GOR-Zyklus 21 - Die Söldner von Gor
Soldat, »hier entlang!«
Es roch nirgendwo nach Rauch. Unsere Augen brannten und tränten nicht. Man konnte mühelos atmen. Manchmal spürte man nach der Erstürmung einer Stadt die Hitze brennender Häuser noch Blocks weiter. Aber Torcodino brannte nicht.
»Hier entlang«, sagte ein anderer Soldat.
Wir eilten weiter.
Ein kniendes Sklavenmädchen war an einen Sklavenring gefesselt, der etwa einen halben Meter oberhalb des Straßenpflasters an einer festgeschraubten Platte in der Häuserwand befestigt war. Das Gesicht des Mädchens war tränenverschmiert. Es umklammerte verzweifelt die Halskette. Ich wußte nicht, ob ihr Herr sie dort festgemacht hatte mit der Absicht, zu ihr zurückzukehren, oder ob man sie ausgesetzt hatte. Sie war nackt. Da man sie angekettet hatte, würde sie dort bleiben müssen.
»Kommt schon!« drängte Mincon. Wir schoben uns weiter an den vielen Menschen vorbei. »Bleibt zusammen!« Das taten wir auch, so gut wie möglich. Ich hielt mich dicht hinter ihm, dann kamen Hurtha und Boabissia. Hinter der Alar gingen Feiqa und Tula, die an den Kragen befestigten Seile endeten in Hurthas Hand. Die Sklavinnen waren vor Angst wie erstarrt, als sie am Morgen erfahren hatten, daß die Stadt einen neuen Herrn hatte. Sie hatten sich voller Entsetzen angesehen. Doch strenggenommen hatten die Sklavinnen wenig zu fürchten. Wir hatten sie nicht etwa deshalb festgebunden, weil wir befürchteten, sie könnten in der Menschenmasse einen Fluchtversuch unternehmen, sondern um sicherzugehen, daß sie nicht von uns getrennt oder einfach entführt wurden. Ganz in der Nähe ertönte das Blöken von zwei domestizierten Verr. Eine Frau zerrte sie hinter sich her.
»Es geht nicht mehr richtig weiter«, sagte ich zu Mincon.
»Man hält die Flüchtlinge zurück«, sagte er. »Es gibt mehrere Straßensperren. Danach hat man voneinander getrennte Korridore eingerichtet, die zum Stadttor führen. Dort werden alle durchsucht, damit keine Wertsachen verschwinden.«
»Die Zivilbevölkerung wird aus der Stadt vertrieben.«
»Genau. Laßt uns weitergehen. In einer Reihe.«
Wir bahnten uns langsam einen Weg durch die Menge.
»Wohin bringst du uns?« fragte ich Mincon.
»Zum Semnium.«
»Warum?«
»Ich will euch Passierscheine besorgen.«
»Das wüßte ich zu schätzen.«
Er drehte sich zu mir um. »Ihr müßt sie nicht nehmen, wenn ihr nicht wollt.«
»Warum sollten wir sie nicht wollen?«
»Die Entscheidung bleibt euch überlassen.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Folgt mir!« sagte er nur und schob sich weiter.
Schließlich kamen wir zu einer Straßensperre. Sie bestand aus mehreren Pfählen, die auf Dreibeinen ruhten, und blockierte die Hauptstraße. Hier mußten alle anhalten. Die Leute, die ganz vorn standen, stemmten sich gegen ihre Hintermänner, um nicht gegen die Sperre gedrückt zu werden.
»Halt!« rief der Soldat hinter der Sperre, der einen Speer quer vor den Körper hielt.
Mincon flüsterte ihm eine Parole zu. Die Sperre wurde geöffnet. Es war eine Erleichterung, wieder ungehindert gehen zu können. Etwa sechzig Meter weiter wartete eine Gruppe vor der nächsten Kontrolle. Ein paar Ehn später hatten wir auch dieses Hindernis überwunden; kurz darauf kamen wir zum dritten Kontrollpunkt.
Neben der zweiten Straßensperre türmten sich Gegenstände auf: Möbel, Kissen, Teppiche, Wandbehänge, Kleidung, Truhen, Kisten und Haushaltsgegenstände. Ein Soldat trat heran und leerte einen Kissenbezug aus. Der Inhalt, einige Becher, die scheppernd zu Boden prasselten, fiel in der Masse der angesammelten Gegenstände kaum auf. Der Berg erreichte eine Höhe von über drei Metern. Es war eher wertlose Beute, die vermutlich en gros an Händler verkauft würde, mit denen vorher Verträge abgeschlossen worden waren.
»Seht!« rief Boabissia und zeigte nach links, als wir hinter der dritten Kontrolle eine Kreuzung überquerten.
Vor der Ziegelwand eines öffentlichen Gebäudes – die Ziegel gehörten zu der flachen, schmalen Sorte, die üblicherweise in der goreanischen Architektur des Südens verbaut wurden – knieten etwa einhundert bis einhundertfünfzig Frauen. Alle waren nackt. Man hatte sie an den Hälsen zusammengekettet. Zwei mit Peitschen ausgerüstete Soldaten bewachten sie.
»Noch mehr Beute«, sagte Mincon.
»Sklavinnen!« zischte Boabissia verächtlich.
»Oder zukünftige Sklavinnen«, ergänzte Mincon.
»Oh«, murmelte Boabissia. Das machte ihr angst.
»Das sind doch bestimmt alles
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