Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
GOR-Zyklus 24 - Die Vagabunden von Gor

GOR-Zyklus 24 - Die Vagabunden von Gor

Titel: GOR-Zyklus 24 - Die Vagabunden von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
Vom Netzwerk:
er noch jung, kaum älter als ein Junge. Doch auch die können sehr gefährlich sein. Ein erfahrener Krieger nimmt sie durchaus ernst.
    »Auf die Füße!« befahl ich. Dann schob ich ihn in Richtung unseres Lagers.
    »Ein Rencebauer«, verkündete ich und stieß ihn in unsere Mitte.
    Sofort drängten sich Männer um uns.
    »Stellt Wachen auf!« befahl ich.
    Titus und ein anderer Mann brachen sofort auf.
    Neugierig kam Ina näher; auch sie wollte sehen, was geschehen war.
    »Das ist ein Mann«, sagte ich. Sofort fiel sie auf die Knie, legte die Hände in den Sand und den Kopf dazwischen. Er war jung, aber sie als Frau hatte ihm ihren Gehorsam erwiesen, hatte ihre Weiblichkeit seiner Männlichkeit unterworfen.
    Er blickte sie einen Augenblick lang verblüfft an. Vermutlich blieben ihm auf seiner Rence-Insel derartige Aufmerksamkeit und die Ehrerbietung einer schönen Frau verwehrt. Im allgemeinen sind Rencefrauen launisch, leicht gekränkt und eifersüchtig auf die Männer. Viele von ihnen scheinen die Meinung zu vertreten, daß es eine Erniedrigung ist, eine Frau zu sein; sie scheinen lieber die Männer zu imitieren statt wahre Frauen zu sein. Die ständig wachsende Zahl der ins Delta importierten Sklavinnen (eine Tendenz, die die freien Frauen, aus welchen schwer vorstellbaren Gründen auch immer – pochen sie doch stets auf ihre Überlegenheit über derartige Geschöpfe –, von ganzem Herzen verabscheuen) hat dazu geführt, daß die Männer, die das Glück haben, eine von ihnen zu besitzen, nicht mehr so mißtrauisch und zaghaft sind, wie es einst der Fall war.
    »Ein Rencebauer«, knurrte ein Soldat.
    Der Junge drückte den Rücken durch, wich aber ein Stück zurück.
    »Erinnert euch an die Tharlarion, an die Pfeile!«
    »Ja, genau!«
    »Erinnert euch an den Marsch durch das Rence!«
    »Richtig!«
    Der Junge schien Mut zu haben.
    »Seht die Zeichen auf seinem Gesicht, und das hier!« Der Soldat riß ihm die Zweige des Strauches vom Leib.
    »Mörderischer Rencebauer«, sagte ein anderer Soldat und zog ein Messer. »Töten wir ihn.«
    »Wartet!« warf ich ein.
    »Ich werde ihm die Kehle durchschneiden.«
    »Wartet!« wiederholte ich. »Wo ist Labienus?«
    »Da hinten«, sagte ein Mann. Der Hauptmann saß vor einem Baum, lehnte sich gegen den Stamm, als würde er meditieren, und umschloß ihn mit den Armen.
    »Bringen wir ihn zum Hauptmann«, schlug ich vor.
    Das erschien mir als die vernünftigste Methode, das Leben des Jungen zu retten. Seine Jugend würde den Männern, die im Pfeilregen gestanden und geliebte Kameraden verloren hatten, nicht das geringste bedeuten. Sie würden nur die Meinung vertreten – und das zu Recht –, daß ein so großer und kräftiger Junge schon jetzt dazu fähig war, den großen Bogen zu spannen, und selbst wenn er nicht könnte, würde er in einem oder zwei Jahren soweit sein. Mir war da ein verrückter Gedanke gekommen. Ich war neugierig, ob Labienus ähnliche Gedanken hegte.
    »Ja«, sagte der Soldat, der mit dem Messer herumfuchtelte, »bringen wir ihn zum Hauptmann!«
    Der Junge wurde bleich.
    Sie stießen ihn bis zu Labienus, der sich aus seinen Gedanken löste und sich zu uns umdrehte.
    »Wir haben dir einen Rencebauern gebracht.«
    »Einen Spion!«
    »Tarl hat ihn gefangen.«
    »Seinem Aussehen nach ist er ein Jäger und Mörder.«
    »Er ist noch ein Junge«, sagte ich.
    Labienus wandte uns den Kopf zu. Seine Augen waren eine Masse entstellender Narben.
    »Wie ist dein Name, Junge?« fragte er.
    »Ho-Tenrik«, antwortete der Junge stolz.
    »Hat er eine besondere Bedeutung?« fragte ich. So, wie er den Namen aussprach, war es vorstellbar, daß dies zutraf. Im Goreanischen ist ›Ho‹ eine weit verbreitete Vorsilbe, die auf die Abstammung hinweist. Manchmal wird sie benutzt, manchmal auch nicht. In diesem Zusammenhang war es ein Hinweis, daß es sich bei dem jungen Mann um den Sohn oder Abkömmling eines Mannes namens ›Tenrik‹ handelte. Ich hätte den Namen auch als ›Tenriksohn‹ übersetzen können, zog es aber vor, beim Goreanischen zu bleiben.
    »Ich bin Tenriks Sohn«, sagte er, »Tamruns Bruder.«
    Die Soldaten blickten sich an. Ich sah, daß ihnen das nicht das geringste sagte.
    »Also Tamruns Neffe«, fuhr der Junge fort.
    »Ich verstehe.« Mir entging nicht, daß Labienus sich ebenfalls an den Namen zu erinnern schien. Vor langer Zeit hatte ich ihn ihm gegenüber einmal erwähnt.
    »Kommst du aus Tamruns Dorf?« fragte ich.
    »Nein.«
    »Aber aus einem Dorf in

Weitere Kostenlose Bücher