GOR-Zyklus 23 - Die Verräter von Gor
sah ein, daß ich den Speer nicht bekommen würde und ließ los. Der Cosianer unternahm den verzweifelten Versuch, nach der Leiter zu greifen, aber er schaffte es nicht. Ich zog mich ein Stück zurück. Wieder zischte etwas wie ein Atemhauch an meinem Ohr vorbei. Ich hörte, wie ein weiterer Angreifer hinaufkletterte, und dann noch einer. Rufe ertönten. Ich blickte zwischen den benachbarten Zinnen hindurch. Der Mann mit dem Schild hing noch immer mit einem Fuß in der Luft. Einer seiner Kameraden kletterte an ihm vorbei auf die Brustwehr zu. Ich kehrte an meinen ursprünglichen Standort zurück, um mich ihm entgegenzustellen, aber gerade, als er in Reichweite kam, ertönte ein Geräusch, als würde eine Faust auf Leder treffen, und er riß überrascht die Augen auf. Sein ganzer Körper versteifte sich, er warf Arme und Kopf zurück und stürzte in die Tiefe. Aus seinem Rücken ragte ein Armbrustbolzen.
Doch hinter ihm kam bereits der nächste Cosianer, und ich stellte mich ihm entgegen. Er wehrte meinen Schlag mit seiner Klinge ab. Das gelang ihm auch noch ein zweites Mal. Beim drittenmal schaffte er es nicht mehr. Er klammerte sich an der Leiter fest, verzerrte das Gesicht und rutschte blutverschmiert ein paar Sprossen in die Tiefe, bis er sich einen oder anderthalb Meter unter mir befand. Ich sah mich rasch um. Dann schob ich das Schwert in den Gürtel, an dem sich mein Geldbeutel und der Dolch in seiner Scheide befanden, und zwar beide an der linken Seite. Ich rannte zu dem Spieß und stemmte ihn aus seiner Halterung. Die Sklavin, die einst Lady Publia gewesen war, fing wild an zu zappeln und warf den Kopf herum, als wolle sie durch die Haube hindurchblicken, dabei stieß sie durch den Knebel einen fragenden, hilflosen, verängstigten Laut aus. Ich legte den Spieß auf den Boden, stemmte den Fuß gegen die Schwertscheide, den Gürtel und das Seil und zog kräftig, bis ich die Waffe in der Hand hielt.
Ich eilte zurück zur Sturmleiter. Ein Cosianer erschien gerade am Sims, und ich stieß mit dem langen Spieß nach ihm. Die Spitze war stumpf, doch das war Absicht, damit die Pfählung lange dauerte. Aber da ich soviel Anlauf genommen hatte, durchbohrte sie den Soldaten und stieß ihn von der Leiter. Einen Augenblick lang wand er sich auf dem Spieß, dann stürzte er hinunter. Ich glaube, er prallte ein paar Meter tiefer noch einmal gegen die Leiter, denn ein Mann schrie auf.
Mit dem fünf Meter langen Spieß bewaffnet – was der Länge eines in der dritten oder vierten Reihe eingesetzten Phalanxspeeres entsprach – beugte ich mich über den Sims, und es gelang mir, die Spitze hinter die oberste Leitersprosse zu setzen. Niemand war in meiner Nähe. Der nächste Cosianer war der Schildträger, der sich eben zurückgezogen hatte. Er blickte auf, warf den Schild beiseite und begann mit aller Kraft auf den Spieß zuzuklettern, dann verharrte er. Die Leiter wurde von der Mauer fortgedrückt, vielleicht einen Meter. Ich verdoppelte meine Anstrengungen, und sie stand senkrecht da, allein von dem Spieß gehalten. Ein paar der Cosianer auf den unteren Sprossen sprangen bereits hinunter. Andere warfen sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen die Sturmleiter, um sie wieder nach vorn zur Mauer zu zwingen. Einige wiederum klammerten sich einfach nur fest. Ich ging einen Schritt zurück und stemmte mich erneut gegen den Spieß. Die Leiter schwankte. Sie mußte umkippen! Aber sie tat es nicht. Statt dessen krachte sie gegen die Mauer, als der Spieß abrutschte. Ich setzte ihn erneut an, und die oberste Sprosse brach. Ich wünschte mir, ich hätte einen Dreizack oder eine der scharfen stählernen Halbmondklingen, die an einem Metallschaft befestigt und für eine solche Arbeit wie geschaffen sind. Der ehemalige Schildträger kletterte auf mich zu. Ich versuchte es erneut, und diesmal gelang es mir, die Spitze unter den linken Leiterpfosten zu zwängen. Ich drückte mit aller Kraft. Der Cosianer schlug die Eisenspitze aus dem Holz, aber ich trat zurück und stieß erneut zu, wobei ich ihn zwischen Arm und Körper traf. Der Spieß verfing sich in seiner Tunika. Ich hoffte, seine Furcht gegen ihn benutzen zu können, seinen Widerwillen, die Leiter loszulassen, aber bevor ich ihn weit genug nach hinten drücken konnte, ließ er mit einer Hand los und drehte den Körper, so daß sich die Eisenspitze wieder löste. Ich gab nicht auf, und es gelang mir, den anderen Pfosten zu treffen. Die Sturmleiter rückte wieder von der Brustwehr ab, ich
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