GOR-Zyklus 18 - Die Blutsbrüder von Gor
wollte ihn nicht verteidigen«, sagte Cuwignaka entsetzt. »Sein Schild hat ihn verraten. Ich habe von solchen Dingen erzählen hören! Aber noch nie habe ich es selbst beobachtet – bis jetzt!«
Ein Söldner preschte auf einer Kaiila vorüber. Seine Lanze wirkte schwarz in der Dämmerung.
Ich packte eine herbeistürmende Frau am Handgelenk, ehe sie mir ihr Messer in den Leib stoßen konnte. Aufschreiend ließ sie die Waffe fallen, und ich zerrte sie auf meine Kaiila. Cuwignaka nahm das Kind, das zu der Frau gehörte, und schob den Jungen hinter ihr auf das Reittier.
»Du willst nicht fliehen?« fragte mich Cuwignaka.
»Ich verlasse dieses Feld nicht ohne dich«, sagte ich.
»Los!« brüllte Cuwignaka und versetzte der Kaiila einen energischen Schlag. »Los!« Das Tier trabte in die Dunkelheit, suchte sich einen Weg durch das Gewirr der Menschen.
Über uns, keine zwanzig Fuß entfernt, peitschten Tarnflügel durch die Luft. Staub wirbelte vom Boden hoch. Die Hufe einer passierenden Kaiila stießen mich um. Ich rappelte mich wieder auf und wischte mir den Staub aus den Augen.
»Ich bin hier«, sagte Cuwignaka und packte mich am Arm. »Komm mit.«
»Kinyanpi!« sagte ich. »Sie werden die Außenbereiche des Lagers überwachen und die Felder nach Flüchtlingen absuchen.«
»Deshalb müssen wir im Lager bleiben«, sagte Cuwignaka. So arbeiteten wir uns durch die Schatten vorwärts, fort vom Ort des Todes, manchmal rennend, manchmal geduckt kriechend. Kurze Zeit später hatten wir uns in einem der übriggebliebenen Zelte versteckt. Das Getrappel von Kaiilahufen, das schnell leiser wurde, ließ uns aufhorchen.
»Sie reiten aus dem Lager, um Flüchtlinge zu verfolgen!« sagte ich.
»Hartnäckig sind sie!« sagte Cuwignaka.
»Das ist die Disziplin der Söldner und der Ungeheuer«, antwortete ich.
»Anzunehmen.«
»Wohin willst du?«
»Vielleicht ist er nicht tot«, sagte Cuwignaka.
»Hci?« wollte ich wissen.
»Natürlich!«
»Du schleichst dich zurück?«
»Ja.«
»Ich begleite dich.«
»Das ist nicht nötig!«
»Ich begleite dich!«
»Es ist gefährlich.«
»Für einen wird es gefährlicher sein als für zwei«, widersprach ich.
»Mitakola«, sagte Cuwignaka.
»Mitakola«, antwortete ich. In der Sprache der Kaiila bedeutet dieses Wort »mein Freund«.
Ich hielt es nicht für erforderlich, Cuwignaka mitzuteilen, daß ich mich selbst um Hci hatte kümmern wollen. Ehe wir das Zentrum des Lagers verließen, hatte ich gesehen, wie er sich bewegte.
Verstohlen verließen wir das Zelt. Wir mußten schnell handeln, ehe die Gelbmesser und die Söldner ins Lager zurückkehrten. Danach würde es mit der Disziplin zunächst vorbei sein. Danach würde man sich über die Toten hermachen, um Trophäen zu erbeuten.
28
»Ich habe gelogen«, sagte Hci.
Er lag im Dunkeln in Grunts Zelt. Es ging auf meinen Wunsch zurück, daß wir uns in diesem Zelt versteckt hatten. Hier lagerten Dinge, die mich interessierten. Außerdem gab es Vorräte an Trockenfleisch und Dörrmasse.
»Ich hatte Canka den Pfeil gestohlen«, fuhr er fort. »Ich war es, der den Angriff auf Mahpiyasapa vortäuschte. Ich beschuldigte Canka, ihn umbringen zu wollen.«
»Das ist uns bekannt«, sagte Cuwignaka. »Ich glaube, daß auch Mahpiyasapa Bescheid weiß, ebenso wie viele andere.«
»Ich leistete einen Schwur auf meinen Schild«, sagte Hci.
Cuwignaka antwortete nicht.
»Der Schild wußte Bescheid«, sagte Hci. »Er kämpfte gegen mich. Ehrbefleckt, wie ich war, wollte er mich nicht verteidigen.«
»Ruh dich aus«, sagte Cuwignaka.
Wir vernahmen lautes Singen und Grölen in der Ferne: Gelbmesser und Söldner feierten dort gemeinsam ihren Sieg.
»Du bist zurückgekommen, um mich zu holen«, sagte Hci.
»Ja«, erwiderte Cuwignaka.
»Warum?«
»Ich bin ein Kaiila.«
»Ich hatte nicht geglaubt, daß du ein Kaiila wärst.«
»Das war ein Irrglaube.«
»Ja«, sagte Hci. »Ich habe mich geirrt.«
»Ist er tot?« fragte ich.
»Nein«, entgegnete Cuwignaka, »er schläft nur.«
29
»Sie genießen ihre Feier«, sagte Cuwignaka.
Wir lagen hinter der kleinen Anhöhe und schauten auf die Lagerfeuer der Sieger hinab.
Ich mußte etwas feststellen. Auch Cuwignaka, der darauf bestanden hatte, mich zu begleiten, wollte etwas in Erfahrung bringen, etwas, für das er sich interessierte.
»Dort«, sagte ich, »im großen Kreis, an den Ehrenplätzen – siehst du die Ungeheuer?«
»Ja«, antwortete mein Freund.
»Das sind
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