Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GOR-Zyklus 23 - Die Verräter von Gor

GOR-Zyklus 23 - Die Verräter von Gor

Titel: GOR-Zyklus 23 - Die Verräter von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
Vom Netzwerk:
gegen einen Belagerungsturm; er wurde ein Stück herumgerissen und schwankte einen Augenblick lang, aber er fiel nicht. Doch die Zugbrücke ragte nun nur noch ins Leere.
    Am linken Ende der Mauer beobachtete ich, wie immer mehr Cosianer aus ihrem Turm strömten. Der Tarndraht hielt sie nicht mehr auf. Sie überwanden das Hindernis buchstäblich auf den Rücken ihrer gefallenen Kameraden, so wie man eine Furt auf ein paar Steinen überquert. Ich schickte die kleine Reserve los, die ich hatte, um diesen Teil des Wehrgangs abzuriegeln. Da der Gang recht schmal war, hoffte ich, daß zwanzig Mann ihn gegen eintausend halten konnten, da von den Tausend immer nur zwanzig an der Spitze kämpfen konnten. Aber die Tausend waren gut genährt und stark, es waren richtige Soldaten, keine zusammengewürfelte Gruppe halb verhungerter Angehöriger der verschiedensten Kasten, von denen nicht mal einer von zehn der Kriegerkaste angehörte und kaum einer von fünf an den Waffen ausgebildet worden war.
    Ich hatte meinen Befehlsstand über dem Haupttor aufgeschlagen, auf der erhöhten Plattform, auf der sich der Spieß in den Himmel erhob und die Flagge von Ar-Station noch immer trotzig im Wind flatterte. Es war ein guter Ort für einen Befehlsstand. Hier war die Mitte der Zitadellenmauer. Hier hätte ich Aemilianus erwartet.
    Immer mehr Cosianer drängten auf die Mauer. Überall auf dem Wehrgang bildeten sie Brückenköpfe, wo der Kampf am heftigsten tobte. Die Männer, die ich zum westlichen Mauerende geschickt hatte, waren daran vorbeigelaufen. Ich habe oft erlebt, daß sich in einer Schlacht seltsame Dinge abspielen, die unerklärlich scheinen, und trotzdem geschehen sie. Ich habe häufig beobachtet, wie ein Mann sich seinen Weg zwischen den Kämpfenden bahnt, wie in einer Menschenmenge auf einem Markt, und niemand stellt sich ihm in den Weg oder schenkt ihm die geringste Aufmerksamkeit. Aber sobald ein Blickkontakt hergestellt wird, entbrennt ein Kampf bis zum Tod. Oder zwei Männer kämpfen Seite an Seite gegen zwei Gegner, dabei sind sie Feinde. Das reiterlose Tharlarion oder Kaiila gehorcht wie das reiterlose Pferd auf der Erde dem Fanfarensignal und greift an oder tritt den Rückzug an. Aber manchmal stehen die Tiere auch einfach nur ruhig da, während sich um sie herum der erbittertste Kampf abspielt. Ich habe gesehen, wie Verwundete von ihren Trägern durch die Ränge der Kämpfenden getragen werden, während andere in aller Ruhe einen Toten plündern, obwohl um sie herum Klingen durch die Luft sausen. Manchmal bemerkt man in einer kurzen Atempause Dinge, denen man sonst nie Beachtung geschenkt hätte, den Lauf einer Ameise oder das unregelmäßige Muster eines Wasserflecks auf einem Stein, das der Beschaffenheit der verwitterten Oberfläche folgt.
    Ich erinnere mich an eine Geschichte, die mir ein Krieger über einen Mann erzählte, der neben ihm auf dem Schlachtfeld starb. Der Mann lag auf dem Rücken, und seine letzten Worte lauteten: »Der Himmel ist sehr schön.« Wie mir der Erzähler versicherte, sah der Himmel in diesem Augenblick nicht anders aus als sonst auch. Diese Geschichte kann man nur schwer verstehen. Vielleicht hatte der Sterbende etwas anderes gesehen, oder aber er hatte in diesem Augenblick die Schönheit des Himmels erkannt. Ich ließ die Blicke schweifen und sah einen Mann aus Ar-Station, der mitten auf dem Dach eines Belagerungsturms stand. Er stand einfach da und schien die Aussicht zu bewundern. Ich bezweifelte nicht, daß sie atemberaubend war. Er winkte mir zu. Ich hob das Schwert und salutierte ihm.
    Plötzlich löste sich zu meiner Rechten ein Cosianer aus einer Gruppe von Kämpfenden und stürmte mit gezücktem Schwert die Treppe zu mir hinauf. Vermutlich wollte er die Ehre erringen, den Befehlshaber der Verteidiger zu töten. Doch dann spritzte unter seinem Helmrand Blut hervor, und er stürzte rücklings die Stufen hinunter.
    Im Osten standen vier Belagerungstürme in Flammen.
    Keine zwanzig Meter von mir entfernt wurde ein Seil durchtrennt, und Männer stürzten schreiend dem Boden entgegen.
    Auf zwei Türmen schlugen Verteidiger auf die Kästen ein, in denen sich die Ketten verbargen, an denen man die Zugbrücken hinabließ. Nur wenige Brücken wurden mit Seilen bedient. Die hatte man einfach durchtrennt, und die Sturmbrücken hingen nun nutzlos von den Türmen hinunter. Die Cosianer versuchten, den gähnenden Abgrund mit Planken zu überwinden. Ich bezweifelte keinen Augenblick lang, daß man

Weitere Kostenlose Bücher