GOR-Zyklus 15 - Der Schurke von Gor
Wächter zu mir. »Deine Sachen bekommst du an der Tür zurück.«
»Hättet ihr den Topas gefunden«, fragte ich, »was wäre dann aus mir geworden?«
»Du hättest dich im günstigsten Fall auf einen lebenslangen Dienst an Bord einer Staatsgaleere freuen können, am Ruder angekettet.«
»Ich verstehe.«
»Vergiß deine Sachen nicht.«
»Schön.«
An der Tür zog ich die Tunika enger, nahm meinen Geldbeutel und den Schwertgurt samt Waffe. Neben meiner Habe kniete Miß Henderson, an Händen und Füßen gefesselt, am Körper die Robe einer freien Frau.
»Vergiß sie nicht«, sagte der Anführer der Wächter. »Sie gehört dir.«
Ich schaute auf sie nieder. Sie begegnete meinem Blick nicht.
»Männer in ähnlichen Situationen«, sagte der Wächter, »haben solche Frauen sofort auf den Sklavenmarkt gebracht.«
Ich hockte neben Miß Henderson nieder und löste ihre Fußfesseln. Dann zog ich sie hoch und befreite sie auch von den Schnüren um die Arme. Dann verließ ich das kleine Victoria-Hauptquartier der Gardisten. Sie folgte mir nach draußen. Einige Schritte von dem Gebäude entfernt, drehte ich mich zu ihr um.
»Wenn du Geld brauchtest oder besitzen wolltest«, sagte ich, »hätte ich dir welches gegeben.«
»Bleib heute nacht bei mir«, bat sie.
»Ich gehe in die Paga-Taverne.«
»Warum?«
»Dort findet man die interessanteren Frauen!«
»Warum sind Sklavinnen interessanter als freie Frauen?«
»Weil sie Sklavinnen sind, die fraulichsten aller Frauen.«
»Widerlich«, sagte sie. »Meinen Willen könnte nie ein Mann brechen.«
»So etwas sagt stets nur eine Frau, die sich danach sehnt, von einem starken Mann überwältigt zu werden.«
»Ja, überwältige mich heute nacht«, bat sie. »Mach mich zur Sklavin!«
»Du bist eine Frau der Erde.«
»Ich verstehe – zu nobel und zu fein, ganz anders als eine Sklavin.«
»Natürlich – muß ich dir das immer wieder sagen?«
»Jason«, fragte sie, »wo ist der Topas?«
»Welcher Topas?« fragte ich zurück.
Sie stieß einen zornigen Schrei aus, aber ich hatte mich schon abgewandt und machte mich auf den Heimweg.
18
»Haltet den Dieb!« rief der rundliche Mann, dem die Roben um den Leib schlackerten.
Ein fixer kleiner Bursche huschte von ihm fort, eine pralle Börse in der Hand, deren Schnur er durchgeschnitten hatte. In der Rechten schwenkte der kleine Mann einen langen Dolch.
Männer traten zur Seite, um den Dieb durchzulassen.
»Aufhalten!« rief der rundliche Mann keuchend und stolperte ungeschickt hinter dem Fliehenden her.
Einen Ballen Repfasern auf dem Rücken tragend, verfolgte ich die Szene.
Als der Fliehende in meine Nähe kam, setzte ich den Ballen ab und schob ihn ihm abrupt in den Weg. Er prallte dagegen, stolperte darüber und rollte auf den Holzdielen der Pier ab. Ich stürzte mich auf ihn. Auf dem Rücken liegend, hieb er mit der Klinge nach mir, doch ich umfaßte sein Handgelenk mit beiden Händen und zerrte ihn hoch. Die Börse ließ er dabei fallen. Zweimal wirbelte ich ihn am Handgelenk herum und schleuderte ihn, getrieben von großem Anschwung, in einen Berg Nagelfässer, die etwas seitlich gelagert waren. Sie ergossen sich über ihn. Als ich ihn wieder zu mir zerrte, war er schon ziemlich benommen und blutete auch aus einigen Wunden. Splitter steckten in seiner Tunika und in seinem Gesicht. Mit beiden Händen brach ich ihm das Handgelenk und trat das Messer zur Seite, das zu Boden fiel. Anschließend drehte ich ihn zu mir herum. Seinen Unterarm umklammernd, starrte er mich aus weit aufgerissenen Augen an. Ein Knochenstück ragte durch die Haut. Ich versetzte ihm einen energischen Tritt, und er brüllte vor Schmerzen. Ich drehte ihn um, packte ihn am Nacken, drängte ihn zum Kai, wo ich sein Fußgelenk packte und ihn kopfüber ins Wasser stürzen ließ. Er schwamm sofort zur Küste und watete gleich darauf hastig aus dem Wasser. Zweimal schrie er noch auf. Als er dann zwischen den Stützen der nächsten Pier im flachen Wasser stand, schlug er sich verzweifelt gegen die Beine, in dem Bemühen, zwei Flußaale loszuwerden, die sich festgebissen hatten. Torkelnd, breitbeinig, ging er wieder an Land.
»Wo sind die Wächter, ihn zu verhaften!« japste der Beleibte, der die Kastenfarben Weiß und Gold trug und offensichtlich Kaufmann war.
»Es gibt in Victoria keine Wächter«, sagte ich.
»Zwei Kupfer-Tarsks, für jeden von euch«, sagte der Kaufmann zu zwei Hafenarbeitern in der Nähe, »wenn ihr den Kerl einfangt,
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