GOR-Zyklus 24 - Die Vagabunden von Gor
Unterwegs nahm er sie manchmal und drückte und zerrte über eine Ahn lang an ihnen herum. Oder er hielt den Ast mit beiden Händen fest und riß ihn entzwei. Sein Griff, der auch zuvor nicht schwach gewesen war, mußte mittlerweile furchterregend stark sein.
Der Hai lag mitten im Lager, das Seil noch immer um den Schwanz gewunden. Die Kiemen bewegten sich nicht länger. Ein Soldat näherte sich ihm mit einem Messer.
»Warte!« rief ich und ging zurück.
»Was ist denn?«
»Was hast du vor?«
»Ich werde dem Hai die Zähne herausschneiden – für eine Halskette.«
»An deiner Stelle würde ich damit noch warten.«
»Der ist doch tot.«
»Das weißt du nicht.«
Er blickte mich stirnrunzelnd an.
Ich nahm einem der umstehenden Soldaten den Speer ab und stieß dem Hai das Ende in den Rachen. Das Holz war noch nicht richtig eingedrungen, als die Kiefer zuschnappten. Ich zog das zersplitterte Ende des Speeres zurück. Er war sauber durchgebissen worden.
»Ich würde warten«, sagte ich.
Der Mann nickte. »Das werde ich tun. Danke, Krieger.«
»Und selbst dann wäre es nicht verkehrt, sicherzugehen, daß das Maul offenbleibt, vielleicht mit Hilfe von Steinen.«
»Laßt uns das Fleisch herunterschneiden«, schlug einer der Männer vor. »Wir müssen essen. Wir müssen uns ausruhen.«
Der Mann mit dem Messer beugte sich vor, stieß dann aber einen Fluch aus.
»Was ist los?« fragte Titus.
»Das Messer ist scharf, ich habe es eben geschärft. Trotzdem ist schwer, die Haut aufzuschneiden.«
»Brauchst du Hilfe?«
»Nein!«
»Wo ist der Fisch?« fragte Labienus.
Alle wandten sich dem Hauptmann zu. Wir waren überrascht, daß er gesprochen hatte. In den letzten Tagen hatte er kaum ein Wort gesagt. Er war in seine ungewöhnliche Beschäftigung vertieft.
»Führt mich zu ihm«, sagte er. »Legt meine Hände auf ihn, hinter den Kopf.«
Titus geleitete ihn zu dem toten Hai. Labienus kniete neben ihm nieder und legte die Hände darauf. Er tastete umher und ließ die Finger über die rauhe Oberfläche gleiten.
Wir sahen schweigend zu.
Labienus hob die Hände, die Finger gekrümmt wie die Klauen eines Tarn, dann stieß er sie dem Fisch plötzlich in die Seite. Wie Eisenklauen drangen sie ein. Er stand auf, stemmte das gewaltige Gewicht in die Höhe und schüttelte es, und der Fisch drehte sich und fiel wieder in den Sand; ein dreißig Zentimeter breiter Hautstreifen war abgeschält. Zweimal wiederholte er diese Leistung, und zweimal wurden große Hautstreifen zur Seite geschleudert.
»Jetzt dürfte es leichter sein, an das Fleisch zu gelangen«, verkündete Labienus.
»Ja, Hauptmann«, flüsterte der Soldat mit dem Messer. Der Rest von uns schwieg. Titus führte Labienus zurück an seinen Platz, wo er sich stumm mit untergeschlagenen Beinen wie ein Krieger hinsetzte und über den Sumpf hinausstarrte.
»Laßt uns essen«, sagte Plenius.
Der Soldat mit dem Messer fing an zu schneiden. Wenige Augenblicke später kamen in dem Lager gedämpfte Unterhaltungen auf, Essen wurde umhergereicht.
Plenius setzte sich neben mich.
»Tal«, sagte ich.
»Ich bin neugierig, was deine Gefangene angeht«, sagte er.
Ich blickte ihn stirnrunzelnd an.
»Einige der anderen übrigens auch.«
»Tatsächlich?«
»Darf ich sie holen?«
Ich nickte.
Er schnalzte mit den Fingern, und Ina eilte herbei, um in gebührendem Abstand neben uns niederzuknien. Sie hatte noch nicht gegessen.
Ich hielt Ina ein Stück Fisch hin, und sie beugte sich vor und nahm es mit dem Mund. Sie hatte keine Erlaubnis erhalten, die Finger zu benutzen.
»Du hast deine Ina gut ausgebildet«, sagte Plenius. »Sie ist hübsch. Hübsch genug für eine Sklavin.«
»Das ist wahr.«
»Sehr hübsch für ein Rencemädchen.«
»Im Rence leben viele Schönheiten«, erwiderte ich. Vor einigen Jahren waren Sklavenjäger ins Delta gekommen, um sie fast ungehindert zu jagen. Seitdem die Rencebauern über den großen Bogen verfügten, war es eher üblich, ganz offen zu kommen und sie zu kaufen.
»Zweifellos«, meinte Plenius. »Aber ich bin mir einfach nicht sicher, was sie betrifft.«
»Sprich.«
Einige der Soldaten hatten sich um uns versammelt und hörten zu.
»Es ist nicht nur auffallend, daß sie für ein Rencemädchen außergewöhnlich schön ist, sondern viele andere kleine Dinge sind ungewöhnlich – wie sie geht, wie sie sich gibt.«
Ich schwieg.
»Wir haben sie oft ohne Fesseln gehen lassen, und doch hat sie keinen Versuch unternommen, sich ins
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