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GOR-Zyklus 21 - Die Söldner von Gor

GOR-Zyklus 21 - Die Söldner von Gor

Titel: GOR-Zyklus 21 - Die Söldner von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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Charakterzüge hatte ich vergeblich gesucht. So wie es aussah, war er nicht nur ein militärisches Genie, sondern auch ein großer Politiker. Vielleicht haben die beiden ja mehr gemeinsam, als allgemein angenommen wird. Territorium will nicht nur erobert, sondern auch gehalten werden.
    »Man entfernt die Zivilisten aus der Stadt«, sagte ich. »Sie bekommen aber doch bestimmt keine Passierscheine.«
    »Nein«, bestätigte Mincon.
    »Aber wir brauchen deiner Meinung nach Papiere?«
    »Bedenkt man, wo du hingehst, scheint es angebracht zu sein.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ich habe gesehen, daß du mit dem Schwert umzugehen verstehst«, sagte er. »Und du stammst aus Port Kar.«
    »Ich kenne mich etwas in der Schwertkunst aus. Und ich habe Besitz in Port Kar«, gab ich vorsichtig zu.
    »Möglicherweise bist du sogar Mitglied der Scharlachroten Kaste.«
    »Das könnte sein.«
    »Port Kar befindet sich mit Cos im Krieg.«
    Ich nickte.
    »Wir sind da.« Wir standen vor einer hohen Tür. Mincon führte uns an den Wächtern vorbei in ein Empfangsgemach. Am anderen Ende des Raumes saß ein Offizier an einem Tisch; er wurde von zwei Wächtern beschützt. Hinter ihm und zu seiner Rechten befand sich jeweils eine Tür. Er saß so, daß man auf jeden Fall an seinem Schwertarm vorbei mußte.
    »Man hätte uns einen einfachen Passierschein doch auch in der Halle ausstellen können«, meinte ich.
    Mincon beugte sich zu dem Offizier vor, der ihn anscheinend kannte, und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    »Das denke ich auch«, sagte Hurtha, um dann hinzuzufügen: »Was auch immer das ist.« Er blickte sich mit dem in den Alar verwurzelten Mißtrauen gegen enge Räume und Bürokratie um. »Ich gehe davon aus, daß ich diesen Schein nicht lesen muß. Das wäre nämlich schwierig, da ich nicht lesen kann.«
    »Du könntest es ja lernen«, erwiderte ich etwas gereizt.
    »Was denn, in der kurzen Zeit, bis wir die Scheine bekommen?« fragte er ungläubig.
    »Alar lesen nicht«, sagte Boabissia stolz. »Und wir sind Alar.«
    »Ich bin ein Alar«, stellte Hurtha richtig.
    »Zweifellos bekommen wir die Passierscheine von dem Burschen da«, vermutete ich und zeigte auf den Offizier, mit dem Mincon gerade sprach.
    »Meine Axt wäre mein Passierschein«, sagte Hurtha, »wenn ich sie im Augenblick zur Hand hätte.«
    Zu meiner Überraschung trat Mincon durch die Tür hinter dem Offizier.
    »Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, was hier eigentlich vorgeht«, murmelte ich.
    »Diese Erfahrung durfte ich auch schon öfter machen«, bemerkte Hurtha.
    »Mincon verhält sich seltsam.«
    »Was erwartest du? Er ist kein Alar.«
    »Ich auch nicht.«
    »Ich weiß«, lautete Hurthas Antwort.
    »Das alles ergibt nur wenig Sinn.«
    »Zivilisation ist eine verrückte Angelegenheit.«
    »Vielleicht beflügelt dich das zu einem Gedicht.«
    »Ich habe sogar schon zwei Stück geschaffen. Möchtest du sie hören?«
    »Dafür ist jetzt keine Zeit.«
    »Sie sind recht kurz«, sagte Hurtha. »Das eine hat nur fünfzig Zeilen.«
    »Wenn es unbedingt sein muß.«
    Hurtha räusperte sich. »In den Sälen von Torcodino, unter gehängten Knochen …«
    »Du hast mehr als einhundert Zeilen gedichtet, während wir hier stehen?« fragte ich.
    »Sogar noch viel mehr, aber ich habe vieles wieder verworfen, da es nicht meinen Ansprüchen genügte.« Er räusperte sich. »In den Sälen von Torcodino, unter gehängten, brüchigen Knochen …«
    »Warte«, unterbrach ich ihn, »das ist nicht dieselbe Zeile.«
    »Ich habe sie verbessert.«
    In diesem Augenblick kam Mincon zurück. »Welche guten Neuigkeiten bringst du uns, Freund?« rief ich ihm entgegen.
    »Bitte geh hinein«, bat er mich. »Ihr anderen wartet bitte hier.«
    Wir sahen uns an.
    »Bitte.«
    »Also gut«, sagte ich ergeben.
    »Möchtest du zwei meiner Gedichte hören?« fragte Hurtha.
    »Natürlich«, erwiderte Mincon. Er war ein guter Freund. »Bara!« befahl er Tula.
    »Bara!« befahl ich Feiqa. Die Sklavinnen legten sich sofort auf den Bauch, die Köpfe nach links gewandt, die Handgelenke im Rücken gekreuzt, die Fußgelenke übereinandergelegt. Es ist eine weitverbreitete Position zum Fesseln. Allerdings verzichteten wir darauf. Es genügte, daß sie die Position eingenommen hatten. Hurtha ließ die Seile zu Boden fallen. Nun hatte er die Hände zum Gestikulieren frei, ein wichtiges zusätzliches Element bei der Deklamation von Dichtkunst.
    »Willst du zwei Gedichte hören?« fragte er den Offizier am

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