GOR-Zyklus 22 - Die Tänzerin von Gor
die Musiker war links, wie ich gesehen hatte.
Die Art von Tanz, die ich auf der Erde, aus welchen Gründen auch immer, gelernt hatte, bezeichnete ich am liebsten als »ethnischen Tanz«. Ich hatte ihn gewählt, vielleicht wegen einer Art angeborener unbeherrschbarer Sinnlichkeit oder extremen, tiefsitzenden femininen Veranlagungen oder Begierden oder vielleicht einfach aus einem Gefühl heraus, dass er zu mir und meiner wahren Natur passte. Insgeheim war ich natürlich davon begeistert, hatte es aber kaum gewagt, daran als an »Bauchtanz« oder, wie die Franzosen sagen, an »danse du ventre« zu denken. Sicher sind beide Namen in gewisser Hinsicht einschränkende, falsche Bezeichnungen, da bei diesem Tanz, wie bei anderen Tänzen auch, die Tänzerin ihren ganzen Körper und ihre ganze Schönheit einsetzt.
Ich hatte mich nie viel um den Ausdruck »ethnischer Tanz« gekümmert, da er mir zu allgemein erschien und viele Tanzarten umfasste, die wenig miteinander gemein haben, und nicht immer sexuell stimulierend wirken können. Aber sicher ist für ein kritisches Auge jeder Tanz und jedes Ballettstück sexuell stimulierend. Jene, die Sex hassen und fürchten haben das, glaube ich, besser begriffen als antriebslose und sexuell inaktive Personen.
Auf Gor wird die Art Tanz, die ich aufführen sollte, einfach »Sklaventanz« genannt. Dies vermutlich deshalb, weil es eine Tanzform ist, die, so wird gewöhnlich angenommen, größtenteils nur zu Sklavinnen passt und nur von ihnen aufgeführt wird. Der Gedanke streifte mich, dass die reizvolle Frau, die auf der Erde meine Lehrerin gewesen war, einmal zu mir gesagt hatte »Wir sind alle Sklavinnen«. Ich glaube, das ist wahr. Sicher, nicht alle Frauen sind Sklavinnen vor dem Gesetz. Viele Frauen sind frei, ob das nun ihren Interessen entspricht oder nicht. Diese Tänze, »Sklaventänze«, sind dann auf Gor nichts für sie.
Wenn eine »freie Frau« in der Öffentlichkeit solch einen Tanz aufführte, würde sie sich wahrscheinlich am nächsten Morgen in den Ketten eines Herrn wieder finden. Ihre Freiheit könnte sich dann als ziemlich flüchtig erweisen. Es wäre anzunehmen, dass sie bald durch den neuen und passenderen Status einer Sklavin ersetzt würde, der ihr mit all der Klarheit und Beständigkeit des goreanischen Geset zes bestimmt und direkt durch den Kragen an ihrem Hals und das Brandzeichen an ihrem Schenkel dokumentiert würde.
»Sklaventanz« ist auf Gor übrigens eine sehr variantenreiche Tanzform. Er umfasst viel mehr als der einfache »ethnische Tanz«, schließt zum Beispiel Tänze wie Jagdtänze, Entführungstänze, Unterwerfungstänze, Kettentänze, Peitschentänze und so weiter ein. Vielleicht würde das, was auf Gor als Sklaventanz aufgeführt wird, auf der Erde als »ethnischer Tanz« zählen, aber in Sklaventänzen steckt sehr viel mehr, zum Beispiel Geschichtentänze, die bei den erotischen Tänzen der Erde selten sind. Andererseits gibt es bei erotischen Tänze auf der Erde Tanzformen, die auf Gor selten zu sehen sind, zum Beispiel einige Formen der Karnevalstänze. Vielleicht sehen Goreaner solche Tänze nicht als »richtige Tänze« an. Ich glaube, sie würde hier eher als kulturell eigenwillige Form des kommerziellen Witzes gelten. Auf keinen Fall würde solch ein Tanz starke Männer erfreuen, wie das Sklavinnen auf Gor, die die Peitsche zu fürchten haben, gelehrt bekommen.
Ich hörte Glöckchen den Korridor entlang kommen. Ich kniete immer noch. Sita kam in Sicht, auf dem Weg zurück ins Lokal. Sie hielt an, sah zu mir hinunter, wie ich verängstigt dort kniete. Sie war nackt, bis auf ihren Kragen und einige farbige, billige Holzperlen, Sklavenperlen, und ihren Glöckchen am linken Knöchel. Sie betrachtete mich, die zu ihren Füßen kniete, verächtlich. Ich sah wütend zu ihr auf. Warum betrachtete sie mich so verächtlich? Ich war bekleidet. Ich hatte ein Tuch um mich. Sie trug nur einen Kragen, ein paar Perlen und Sklavenglöckchen!
»Du bist nackt« sagte ich wütend zu ihr.
Schnell kauerte sie vor mir nieder und riss wütend mit zwei Händen, hier in der Halle, neben dem Vorhang, das Tuch von mir weg und nach unten, über meine Waden.
»So, jetzt bist du es auch!« zischte sie.
Um meinen Hals waren einige Schnüre unterschiedlicher Länge mit großen, farbigen Holzperlen, Sklavenperlen, geschlungen. In gewisser Weise verbargen sie meinen Körper, doch außer meinem Kragen waren sie alles, was ich trug. Dann hörten wir beide mit
Weitere Kostenlose Bücher