GOR-Zyklus 23 - Die Verräter von Gor
hineingeschlagen. Dadurch wurde das Wasser unter der Palisade durch in den Graben abgeleitet. Der Regen floß auch von dem mindestens sechzig Meter langen Dach der Herberge und prasselte zwölf Meter tief in den Hof.
Ich drückte dem Mann noch ein Tarskstück in die Hand. »Vielen Dank, Herr«, sagte er. Er hatte sich bemüht, hilfsbereit zu sein, obwohl ich zugegebenermaßen nur wenig erfahren hatte, das ich nicht schon zuvor gewußt hatte. Zumindest wußte ich nun, daß sich die Belagerung von Ar-Station einem kritischen Punkt näherte. Ich nahm das Bündel, schob den Umhang über den Kopf und ging los, um in dem kalten Regen den Hof zu überqueren. Hinter mir krachte die Tür ins Schloß, dann wurde der Riegel vorgeschoben. Ich eilte auf das Gebäude zu, das mir am nächsten stand. Dort hatte etwas meine Neugier erregt. Ich betrachtete sie kurz, wie sie dort hockten, dem strömenden Regen ausgesetzt, dann ging ich einmal um das Gebäude herum. Ich wollte sie mir später genauer ansehen. Aber zuerst wollte ich auf Erkundungstour gehen. Daran war vermutlich meine Ausbildung zum Krieger schuld.
Ich sah mir mehrere der kleineren Gebäude und Hütten an, ihren Standort und welche Deckung und Möglichkeiten sie boten. Es gab Ställe für Tharlarion und Hallen, in denen man Wagen untergestellt hatte. Auf der Plattform eines hohen Turms gab es ein Tarnfeuer, das nicht entzündet war. Ich fand auch das Tarntor, aber es war geschlossen; zwischen seinen Pfosten war Tarndraht gespannt, und ich war davon überzeugt, daß er auf dem ganzen Gelände zu finden war (man hatte ihn sicher vom Dach der Herberge bis zur Palisade gespannt). Im Tarnstall hielt sich zur Zeit nur ein Tarn auf. Ich schloß aus dem Zustand des Vogels und seiner offensichtlichen Wachsamkeit und Wildheit, daß es sich um einen Kampfvogel handelte. Das war allerdings auch der einzige Hinweis, der meine Vermutung bestätigte; es gab keine mit Wappen verzierte Satteldecke, keine Insignien, das Sattelgeschirr wies keinen eindeutigen Stil auf. Ich sah mich weiter um, konnte aber keine Soldatenunterkünfte und erst recht keine Garnison entdecken. Es fehlten sogar Berufswächter, obwohl es zweifellos ein oder zwei stämmige Burschen für Notfälle gab. Ich kehrte zum Haupthaus zurück, das zahlreiche schmale Schießscharten aufwies. Durch die Bauweise waren so etwas wie zwei Festungstürme entstanden, die notfalls verteidigt werden konnten. Die Entscheidung diktierte im Einzelfall vermutlich die Anzahl der möglichen Verteidiger. Ich nahm an, daß ein schmaler, mühelos abzuriegelnder unterirdischer Gang, der aus dem Fels gegraben worden war, beide Herbergsflügel miteinander verband. Dieser führte bestimmt unter dem überdachten Durchgang entlang. Im Gegensatz zu einer weit verbreiteten Annahme ist es alles andere als leicht, solche Gebäude in Brand zu stecken. Das liegt hauptsächlich an der senkrechten Struktur der Wandoberfläche. Mit der Palisade verhält es sich ähnlich. Der normale Brandpfeil brennt sich normalerweise von selbst aus.
Ich hatte die Vorderseite des linken Gebäudes wieder erreicht, die Stelle, wo ich eben etwas Bemerkenswertes gesehen hatte.
»Löse mich aus!« rief eine der Frauen. »Ich bitte dich!«
»Nein, löse mich aus!«
»Nimm mich! Mich!«
Sie waren zu fünft. Man hatte ihnen die Hände hoch über den Köpfen angekettet, was ihre nackten, regennassen Körper auf hübsch anzusehende Weise streckte. Die Handschellen waren mit kurzen Ketten verbunden, die an stabilen Ringen endeten. Die Länge der Ketten richtete sich nach der Körpergröße der Frau.
»Kann es sein, daß du dich unbehaglich fühlst?« fragte ich die Frau, die mich als erste angesprochen hatte.
»Ja. Ja!«
»Das ist nicht überraschend, so wie du festgemacht bist.«
»Bitte!«
Sie riß an den Handschellen, stemmte sich gegen die Wand. Ihr schwarzes Haar war von dem unter das Dach hereinwehenden Regen klatschnaß und klebte ihr auf den Schultern und am Körper.
»Wende den Blick ab!« verlangte sie.
Ich strich ihr Haar zurück hinter die Schultern, so war es aus dem Weg. Angekettet, wie sie war, würde es ihr schwerfallen, es wieder nach vorn zu schieben. Falls erforderlich, konnte man es ihr natürlich im Nacken zusammenbinden.
»Bitte!« schluchzte sie.
An der Wand und dem Hof gab es insgesamt nur fünf Ringe, und sie waren alle belegt.
»Löse mich aus!«
»Ich soll dich kaufen?« vergewisserte ich mich.
»Niemals! Ich bin eine freie Frau!«
»Wir
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