GOR-Zyklus 13 - Die Erforscher von Gor
war so breit, daß er sogar dem Vosk den Rang streitig machen konnte – ein Fluß, den Shaba Ua nannte.«
»Ja«, bestätigte Samos.
»Wegen seiner zahlreichen Stromschnellen und Katarakte ist er allerdings unpassierbar.«
»Es ist unbekannt«, bestätigte Samos, »wie ausgedehnt diese Hindernisse sind oder ob Straßen oder Nebenkanäle angelegt werden können.«
»Shaba vermochte dem Fluß mit seinen Männern und Booten nur ungefähr hundert Pasang weit zu folgen«, sagte ich, »mußte jedoch vor großen Katarakten umkehren.«
»Die Bila Huruma-Fälle, wie er sie taufte«, äußerte Samos.
»Die Boote waren zu groß zum Tragen.«
»Sie waren auch nicht darauf eingerichtet, auseinandergenommen zu werden«, berichtete Samos. »So zwangen die Steilheit des Geländes, der Dschungel und die Feindseligkeit einiger Binnenstämme zum Rückzug.«
»Die Expedition des Shaba kehrte daraufhin zum Ngao-See zurück, beendete die Umschiffung und fuhr später durch die Sümpfe zum Ushindi-See und in die sechs Ubarate zurück.«
»Ja«, äußerte Samos.
»Ein bemerkenswerter Mann«, stellte ich fest.
»Sicherlich einer der führenden Geographen und Forscher Gors«, meinte Samos, »und ein Mann, dem höchstes Vertrauen entgegengebracht wird.«
»Ach?«
»Shaba ist Agent der Priesterkönige.«
»Das wußte ich nicht«, erwiderte ich.
»Du mußt doch ab und zu vermutet haben, daß auch andere der Sache der Priesterkönige dienen.«
»Davon ausgehen mußte ich schon«, entgegnete ich. Allerdings hatte ich Samos in dieser Angelegenheit nie bedrängt. Es erschien mir besser, nicht von zu vielen Agenten der Priesterkönige zu wissen. Im allgemeinen arbeiteten wir unabhängig voneinander – eine grundsätzliche Sicherheitsmaßnahme. Sollte einer von uns gefangen und gefoltert werden, konnte er im Notfall nicht verraten, was er nicht wußte. Natürlich war mir bekannt, daß die meisten Agenten vordringlich Beobachtungen vornahmen und Informationen sammelten. Das Haus des Samos war ein Hauptquartier, zu dem die meisten dieser Agenten direkt oder indirekt Bezug hatten und dem sie Bericht erstatteten. Von hier wurde die Tätigkeit zahlreicher Agenten geleitet und koordiniert. Zugleich war es eine Sammelstelle für Informationen, die in bearbeiteter Form ins Sardargebirge weitergeleitet wurden.
»Warum erzählst du mir das alles?« fragte ich.
»Komm mit!« forderte Samos mich auf und verließ seinen Platz.
Er führte mich aus dem Zimmer. Ich folgte ihm. Wir kamen an den Wächtern vorbei, die an der Tür des großen Saals standen. Samos sagte nichts weiter. Ich folgte ihm mehrere Minuten lang. Er schritt durch etliche große Säle und stieg dann über Rampen und Treppen in die Tiefe. An verschiedenen Punkten, meistens vor Portalen, wurden Zeichen und Gegenzeichen ausgetauscht. An den dicken Wänden begann sich Feuchtigkeit zu zeigen. Immer tiefer drangen wir in die Unterwelt des Bauwerks vor, wobei wir zuweilen Gänge beschritten, die über Käfige hinwegführten. Die hübschen Bewohnerinnen dieser Käfige blickten erschrocken zu uns empor. In einem Korridor kamen wir an zwei nackten Mädchen vorbei, die auf Händen und Knien den Boden schrubbten, bewacht von einem Mann mit Peitsche. In immer tiefere Ebenen führte unser Weg – dabei offenbarte sich uns die ganze Welt des Sklavenhandels.
Es dauerte nicht mehr lange, da hatten wir das unterste Kellergeschoß erreicht, eine Ebene schärfster Sicherheit für die Gefangenen. An den Mauern rieselte Wasser herunter. Hier und dort blinkten Pfützen zwischen den Bodenplatten. Eine Urt verschwand in einer Maueröffnung.
Samos blieb vor einer dicken Eisentür stehen; ein schmaler Fensterschlitz wurde geöffnet, und Samos äußerte die Losung dieses Abends und erhielt die passende Antwort. Die Tür öffnete sich. Zwei Wächter standen dahinter.
Vor der achten Zelle links blieben wir stehen. Samos gab den beiden Männern ein Zeichen. Sie traten vor. Neben der Tür lagen Seile und Haken und etliche Fleischstücke.
»Du darfst drinnen nicht sprechen«, forderte Samos mich auf und reichte mir eine Haube mit Augenlöchern.
»Kennt die oder der Gefangene dieses Haus oder seine Angehörigen?«
»Nein«, entgegnete Samos.
Ich setzte die Kapuze auf, und auch Samos verhüllte sein Gesicht. Die beiden Wächter machten sich gleichfalls unkenntlich. Dann öffneten sie den Beobachtungsschlitz in der Tür, warfen einen Blick hinein und ließen die Tür aufschwingen. Die Türfüllung bewegte
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