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GOR-Zyklus 19 - Kajira von Gor

GOR-Zyklus 19 - Kajira von Gor

Titel: GOR-Zyklus 19 - Kajira von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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Tatrix, so hatte Ligurious mir versichert, hatte keine Geheimnisse vor ihrem Volk. Es sei gut für das Volk einer Tatrix, ihre Herrscherin voller Liebe und Anbetung betrachten zu können. »Ja, Herrin«, hatte Susan mit gesenktem Kopf erwidert, und ich hatte mich gefragt, ob Ligurious die Wahrheit gesagt hatte. Zumindest bestand kein Zweifel mehr, daß die Gesichtszüge der Tatrix in Corcyrus inzwischen ziemlich bekannt waren. Noch heute früh war ich unverschleiert in einer großen offenen Sänfte von Sklaven durch die Straßen Corcyrus' getragen worden, begleitet von Ligurious, flankiert von Wächtern, angekündigt von Trommeln und Trompeten: Die Menschenmassen hatten gejubelt. »Dein Volk liebt dich«, hatte Ligurious gesagt. Ich hatte grüßend die Hand gehoben, mich verneigt und gelächelt. Dabei hatte ich mich anmutig und würdevoll gegeben, wie es mir Ligurious beigebracht hatte. Es war ein aufregendes Erlebnis für mich gewesen: die Menschen, die Läden, die Straßen, die Gebäude. Zum erstenmal hatte ich das Palastgrundstück verlassen können. Die Straßen waren sauber und wunderschön. Blumenduft lag in der Luft. Verschleierte Mädchen hatten vor der Sänfte Blütenblätter gestreut.
    »Wegen des Ärgers mit Argentum ist es gut, wenn du dich vor dem Volk zeigst«, hatte Ligurious gesagt.
    »Was haben wir denn für Ärger mit Argentum?« hatte ich gefragt.
    »Es ist dort zu Scharmützeln gekommen«, sagte er. »Schau – dort ist die Bibliothek des Anisthenes.«
    »Wunderschön«, sagte ich und betrachtete den prächtigen Vorbau, die schmalen, langen Säulen, den hübsch geschwungenen Ziergiebel mit den Friesen.
    »Was für Ärger gibt es mit Argentum?« wiederholte ich.
    »Dies ist die Prachtstraße des Iphicrates«, sagte er.
    Die Menschen links und rechts der Straße zeigten sich nicht überrascht, daß mein Gesicht nicht von Schleiern verdeckt wurde. Vielleicht entsprach es ja tatsächlich einer Tradition, wie Ligurious gesagt hatte, daß die Tatrix sich so vor ihrem Volk zeigte. Jedenfalls schien die Reaktion der Bürger ihn zu bestätigen, was mich doch etwas beruhigte. Allenfalls mochte ihre Reaktion eine Art Respektbezeigung vor meinem Mut sein, mich ohne Schleier zu zeigen.
    Einmal kamen wir an fünf knienden Mädchen vorbei, ein andermal an einem Sklavenmarkt, und es machte mir Mühe, die Augen von den Mädchen loszureißen. Ich erbebte innerlich: Ich sah versklavte Frauen, die wie eine Ware zum Verkauf geboten wurden! Was für ein schreckliches Schicksal!
    »Heil Sheila, Tatrix von Corcyrus!« riefen Stimmen.
    »Das Volk liebt dich«, sagte Ligurious.
    Auf dieser Welt, so sagte ich mir, konnte ein Mädchen der Besitz eines Mannes sein, ähnlich wie ein Gegenstand. Ich bekämpfte die Gefühle, die bei diesem Gedanken in mir aufwallten. Vergeblich versuchte ich die Erinnerung an die knienden Sklavinnen zu vertreiben: Ich kam nicht darum herum, daß mich ihr Schicksal erregte. Von Zeit zu Zeit drängte das Volk näher an die Sänfte heran. Wächter, die zu beiden Seiten aufpaßten, schoben sie mit Speerschäften zurück. Inmitten dieser Wächter schritt Drusus Rencius. Er war mir vor einigen Wochen als Leibwächter zugeteilt worden. Soldaten folgten der Sänfte. Einige trugen Leinensäcke über den Schultern und warfen ab und zu Münzen oder Teile von Münzen auf die Straße. Ich hielt das für eine nette Geste. Das Volk balgte sich um die Stücke. Anscheinend hielten sie sie für sehr wertvoll. Ich lächelte und winkte der Menge zu. Ab und zu warf ich auch Drusus Rencius einen Blick zu, der sich jedoch nur für die Menschenmassen interessierte. Äußerlich mochte ich gutgelaunt und charmant wirken; drinnen aber tobten beinahe nicht zu bändigende Gefühle. Auf was für einer Welt befand ich mich hier! Ich hatte es nicht für möglich gehalten, daß eine Frau dermaßen erregt sein konnte. Wieder betrachtete ich Drusus Rencius und die anderen Wächter von Corcyrus und fragte mich, wie es wohl wäre, wenn ich im Besitz eines solchen Mannes stünde. Der Gedanke raubte mir beinahe das Bewußtsein. Zweifellos verstanden sie sich darauf, einer Frau ihre Sklaverei bewußt zu machen.
    »Stimmt etwas nicht, meine Tatrix?« fragte Ligurious.
    »Nein, nein!« rief ich, mühte mir ein Lächeln ab und winkte wieder. Ich konnte nur hoffen, daß der praktische, strenge Ligurious, erster Minister von Corcyrus, nicht ahnte, wie es um mich bestellt war.
    Nach einiger Zeit näherte sich die Prozession wieder dem

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