GOR-Zyklus 22 - Die Tänzerin von Gor
bedienen. Seit Tagen hatte ich mich davor gedrückt. Dann war letzte Nacht ein Mädchen plötzlich weggebracht worden. Ich vermutete, sie sollte ihren Platz für mich freimachen. Ich wusste nicht, warum, aber so war es gewesen.
»Wasser, Herr?« fragte ich.
Die Männer waren nur am Fuß zusammengekettet. Ihre Hände waren frei. Sie hatten Werkzeuge.
»Ja.« sagte der Mann.
Ich kniete mit gesenktem Kopf im Sand vor ihm nieder. Ich streifte die Metalltasse an ihrer Schnur über meinen Kopf. Mein Hals war vor ihm entblößt. Ich füllte die Tasse und verschloss den Wassersack wieder. Ich hatte Angst, dass der Mann mich in den Sand stoßen würde. Ich küsste die Tasse, hielt sie mit beiden Händen und bot sie ihm mit erhobenen Armen und gesenktem Kopf an. Er nahm sie, trank und gab sie mir zurück.
»Ich danke dir, Herr.« flüsterte ich.
Ich lebte noch!
Ich ging zum nächsten Mann und zum nächsten. Je weiter ich in der Reihe kam, umso dankbarer und erleich terter wurde ich. Jeder der Männer nahm Wasser von mir. Es schien, als wäre ich für sie wie jedes andere Wasser mädchen auch. Es war unmöglich, meine Erleichterung zu beschreiben. Es schien, als würden die Männer mir nicht nachtragen, dass ich bei ihrer Entführung beteiligt gewesen war. Vielleicht wussten sie, dass ich hilflos gewesen war, dass ich als goreanische Kajira keine Wahl gehabt hatte, als zu gehorchen. Wie erstaunlich es war, dass sie keinen Groll gegen mich hegten! Wie dankbar ich ihnen für ihr Verständnis war!
Dann kniete ich vor dem letzten Mann der Kette, den ich am meisten fürchtete und doch am Besten kannte, der in Brundisium so freundlich zu mir gewesen war und den ich in Argentum so geschickt hereingelegt und in seine derzeitige Lage gebracht hatte.
»Wasser, Herr?« fragte ich.
»Ja.« sagte er.
Ich goss ihm das Wasser ein und bot ihm die Tasse auf die gleiche Art wie den anderen vor ihm an. Er nahm sie, trank aber nicht, sondern sah mich mit Hass in den Augen an, drehte die Tasse und schüttete das Wasser langsam in den Sand. Ich erschrak. Es schien eine Art Signal für die anderen zu sein. Ich fand mich plötzlich in der Mitte der Männer wieder, kniend, zitternd, klein, in der Mitte eines unerbittlichen Kreises.
»Ihr Herren?« fragte ich verängstigt.
Sicher kam jetzt die Wache schon den Hügel hinunter, um sie zu schlagen und zurückzupeitschen. Aber wie ich so in ihrer Mitte kniete, konnte ich keine Wache sehen.
»Ihr Herren?« fragte ich wieder.
Sie sagten nichts. Wo war die Wache?
»Bitte, ihr Herren«, sagte ich, »ich bin nur eine Sklavin. Bitte seid freundlich zu einer Sklavin.«
»Sie täuscht ihr Erschrecken gut vor.« sagte einer der Männer.
»Sie ist eine gute Schauspielerin.« kommentierte ein anderer.
»Bitte, ihr Herren!« flehte ich.
Der, vor dem ich kniete, warf die Tasse zur Seite in den Sand. Der Wassersack wurde mir abgenommen und neben die Tasse geworfen. Ich wagte es nicht, mich von meinen Knien zu erheben. Ich war eine Sklavin. Es war mir nicht erlaubt worden.
»Du warst ein ausgezeichnetes Ködermädchen.« bemerkte einer der Männer.
»Ich danke dir, Herr.« wisperte ich.
Selbst wenn ich gewagt hätte, aufzustehen, ich wusste nicht, ob ich in meinem Schrecken überhaupt die Kraft dazu gehabt hätte. Aber auch wenn ich die Kraft gefunden hätte, ich hätte ihnen nicht entkommen können. Sie waren überall um mich herum. Außerdem konnte ich, gefesselt wie ich war, nicht rennen.
»Sie hat mich raffiniert getäuscht.« stellte ein Mann fest.
»Und mich.«
»Und mich.«
»Verzeiht mir, ihr Herren!« flehte ich.
Die Wache erschien nicht.
»Hilfe!« schrie ich. »Hilfe! Hilf mir, Herr! Bitte hilf! Hilf, Herr!«
Aber nur Stille antwortete auf meine Schreie.
»Ist es dir erlaubt zu sprechen?« fragte ein Mann.
»Nein, Herr.« flüsterte ich. »Verzeih mir, Herr.«
Der Mann, vor dem ich kniete und ein anderer, musku löser Mann hoben mich an den Armen hoch. Ein anderer Mann schlug mich zweimal. Dann wurde ich zurück auf den Sand geworfen, auf alle vier, eine bestrafte Sklavin.
»Lasst sie versuchen, wegzulaufen.« sagte der Mann, vor dem ich gekniet hatte.
Ich sah wild um mich. Ich schmeckte Blut in meinem Mund. Der Mann hinter mir trat zu Seite und machte eine Gasse zum Hügel frei. Ich sah den an, vor dem ich gekniet hatte. Ich erhob mich auf die Füße, kauerte mich halb zusammen und kroch vorsichtig rückwärts weg von ihm, bis ich die Kette hinter mich gelassen hatte. Dann
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