GOR-Zyklus 17 - Die Wilden von Gor
langsam drehte. So entwickelte sich die Erzählung Bild für Bild, wie sie erlebt wurde.
»In mancher Beziehung ist diese Geschichte nicht untypisch«, erläuterte Kog. »Die Symbole hier stellen ein Stammeslager dar. Weil nur wenige Behausungen zu sehen sind, handelt es sich um ein Winterlager. Dies ergibt sich auch aus den Punkten, die Schnee darstellen.«
Ich betrachtet die Zeichnungen. Sie waren sehr sorgfältig und bunt ausgeführt. Alles in allem waren sie sehr klein und fein gestaltet und glichen Miniaturen. Der Mann, der die Farbpigmente auf die Lederfläche übertragen hatte, war geduldig und geschickt vorgegangen. Er hatte sich große Mühe gegeben. Den roten Wilden bedeutete die Wahrheit sehr viel.
»Diese wie eine Säge gezackte Linie«, erklärte Kog, »deutete an, daß im Lager Hunger herrscht: das nagende Gefühl im Magen. Dieser Mann, in dem wir den Künstler sehen und den wir Zwei Federn nennen wollen, wegen der beiden Federn neben ihm, legt Skier an und verläßt das Lager. Er nimmt Pfeil und Bogen mit.«
Ich verfolgte, wie Kog langsam das Leder drehte. Die Zeichnungen werden zunächst mit einem spitzen Stock auf dem Leder eingeritzt. Viele erhalten anschließend schwarze Umrisse. Die auf diese Weise entstehenden umschlossenen Flächen werden anschließend eingefärbt. Vorwiegend kommen dabei gelbe, rote, braune und schwarze Pigmente zur Verwendung. Diese werden vorwiegend aus zerstoßener Erde, Ton und zerkochten Wurzeln gewonnen. Blaue Farbe stellt man aus blauem Schlamm, Gantkot und zerkochtem fauligen Holz her. Grüne Schattierungen lassen sich aus verschiedenen Quellen gewinnen: Erde, zerkochtes fauliges Holz, Kupfererz und Algen. Die Pigmente, die im allgemeinen mit heißem Wasser oder Leim angemixt sind, werden mit einem zerkauten Stock oder einer kleinen Bürste oder einem Stift aus porösem Knochen aufgetragen, normalerweise mit dem Schulterblattrand eines Kailiauk oder dem Endstück des Beckenknochens. Beide Knochen enthalten Honigwabenstrukturen, die das glatte Auftragen von Farben ermöglichen.
»Dieser Mann ist zwei Tage lang unterwegs«, sagte Kog und deutete auf zwei gelbe Sonnen am Himmel des Leders. »Am dritten Tag stößt er auf die Fährte eines Kailiauk, der er folgt. Er trinkt geschmolzenen Schnee, den er im Mund behält, bis er sich erwärmt. Er ißt getrocknetes Fleisch. Am dritten Tag macht er sich kein Feuer an. Daraus können wir schließen, daß er sich nun im Land seiner Feinde befindet. Gegen Abend des vierten Tages sichtet er weitere Spuren. Andere Jäger, auf Kaiila reitend, folgen den Kailiauk wie unser Mann. Es ist schwierig, ihre Zahl zu bestimmen, denn sie reiten hintereinander, so daß die Hufabdrücke eines Tiers die der anderen überdecken und auslöschen. Unserem Mann ist das Herz schwer geworden. Soll er zurückkehren? Er weiß nicht, was er tun soll. Er muß die Sache erst einmal überträumen.«
»Es könnte alles nur ein Zufall sein«, meinte Samos.
»Das glaube ich nicht«, meinte Kog.
»Diese Haut«, meinte Samos, »gibt vielleicht nur die verrückten Phantastereien eines unwissenden Wilden wieder. Vielleicht auch nur einen seltsamen Traum.«
»Die Anordnung und Klarheit des Berichts deutet eher auf eine reale Grundlage«, erwiderte Kog.
»Hier wird uns ein Traum geschildert«, beharrte Samos.
»Vielleicht«, räumte Kog ein.
»Solche Menschen unterscheiden nicht so klar zwischen Traum und Wirklichkeit.«
»O doch!« widersprach Kog. »Nur halten sie beides für real.«
»Bitte fahr fort!« bat ich.
»Hier, in seinem Traum«, sagte Kog und deutete auf eine Reihe von Piktogrammen, die einer kleinen Spirale folgten, »sehen wir, daß der Kailiauk den Mann zu einem Mahl einlädt. Vermutlich ein günstiges Vorzeichen. Zu dem Fest in das Haus des Kailiauk aber kommt ein schwarzer Gast. Seine Umrisse sind verwischt, wie du siehst. Der Mann hat Angst. Er spürt große Macht in dem schwarzen Gast. Der Kailiauk beruhigt den Mann, er brauche keine Angst zu haben. Der Mann nimmt aus den Händen des schwarzen Gastes Fleisch entgegen. Es soll sein Verbündeter und Beschützer sein. Er kann es als Medizin einnehmen. Der Mann erwacht. Er hat große Angst vor dieser seltsamen Medizin. Der Traum ist aber sehr stark, und er weiß, daß er nicht darum herumkommt. Von nun an weiß er, daß seine Medizin mit dem geheimnisvollen schwarzen Gast gleichzusetzen ist.«
»Von woher kam nach Auffassung des Mannes diese heilende Medizin?« fragte Samos.
»Gewiß
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