GOR-Zyklus 12 - Die Bestien von Gor
ich. Ich hielt die Gelegenheit für gekommen, Imnak einen Tro p fen seiner eigenen Medizin zu reichen.
»Man muß sich vorsehen, mit welchem Sleen man spricht«, sagte Imnak. »Es gibt eine Zeit für das Reden und Locken und eine Zeit für das Mundhalten.«
»Ich verstehe«, sagte ich lächelnd.
»Du kannst ruhig mit ihm reden«, fuhr Imnak fort, » a ber an deiner Stelle würde ich es lieber nicht tun. Der Breitkopf da ist sehr gefährlich.«
»Man muß sich den Sleen aussuchen, mit dem man redet, ja?« fragte ich.
»Genau.«
Ich fischte mir die Lanze aus dem Wasser und war in meiner Bewaffnung jetzt wieder komplett.
»Arlene braucht etwas für unsere Suppe«, sagte ich zu dem Sleen. »Kannst du uns da aushelfen?«
»Halt den Mund!« flüsterte Imnak entsetzt.
»Ich dachte, du hättest gesagt, er mag mich.«
»Vielleicht tut er nur so«, sagte Imnak. »Wir warten einfach, bis er verschwindet, dann fahren wir ins Lager zurück.«
»Nein«, sagte ich.
»Wir haben zwei Sleen.«
»Du hast zwei Sleen«, betonte ich.
»Sei kein Dummkopf, Tarl, der mit mir jagt!«
»Ich bin überzeugt, er ist ein wirklich netter Bursche.«
»Paß auf!« rief Imnak. »Er kommt!«
Ich ließ die Harpune fallen, denn es wäre sehr schwi e rig gewesen, das Tier damit von vorn zu treffen. Die knöcherne Spitze hätte den dicken Schädel vermutlich nicht durchstoßen, und die schmale Vorderfront des Kö r pers unter Wasser zu treffen, wäre äußerst schwierig g e wesen. Ich stieß die Lanzenspitze in das vorgestreckte, mit Zahn-Doppelreihen bewehrte Maul; es drang durch die Seite tief ein und spießte das Tier einen Meter weit auf. Der Angreifer bäumte sich dicht neben dem schw a chen Boot sechs Fuß hoch aus dem Wasser. Beide Hände um den Speerschaft gelegt, drängte ich das zuckende Tier zur Seite, daß es nicht auf mein Boot fiel. Eine der ries i gen Flossen traf mich, stieß mich zur Seite, wobei sich der Sleen von der Lanze löste. Er umschwamm mich, während heißes Blut aus dem Maul in das kalte Wasser strömte. Ich nutzte die Zeit, meine Harpune ein zweite s mal an der Leine aus dem Wasser zu ziehen, denn sie war mir erneut abhanden gekommen. Ich befestigte die leic h te Harpune in der Kerbe des Wurfbretts, und ehe das U n geheuer sich in meine Richtung wandte, ließ ich das Brett nach vorn und unten schnappen und brachte das Geschoß auf den Weg. Der Knochenwiderhaken verschwand im Widerrist des aufgebrachten Tiers, das sofort zu tauchen begann. Blasen und Blut stiegen an die Oberfläche. Si r rend entrollte sich die Leine aus ihrer Vertiefung und verschwand im Wasser. Kurze Zeit später tauchten der Harpunenschaft mit der Vorspitze an der Wasseroberfl ä che auf, während die eigentliche Harpunenspitze, an der die Leine festgemacht war, in der Wunde festsaß. Ich steuerte die Leine so gut ich konnte. Der Sleen war ein ausgewachsener, riesiger Breitschädel, achtzehn bis zwanzig Fuß lang und etwa tausend Pfund schwer. S o bald die Leine ganz ausgelassen war, mochte das Kajak mit unter Wasser gezogen werden. Imnak kam mir zu Hilfe; gemeinsam zerrten wir an der Leine. Beide Kajaks neigten sich nach vorn. »Er versucht zu fliehen«, sagte Imnak und ließ die Leine los. Mein Kajak wurde heru m gezogen, und dann ging sein Bug nach unten; es wurde von dem See-Ungeheuer tief unter mir gezogen. »Kapp die Leine!« rief Imnak. »Er flieht unter das Eis!« Ich en t deckte weiter vorn eine Eisschicht. »Leine los!« rief I m nak. Doch ich gab meine Beute nicht frei. Ich war en t schlossen, das Monstrum nicht freizugeben. Ich hielt die Leine um die linke Hand gewickelt und stieß mit der Lanze gegen das Eis. Doch die Lanze rutschte ab, die Leine glitt zur Seite, und ich wurde mitsamt dem Kajak auf das Eis gezerrt. Ich glitt darüber hin, kam davon frei und rutschte seitlich wieder ins Wasser. »Er flieht aufs Meer hinaus!« rief Imnak und folgte mir so schnell er konnte. Dann erschlaffte die Leine. »Er dreht«, sagte I m nak. »Sieh dich vor!« Nach wenigen Augenblicken sah ich den Körper des Sleen an die Oberfläche kommen. Die Entfernung betrug etwa sechzig Fuß. »Er ist nicht tot«, sagte Imnak. »Das weiß ich«, gab ich zurück. Deutlich war der Atem zu sehen, der aus seinen Nasenlöchern stieg und sich wie ein Nebel über das kalte Wasser au s breitete. Das Wasser schien fettig zu schimmern, denn es hatte zu frieren begonnen. Rings um das Tier war es dunkel von Blut. Wir steuerten unsere Kajaks näher he r an, um dem
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