GOR-Zyklus 17 - Die Wilden von Gor
heimlich durch das Gras angeschlichen. Die Prärie schien plötzlich von ihnen zu wimmeln. Sie eilten zwischen den Wagen hindurch. Besonders schlimm erging es dabei den größeren Wagen weiter westlich, den Siedlertrecks mit den Familien; sie waren praktisch wehrlos. Mein Wagen stand bei den Soldaten. Im Südosten erschienen aus einigen Senken plötzlich Hunderte von Reitern. Alfred war offensichtlich in eine Falle gelockt worden. Übergangslos sah er sich einer unbesiegbaren Übermacht gegenüber, schwenkte herum und floh, energisch verfolgt, zu den Wagen zurück. Dabei verlor er sicher viele Männer. Als er unser Lager erreichte, brannten die Siedlerwagen bereits. Er wollte ihnen nicht zu Hilfe kommen. Vielmehr rief er seine Männer zusammen und befahl den Rückzug nach Norden. Aus dieser Richtung hatten die Wilden zu Fuß angegriffen.«
»Und die Infanterie?«
»Die kämpfte allein«, antwortete sie.
Ich nickte. Es war nicht schwer, sich Alfreds Überlegungen vorzustellen. Die zu Fuß kämpfenden Wilden würden seine Kavallerie nicht aufhalten können, und die Verfolger aus Süden oder Südosten mochten an den Wagen aufgehalten werden, denn dort würden sie an seine allein kämpfende Infanterie geraten.
»Fahrer sprangen von den Kutschböcken und liefen um ihr Leben«, fuhr das Mädchen fort. »Ich schrie auf. Mein Kutscher war verschwunden. Die Tharlarion, von dem Durcheinander erschreckt, zerrten den Wagen hierhin und dorthin, vorwiegend aber in östliche Richtung, weg von Qualm und Lärm. Ich verlor die Balance und fiel in den Wagen. Ich vermochte die Tharlarion nicht anzuhalten. Die Zügel schleiften außerhalb. Einen Viertel-Pasang weit wurde der Wagen gezogen, zwischen Soldaten und anderen Wagen und Kämpfern hindurch. Ich sah, wie ein Infanterist einen Kavalleristen umbrachte und seine Kaiila an sich brachte. Alfred floh mit seinen Reitern nach Norden, mußte aber entsetzt feststellen, daß sein Plan vorausgeahnt worden war. Aus Norden und Westen schwärmten neue rothäutige Kaiilakrieger herbei.«
Ich nickte. Gewiß hatten die Wilden seine Reaktion vorausgeahnt. Die Planung, die hier zutage trat, zeugte von Intelligenz und Übersicht. Insbesondere die Positionierung und zeitliche Abfolge der Angriffe bewiesen einen ausgeprägten Sinn für die Möglichkeiten und phasenweisen Entwicklungen einer Schlacht. Während des Kampfes werden taktische Befehle bei roten Kriegern gewöhnlich durch Pfiffe oder die Bewegungen langer gefiederter Kampfstäbe weitergegeben.
»Männer liefen kopflos um meinen Wagen. Ich sah Alfred, wie er sich auf seiner Kaiila hierhin und dorthin wandte. Ich streckte die Hand nach ihm aus, ich machte mich durch einen Schrei bemerkbar. Er schaute mich an, beachtete mich aber nicht. Überall kämpften Infanteristen gegen Kavalleristen, um in den Besitz der Reittiere zu gelangen. Die Wilden aus dem Süden waren auf die Kampflinien der Infanteristen gestoßen und hatten sie nicht überrennen können.«
Nickend ermutigte ich sie zum Weitersprechen. Eine goreanische Infanterie, die sich gestaffelt formierte und ihre Lanzen fest in die Erde stemmte, vermochte einen leichten Kavallerieangriff ohne weiteres zurückzuschlagen.
»Wieder rief ich Alfred etwas zu, aber er beachtete mich nicht«, fuhr sie fort.
Die roten Wilden waren sicher überrascht gewesen, die Infanterie nicht überwinden zu können. Aber natürlich kann man solche Stellungen mühelos umgehen.
»Überall waren Männer«, fuhr die Gefangene fort. »Die aus Norden und Westen kommenden Wilden galoppierten zwischen den Wagen hindurch. Einige rasten schrill schreiend wenige Fuß entfernt an mir vorbei. Sie und ihre Tiere waren mit Farben bedeckt, Federn steckten in ihrem Haar und waren in den seidigen Mähnen der Kaiila festgesteckt.«
»Was war mit den Ungeheuern aus deinen Wagen?« fragte ich. »Den zottigen Wesen, die selbst Waffen tragen, die aufrecht gehen können, wenn sie wollen?«
Sie blickte zu mir auf.
»Ich weiß über diese Ungeheuer Bescheid«, sagte ich. »Nun red schon! Wie viele waren es?«
»Siebzehn«, antwortete sie verzagt.
»Was ist aus ihnen geworden?«
»Als der Kampf begann, verließen sie die Fahrzeuge«, sagte sie. »Einige töteten Männer, die ihnen in den Weg gerieten, sogar die eigenen Soldaten, die nicht wußten, womit sie es zu tun hatten. Andere kämpften gegen Wilde. Einige wurden von Wilden getötet. Andere bildeten eine kleine Gruppe und versuchten sich mitten durch das Kampfgetümmel
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