde an sich und schüttelte manchen zottigen Kopf zwischen seinen großen Händen.
»War es eine gute Fahrt?« fragte ein Mann mit einem verschlungenen Silberring am Arm.
»Ziemlich gut«, sagte Forkbeard.
»Wer ist das?« wollte ein anderer Mann wissen und deutete auf mich. »Wie ich sehe, ist sein Haar nicht kurzgeschnitten, und er trägt nicht die Ketten eines Thrall.«
»Das ist Tarl Rothaar«, sagte Forkbeard.
»Wessen Mann ist er?« fragte der Mann.
»Mein eigener«, antwortete ich rasch.
»Hast du keinen Jarl?«
»Ich bin mein eigener Jarl.«
»Kannst du mit der Axt umgehen?«
»Lehre mich die Axt führen!«
»Dein Schwert ist zu klein. Willst du damit Suls schälen?«
»Es bewegt sich schnell«, sagte ich. »Es stößt zu wie die Schlange.«
Der Mann griff plötzlich zu und umfaßte meine Hüften. Offenbar wollte er mich spaßeshalber ins Wasser werfen. Aber er brachte mich nicht von der Stelle; statt dessen stieß er ein überraschtes Grunzen aus. Auch ich umfaßte seine Hüften. So schwankten wir auf den Planken hin und her. Die Torvaldsländer machten uns Platz.
»Ottar liebt den Sport«, sagte Ivar Forkbeard.
Mit einer abrupten Bewegung hebelte ich Ottar von den Füßen und schleuderte ihn ins Wasser.
Durchnäßt und prustend kletterte er wieder auf das Dock.
»Morgen«, sagte er lachend, »bringe ich dir den Umgang mit der Axt bei.« Wir gaben uns die Hände. Wenn Forkbeard nicht zu Hause war, wachte Ottar über sein Vieh, seine Besitztümer, seinen Hof und sein Vermögen.
»Er spielt vorzüglich Kaissa«, versicherte Forkbeard.
»Ich schlage ihn«, meinte Ottar.
»Das wollen wir erst mal sehen«, bemerkte ich.
Eine Sklavin drängte sich durch die Menge. »Erinnert sich mein Jarl nicht mehr an Gunnhild?« fragte sie und drückte sich an ihn. »Und was ist mit Schmollmund«, fragte ein anderes Mädchen, das ihren Kosenamen offenbar den breiten, sinnlichen Lippen verdankte. Forkbeard fuhr ihr mit den Fingern durchs Haar. »Und Olga?« fragte ein anderes Mädchen, schwarzhaarig und süß anzuschauen.
»Fort mit euch, Mädchen!« lachte Ottar. »Forkbeard hat sich neue Schönheiten mitgebracht!«
Wütend warf sich Gunnhild in Forkbeards Arme, und er begrub ihre Lippen unter den seinen.
»Bereitet alles vor!« sagte er. »Wir wollen feiern!«
»Ja, mein Jarl!« Gunnhild sprang auf und eilte auf die Palisade zu. Die anderen Mädchen taten es ihr nach, begierig, mit den Vorbereitungen für das große Fest zu beginnen.
Dann wandte sich Forkbeard wieder dem Schlangenschiff zu und überwachte das Entladen der kostbaren Beute, die unter Freudenrufen in die Palisade getragen wurde.
Ivar Forkbeard warf den Kopf in den Nacken und lachte brüllend. Auf seinem Schoß saß das Mädchen, das einmal Aelgifu gewesen war; sie hatte die Arme um seinen Hals gelegt, und ihre Lippen liebkosten ihn; der neue Name der Tochter Gurts, des Administrators von Kassau, war ›Schätzchen‹. Sie trug einen schwarzen Metallkragen und das Brandzeichen ihres Herrn. Auf der anderen Seite schmiegte sich Gunnhild an den großen Mann.
Ich hielt das riesige Trinkhorn des Nordens in der Hand. »Das Ding kann man ja gar nicht hinstellen«, sagte ich verwirrt.
Wieder lachte er.
»Wenn du es nicht leertrinken kannst«, sagte er, »gib es weiter!«
Ich legte den Kopf zurück und leerte das Horn.
»Großartig!« rief Forkbeard.
Dann reichte ich das Trinkgefäß an Thyri weiter, die vor mir kniete.
»Jawohl, mein Jarl«, sagte sie und lief davon, um das Horn in dem großen Bottich zu füllen.
»Deine Halle«, sagte ich zu Forkbeard, »entspricht nicht ganz den Vorstellungen, die ich mir gemacht hatte.«
Ja, ich hatte erfahren müssen, daß meine Erwartungen hinsichtlich der ›Hallen‹ des Nordens ganz und gar nicht der Wirklichkeit entsprachen. Die echten Hallen, weiträumig und mit hohen Stützpfeilern, aus edlen Hölzern erbaut, voller Bänke und hoher Pfeiler, voller Täfelungen, Schnitzereien und kostbaren Wandteppichen und Gehängen, mit riesigen Feuern und hängenden Kesseln – diese
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