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GOR-Zyklus 24 - Die Vagabunden von Gor

GOR-Zyklus 24 - Die Vagabunden von Gor

Titel: GOR-Zyklus 24 - Die Vagabunden von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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»würde das keine Rolle spielen.« Er zerrte eine Geldbörse unter der Tunika hervor. »Das Gold ist hier!«
    Seine Männer jubelten.
    Einhundert Goldstücke sind eine Menge Geld, wenn man sie mit sich herumtrüge, es ist ein Vermögen, vor allem in allgemein gültigen Tarnscheiben. Es wäre durchaus vorstellbar gewesen, daß Octantius das Gold nicht bei sich trüge; ebenso hätte er einen Wechsel über das Geld dabei haben können. In diesem Fall hätte ich versucht, den Wert des Wechsels in Zweifel zu ziehen. Viele der Kerle konnten vermutlich nicht einmal lesen. Sie gehörten zu den Männern, die Papieren wie Wechseln oder Kreditbriefen nicht trauten. Das war etwas anderes als eine Geldmünze in der Hand oder eine Frau im Arm.
    »Fordere mich doch heraus!« lud ich Octantius ein.
    Er lächelte.
    »Wenn du sie haben willst, laß uns das Klingenspiel spielen.«
    Er schob das Gold zurück unter die Tunika.
    »Laß die Schwertkunst entscheiden.«
    »Nein, das will ich nicht.«
    »Kämpfe!«
    »Warum sollte ich? Sie gehört mir doch schon. Was hätte ich durch einen Kampf zu gewinnen?«
    Ich erwiderte: »Feigling!«
    »Das kannst du nicht behaupten, und selbst wenn es der Wahrheit entspräche, wüßtest du es nicht.«
    »Feigling!« wiederholte ich ärgerlich.
    »Ich halte mich für mutig genug, um unter Männern bestehen zu können«, sagte er. »Andererseits ist es nicht meine Auffassung von Mut, in einen Abgrund zu springen oder mich in den Rachen eines Larls zu stürzen.«
    »Du gibst deine Feigheit also zu?«
    »Du beleidigst eher meine Fähigkeit zu denken als meinen Mut, da du tatsächlich glaubst, du könntest mich auf so billige Weise beeinflussen.«
    »Kämpfe!«
    »Wie ich gehört habe, hast du bereits einige meiner Männer getötet«, sagte er, »und darunter waren einer oder zwei, die weitaus bessere Schwertkämpfer waren als ich.«
    »Wenn du nicht kämpfst, verlierst du vor deinen Männern das Gesicht.«
    »Ich bin nicht ihr Hauptmann«, antwortete er. »Ich bin ihr Arbeitgeber.«
    »Was ist mit der Ehre?« fragte ich.
    »Etwas Lästiges«, sagte er, »ein Hindernis auf dem Weg zur Macht.«
    »Dann laß die Männer gegen mich antreten, einer nach dem anderen.«
    Die Schläger tauschten beunruhigte Blicke aus.
    »Schützen«, sagte Octantius. »Legt an.«
    Mittlerweile hatten sich zweihundert oder mehr Männer um uns versammelt. Viele waren durch das Tor gekommen.
    »Ich wünsche dir alles Gute, Ina«, sagte ich.
    »Ich wünsche Euch alles Gute, Herr«, flüsterte sie.
    »Zielt!« befahl Octantius.
    Ich war neugierig, wie es wohl wäre, die auf mich zurasenden Bolzen in ihrem Flug zu beobachten. Ich fragte, ob es mir gelänge, ihre Bahn zu verfolgen.
    »Schießt!«
    Ich weiß nicht, ob ich unwillkürlich die Augen schloß oder nicht. Ina hatte den Kopf gesenkt.
    Plötzlich ergriff ein seltsames Gefühl Besitz von mir, so als würde ich verdrängen, daß ich getroffen worden war.
    Aber dann sah ich die Schützen, zehn oder mehr, beinahe wie im Traum, wie sie sich umdrehten, taumelten und in den Staub sanken oder fielen. Ich war mir undeutlich der Bolzen bewußt, die sich in den Boden bohrten oder Furchen hineingruben wie Pflüge und Staubwölkchen aufsteigen ließen, während andere wild in den Himmel schossen, zehn, fünfzehn Meter hoch, bis sie aus der Sicht verschwanden. Unwillkürlich kam mir der Gedanke, ob es sich etwa so verhielt, wenn jemand in meiner Lage die Wirklichkeit nicht anerkennen wollte. Aber dann sah ich mehr als einen Schützen im Staub liegen, aus dessen Rücken ein Bolzen ragte oder dessen Hals blutverschmiert war, wo ihm die Kehle durchtrennt worden war.
    Ina sah verblüfft auf.
    Ich konnte in meinem Körper keinen Eisenbolzen entdecken. Dann erst begriff ich, daß ich unverletzt war. Ich roch die Gerüche des Lagers. Ich sah die Unruhe in der Menge, die Bewegung von Gewändern. Octantius hatte die Hände gehoben. Seine Leute wurden entwaffnet.
    »Wir sind am Leben!« sagte ich zu Ina. »Ich bin mir sicher! Wir leben!«
    Aber sie war zu Boden gefallen. Ich drehte sie um. Sie war ohnmächtig geworden.
    »Du hast uns ja eine schöne Verfolgungsjagd geliefert«, rief Marcus wütend und blickte über die Schulter. »Warum bist du nicht in unserem Lager geblieben? Wie sollten wir wissen, wo wir dich finden?« Er riß Octantius' Tunika auf und nahm sich die Geldbörse. »Hier!« sagte er und warf das Gold einem großen Burschen zu, dessen Gesicht von einem breiten Halstuch so gut wie

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