Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GOR-Zyklus 20 - Die Spieler von Gor

GOR-Zyklus 20 - Die Spieler von Gor

Titel: GOR-Zyklus 20 - Die Spieler von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
Vom Netzwerk:
Tharlarionreiters durch seine Ubara, die ich im Gegenzug mit dem Schriftgelehrten schlagen würde. Ein Tharlarionreiter gegen eine Ubara, ein Tausch zu meinen Gunsten. Danach wäre es bei meinem überwältigenden Vorsprung in der zahlenmäßigen Überlegenheit ein leichtes, das Spiel in kurzer Zeit zu beenden.
    »Ich verstehe«, sagte er.
    »Und ich hatte Rot«, erinnerte ich ihn. Gelb eröffnet. Das erlaubt ihm, die ersten Züge zu diktieren, was natürlich die Offensive zur Folge hat. Viele Kaissa-Spieler – nicht nur Mitglieder der Kaste der Spieler – kennen verschiedene Eröffnungen mit zahlreichen Varianten, die etliche Spielzüge vorausbestimmen. Das ist einer der Gründe, warum die Spieler, die Rot haben, sich gelegentlich gewisser ungewöhnlicher oder exzentrischer Verteidigungszüge bedienen, die zumindest theoretisch von schwacher Natur sind. Auf diese Weise wird das Spiel aufgelockert, und man ist gezwungen, sich neue Züge einfallen zu lassen, selbst wenn sie zweifelhaft sind. Haben diese ungewöhnlichen oder exzentrischen Verteidigungen dann Erfolg, halten sie natürlich bald Einzug in die allgemeine Spiellehre. Übrigens ist es auf der Meisterebene nicht ungewöhnlich, daß Rot wegen der mit dem zweiten Zug einhergehenden Nachteile auf ein Unentschieden spielt.
    »Du hast noch immer Rot«, bemerkte mein Gegner.
    »Ich habe lange auf diesen Augenblick der Vergeltung gewartet«, sagte ich. »Mein Triumph wird um so süßer sein, da ich so viele schnelle, überaus demütigende Niederlagen von deiner Hand hinnehmen mußte.«
    »Deine Einstellung ist bemerkenswert«, sagte er. »Ich bezweifle, daß mir ein Sieg einen befriedigenden Ausgleich für hundert irgendwie peinliche Niederlagen bringen würde.«
    »Es ist nicht so, daß ich so schlecht bin«, sagte ich bescheiden. »Du bist nur ziemlich gut.«
    »Vielen Dank.«
    Um ehrlich zu sein, ich war noch nie gegen einen besseren Gegner angetreten. Viele Goreaner sind in diesem Spiel recht geschickt, und ich hatte mit ihnen gespielt. Ich hatte sogar gelegentlich mit Mitgliedern der Spielerkaste gespielt, aber ich hatte noch nie jemandem gegenübergesessen, der auch nur annähernd die Klasse meines Gegners gehabt hätte. Sein Spiel war normalerweise genau, fast pedantisch, der geringste Fehler oder die geringste Positionsschwäche des Gegners wurde gnadenlos und vernichtend ausgenutzt; darüber hinaus zeigte er eine glänzende Methodik, wie sie nur bei hochrangigen Spielern vorkam. Sie zeichnete sich durch erstaunliche Kreativität aus. Er gehörte zu den Spielern, die das Spiel nicht bloß spielten, sondern es bereicherten. Außerdem schien er diese Dinge oft – zu meinem Verdruß viel zu oft – mit einer scheinbaren Mühelosigkeit, fast schon anmaßenden Lässigkeit aus dem Ärmel zu schütteln.
    Es ist eine Sache, von jemanden geschlagen zu werden; es ist aber eine ganz andere Sache, wenn es ständig passiert und man schwitzend und verbissen dort sitzt, während der Gegner die meiste Zeit – von dem gelegentlichen Blick auf das Brett und dem damit verbundenen schnellen Zug abgesehen – damit zu verbringen scheint, über den Lagerklatsch oder den Flug der am Himmel vorbeitreibenden Wolken nachzusinnen. Falls das Spiel dieses Mannes eine Schwäche hatte, dann die Neigung, gelegentlich seltsamen oder sogar leichtsinnigen Experimenten zu frönen. Außerdem war ich der festen Meinung, daß er manchmal seine Aufmerksamkeit zu sehr abschweifen ließ, im Vertrauen darauf, Fehler zu meistern. Vielleicht neigte er auch einfach nur dazu, den Gegner zu unterschätzen.
    Er interessierte sich auch für die Psychologie des Spiels. In einem Spiel hatte er die Ubara en prise gesetzt. Ich war der festen Überzeugung gewesen, daß es sich um den Köder einer raffinierten Falle handelte, und hatte mich nicht nur geweigert, ihn anzunehmen, sondern mir die ganze Zeit darüber Sorgen gemacht. Ich hatte die Ubara gemieden und es schließlich geschafft, mein Spiel selbst zum Zusammenbruch zu bringen. Er hatte es dann wieder getan, mit ziemlich dem gleichen Ergebnis. »Mir war gar nicht aufgefallen, daß es en prise stand«, hatte er später zugegeben. »Ich bin in Gedanken ganz woanders gewesen.« Hätte ich es gewagt, diesen Fehlzug auszunutzen, hätte ich nicht bis heute warten müssen, um ein Spiel gegen ihn zu gewinnen. Ja, manchmal konnte er einen aus der Fassung bringen. Ich zweifelte jedoch keinen Augenblick lang, daß die Partien mit ihm mein Kaissa-Spiel wesentlich

Weitere Kostenlose Bücher