GOR-Zyklus 13 - Die Erforscher von Gor
Mann in der Stadt. Er hockte wie eine schlaue Spinne im Netz, Mittelpunkt eines Informationsgewebes, um das ihn mancher Ubar beneidet hätte. Es gab nur wenige Umwälzungen in Schendi, die nicht früher oder später Kipofu gemeldet wurden.
»Dies ist ein Silber-Tarsk«, sagte ich und drückte ihm die Münze in die Hand.
»Ah«, sagte er, wog das Geldstück in der Hand und prüfte seine Dicke. Mit dem Finger fuhr er am Rand entlang, um sich zu vergewissern, daß es nicht geglättet worden war. Er klopfte damit auf seinen Sitzstein. Und obwohl es sich nicht um Gold handelte, steckte er die Münze in den Mund, berührte sie mit der Zunge und biß sogar darauf, um die Festigkeit des Metalls zu prüfen.
»Dieses Geld kommt aus Port Kar«, sagte er dann. Auf beiden Seiten war er mit dem Daumen über die Münze gefahren und hatte natürlich die Initialen erspürt.
»Dieser Mann«, fuhr ich fort, »ist klein und hat einen Buckel. Seine linke Wange ist von einer Narbe entstellt. Er zieht das rechte Bein nach.«
Kipofu wurde plötzlich bleich und erstarrte. Er hob den Kopf und schien ins Leere zu lauschen.
Ich sah mich um. Niemand befand sich in unserer Nähe.
»Es ist niemand hier«, sagte ich. Ich zweifelte nicht daran, daß Kipofu, der angeblich vorzügliche Sinnesgaben besaß, im Umkreis von zwanzig Fuß einen Menschen atmen zu hören vermochte, obwohl wir uns hier auf dem belebten Platz befanden. Ich begann mir Gedanken über den Mann zu machen, dessen bloße Erwähnung bei Kipofu eine solche Reaktion hervorrief.
»Sein Rücken ist bucklig und dann auch wieder nicht«, sagte Kipofu. »Sein Rücken ist gekrümmt und nicht. Sein Gesicht ist vernarbt und auch wieder nicht. Sein Bein ist verkrüppelt und wieder nicht.«
»Weißt du, wer der Mann ist?« fragte ich ihn.
»Forsch nicht nach ihm!« sagte Kipofu. »Vergiß ihn! Flieh!«
»Wer ist er?« fragte ich.
Kipofu hielt mir die Münze wieder hin. »Nimm deinen Tarsk!« sagte er.
»Ich möchte es wissen«, sagte ich entschlossen.
Plötzlich hob Kipofu die Hand. »Hör doch!« sagte er. »Hör genau hin!«
Ich lauschte.
»Es ist jemand hier«, sagte er.
Ich blickte mich um. »Nein«, sagte ich, »es ist niemand hier.«
»Dort!« sagte Kipofu und hob die Hand. »Dort!«
Aber an der Stelle, auf die er deutete, sah ich nichts. »Dort ist nichts zu sehen«, sagte ich.
Ich dachte mir, daß er vielleicht den Verstand verloren hätte. Aber ich schritt in die Richtung, die er mir angezeigt hatte. Nichts lief mir über den Weg. Plötzlich ging mir auf, was er gemeint haben könnte, und meine Nackenhaare sträubten sich.
»Es ist fort«, sagte Kipofu.
Ich kehrte zum Stein des Ubars der Bettler zurück. Er war sichtlich mitgenommen.
»Geh fort!« sagte er.
»Ich muß wissen, wer der Mann ist«, erwiderte ich.
»Geh!« verlangte Kipofu. »Nimm deinen Tarsk zurück!« Er hielt mir die Münze hin.
»Was weißt du über den Goldenen Kailiauk? « Ich ließ nicht locker.
»Eine Paga-Taverne«, sagte er.
»Was weißt du über ein weißhäutiges Sklavenmädchen, das dort arbeitet?« fragte ich.
»Pembe, dem das Lokal gehört, hat seit Monaten kein weißes Mädchen mehr beschäftigt.«
»Ah!« sagte ich.
»Nimm deinen Tarsk zurück!« forderte Kipofu.
»Behalt ihn!« sagte ich. »Du hast mir vieles erzählt, was ich wissen wollte.«
Dann machte ich kehrt und ließ Kipofu, den ungewöhnlichen Ubar der Bettler Schendis, allein zurück.
11
Das Mädchen stand vor der dicken Holztür in der dunklen Straße und klopfte energisch viermal, gefolgt von einer Pause, ehe sie noch zweimal anschlug. Neben der Tür brannte eine winzige Tharlarionöllampe. Ich vermochte ihr dunkles Haar und die hohen Wangenknochen auszumachen. Das flackernde gelbe Licht spiegelte sich auf dem Stahlkragen unter ihrem Haar. Sie trug eine ärmellose braune Sklaventunika, die für ein Tavernenmädchen ziemlich zurückhaltend war.
Sie wiederholte das Klopfen im gleichen Rhythmus.
Sie ging barfuß. In der Hand hatte sie ein kleines Stück gelbe Seide zusammengeknüllt – die Uniform, die sie in Pembes Taverne angehabt hatte.
Sie sah nicht übel aus. Ihr dunkelbraunes Haar fiel schulterlang herab.
Schon gestern abend im Goldenen Kailiauk hatte ich festgestellt, daß sie mit einem barbarischen Akzent sprach. Irgendein Unterton hatte mich zu der Auffassung gebracht, daß sie die englische Sprache beherrschen mochte.
Ich bezweifelte nicht, daß sie mit dem Mann zusammenarbeitete, der sich
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