GOR-Zyklus 23 - Die Verräter von Gor
Kleid, das man gekürzt hatte. Ihre Waden waren deutlich zu sehen. Die Säume sowohl des Unterrocks als auch des darüber befindlichen Rockes waren gezackt, die tiefen Einschnitte, die zweifellos beim Kürzen entstanden waren, bildeten sieben oder acht dreieckige lange Stoffbahnen. Sie waren so angebracht, daß sich der Stoff des Unterrocks stets mit dem des Rocks abwechselte. Obwohl das Kleid auf den ersten Blick behelfsmäßig und zerlumpt aussah, steckte doch eine Absicht dahinter. Ich fragte mich, ob ihr klar war, wie aufreizend diese Aufmachung letztlich war. Sie erweckte in einem Mann den Wunsch, sie sofort auszuziehen. Der Schleier gehörte natürlich zu einer freien Frau. Doch ich war davon überzeugt, daß sie sich am Ende, wenn die Stadt gestürmt wurde, sofort unterwarf und diese Farce beendete. Sie bückte sich und hob einen Eimer hoch, und bevor sie sich umdrehte, war ich an meinen Platz zurückgekehrt.
»Verlaß bei der Essensausgabe nie deinen Platz«, bettelte Lady Claudia mit Tränen in den Augen.
Das verhüllte Gesicht erschien wieder in der Türöffnung und fand uns am richtigen Platz vor. Sobald es verschwand, bückte ich mich, um zu sehen, ob es irgendwie möglich war, die Wärterin durch die untere Klappe zu packen. Aber zu meinem Unmut wurde ein flacher Topf, in dem sich etwas Eintopf und ein Stück Brot befanden, mit Hilfe eines langen Stabes durch die Klappe in die Zelle geschoben. Lady Claudia eilte zu dem Topf, füllte den Inhalt in den Zellentopf um und stellte ihn wieder vor der Tür ab. Er wurde mit der Stange zurückgeholt. In Anbetracht der Tatsache, daß es sich hier um eine Wärterin handelte, mußte man zugeben, daß man sie gut auf ihre Arbeit vorbereitet hatte. Zweifellos befanden sich hier irgendwo auch ein paar Männer, um sie notfalls zu unterstützen. Ich war wütend. Ich stand rechtzeitig auf, um sie besser sehen zu können, wenn sie durch die obere Klappe blickte. Der Gebrauch zweier Töpfe dient weniger der Sicherheit (man könnte die Töpfe auch einfach austauschen, vorausgesetzt, der nötige Abstand zwischen Gefangenen und Wärter bleibt bestehen); damit soll vielmehr gesichert werden, daß der Topf in der Zelle bleibt. Das hilft, die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern, und sorgt dafür, daß die Gefangenen für die hygienischen Verhältnisse verantwortlich sind.
»Bitte gib uns mehr zu essen!« rief Claudia.
»Du bist ohnehin schon zu fett!« lautete die Antwort.
»Bitte!«
Meiner Meinung nach war Lady Claudia keineswegs fett. Andererseits hatte sie besseres Essen als die Bewohner von Ar-Station gehabt, zumindest bis zu ihrer Verhaftung. Schließlich hatte sie Lebensmittel gehortet und sich an der Mauer zusätzliche Vorräte besorgt.
»Hast du Angst, deine Haut könnte darunter leiden?« fragte die Wärterin.
»Bitte!« sagte Claudia. »Bitte!«
Die Klappen wurden geschlossen.
»Dieses Sleenweibchen!« rief Claudia. »Wie ich sie hasse!« Sie ballte die Fäuste. »Ich hasse sie! Ich hasse sie!« Sie trommelte mit den Fäusten auf den Boden; die Schläge wurden von dem Stroh gedämpft. Dann starrte sie enttäuscht auf den Eintopf und das Brot. »Sie wollen, daß ich verhungere.«
»Meinst du nicht uns?« fragte ich.
»Ja, natürlich«, erwiderte sie hastig.
»Du bekommst vermutlich genausoviel wie alle Bürger Ar-Stations«, sagte ich. Die Männer auf der Stadtmauer bekamen hoffentlich mehr. Allerdings hatten jene, die ich kennengelernt hatte, halb verhungert ausgesehen.
Claudia stand auf und wollte zu dem Topf gehen. Plötzlich blieb sie stehen. Ich hatte ihren Fußknöchel gepackt. Sie sah mich an. Ich schüttelte den Kopf und zeigte auf den Boden.
Sie wurde ganz blaß.
Dann schluchzte sie auf, kniete nieder und legte den Kopf zwischen die Hände. Die Gefängniswärter hatten ihr schon viel beigebracht.
Ich ging zu ihr.
13
Chloe lag neben meinem Oberschenkel. Sie blickte zu mir auf. »Du hast aus mir eine Frau gemacht«, sagte sie. »Es war dein Wille, und du hast ihn durchgesetzt. Jetzt kann ich nie wieder etwas anderes sein, und ich will es auch gar nicht.«
»Küß mich«, sagte ich.
Sie gehorchte und küßte mich zärtlich, wie es sich für eine Sklavin gehörte.
Ich hatte ihr den Namen ›Chloe‹ verliehen. Technisch gesehen war sie noch immer die Lady Claudia aus Ar-Station. Doch wegen ihres Verrats hatte ich ihr einen cosischen Namen verliehen. Es war ein schöner Name. Er gefiel ihr, und sie reagierte gut darauf, in
Weitere Kostenlose Bücher