GOR-Zyklus 23 - Die Verräter von Gor
Kontaktmann oder vielmehr deinen Kontaktleuten, denn es waren bestimmt mehrere, deinen Namen mitgeteilt?«
»Dafür war ich zu schlau«, sagte sie. »Allerdings habe ich einen Passierschein und eine Bestätigung für geleistete Dienste verlangt. Beides sollte für die Person gelten, die sie bei sich führt. Und ich habe die Dokumente auch bekommen.«
»Du bist eine kluge Frau.«
»Ich bin sogar außerordentlich klug.«
»Und wie kommt es dann, daß du nackt in einer Zelle sitzt?«
Claudia stieß einen unterdrückten, wütenden Laut aus.
»Erzähl weiter.«
»Vielleicht habe ich Verdacht erregt«, sagte sie. »Vielleicht sind den Wächtern meine häufigen Besuche auf der Mauer aufgefallen, immer an derselben Stelle zur selben Zeit. Einmal mußte ich ein anderes Mädchen von meinem Platz vertreiben. Es verstand meine Beharrlichkeit nicht. Vermutlich nahm es an, daß es eine besonders gute Stelle zum ›Fischen‹ sei. Aber es war meine Stelle! Vielleicht hat man bemerkt, daß ich überall in der Stadt Fragen stellte oder überall umherstreifte. Vielleicht haben mich auch meine Feinde denunziert. Aber ich war eine freie Frau!«
Draußen ertönte ein leises Geräusch, vielleicht ging jemand an der Zelle vorbei. Es mußte um die Mittagszeit sein.
»Fahr fort«, sagte ich.
»Ich wurde tollkühn«, sagte Claudia. »Ich würde reich sein. Zu meiner Befriedigung konnte ich verfolgen, wie Ar-Station jeden Tag schwächer wurde. Aber wenn es fiel, würde mir nichts geschehen! Und ich würde mich an meinen Feinden rächen!«
»Die Stadt wird aller Voraussicht nach zerstört werden«, sagte ich.
»Wie es auch ausginge, ich hätte meine Rache.«
»Ich verstehe.«
»Außerdem hatte ich mir, wie du dich vielleicht entsinnen wirst, das Recht ausbedungen, daß man mir bestimmte Frauen als Sklavinnen überließ.«
»Persönliche Feinde?« fragte ich.
»Natürlich. Und so stieg ich wieder zur Brustwehr hinauf, wie so oft zuvor. Diesmal beschrieb der in meinem Korb versteckte Brief die Verteidigung des großen Stadttores, die Posten der Wächter und was noch dazugehört. Ich schob den Korb zwischen zwei Zinnen hindurch und ließ ihn hinunter. Ich hatte auf der Brustwehr sogar Schwäche vorgetäuscht, war getaumelt, als wäre mir schlecht vor Hunger. Ich war überzeugt, mich geschickt verstellt zu haben. Meine Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf das Seil und den Korb. Plötzlich legte mir jemand eine Schlinge um den Hals und zog sie zu. Man zog mich zurück. ›Kein Laut!‹ warnte mich eine Stimme. Dabei hätte ich keinen Laut ausstoßen können, da die Schlinge so eng saß. Ich wollte den Korb fallen lassen, aber dazu hatte ich keine Gelegenheit mehr. Sie waren zu dritt. Während der erste Mann mir die Schlinge umlegte und mich zu seiner Gefangenen machte, nahm mir der zweite das Seil aus den Händen. Der dritte Mann, der ein Stück abseits stand, hielt eine geschlossene Laterne. Ich hatte sie nicht einmal kommen hören. Nachdem sie die Laterne geöffnet hatten, dauerte es nicht einmal einen Augenblick, bis sie den Korb durchsucht und den Bericht gefunden hatten. Es war sofort klar, worum es sich handelte. Man zog mich auf der Stelle aus. Die Schlinge um meinen Hals wurde festgeknotet und diente als Fessel. Sie legten meine Kleidung in den Korb und ließen ihn hinunter. Die Cosianer würden die Botschaft verstehen. Dann zog man den Korb wieder in die Höhe und löste das Seil. Man benutzte es dazu, mir die Arme eng an den Leib zu fesseln. Ich finde nicht die richtigen Worte, um dir verständlich zu machen, wie hilflos ich mich fühlte. Dann zerrte man mich in mein Haus, wo man die Juwelen und das Gold fand sowie Notizen für die nächsten Berichte. Sie fanden auch den Passierschein und das Dokument, in dem man meine Dienste würdigte. Dann brachte man mich gefesselt und nackt zu Aemilianus. Ich mußte mich vor ihn hinknien. Man zeigte ihm die Beweise. Und noch in derselben Nacht brachte man mich in diese Zelle.«
»Und jetzt erwartest du die Wohltaten, die dir diejenigen erweisen werden, die du verraten hast«, sagte ich.
»Ja.« In ihrem Tonfall lag nackte Angst.
Auf der anderen Seite der Tür gab es ein Geräusch, ein Topf wurde auf dem Steinboden abgesetzt.
»Und wie lautet deine Geschichte?« fragte Claudia.
»Ich bin ein Kurier von Gnieus Lelius, dem Regenten von Ar, den man fälschlicherweise für einen Spion hält«, sagte ich. Ich war davon überzeugt, daß es in Ar Verrat gab, und zwar an hohen Stellen.
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