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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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– auch wenn es schon fast ein Jahrhundert her ist, dass sie gegen die Horden Morygors kämpften. Damals gab es ein Bündnis zwischen dem Kaiser, den Orxaniern, den Königen von Torheim und den freien Kapitänen der Torlinger Inseln. Aber auch deren vereinte Kräfte konnten die Ausbreitung des Übels nicht aufhalten. Es kostete den Orden fast alle seine Schwertmeister und wäre beinahe sein Ende gewesen.« Nhorich lachte heiser auf. »Der nachfolgende Kaiser erließ das Gesetz, dass von dieser Niederlage nicht mehr gesprochen werden darf, und dieses Verbot ist bis heute offiziell in Kraft.«
    »So schlimm war es?«
    Nhorich nickte. »Die Berichte der Überlebenden werden in der Ordensburg aufbewahrt, denn innerhalb ihrer Mauern haben die Gesetze des Kaisers nur bedingte Gültigkeit.« Er atmete tief durch, was für Gorians Ohren fast wie ein Stoßseufzer klang, und fügte hinzu: »Diese Schwertmeister hier hätten ein würdiges Begräbnis verdient, wie es ihnen seit hundert Jahren verwehrt wurde – seit sie gezwungen wurden, Morygor als Schattenkrieger zu dienen, der durch die verbotene Magie, der er sich bedient, schon seit langem selbst ein untotes Monstrum ist. Wie sonst könnte er sich an einem Ort wie der Frostfeste wohlfühlen.« Er sah Gorian an, und der Junge erwiderte den Blick seines Vaters. »Alle, die in den Einflussbereich Morygors geraten, verändern sich; sie werden zu Wesen, die nicht lebendig und nicht tot sind – oder zu Schatten. Ohne freien Willen, ohne Liebe, ohne Gewissen – Marionetten des Bösen, die der Herr der Frostfeste an seinen unsichtbaren Fäden führt.«
    »So wie dieser Gargoyle – Ar-Don?«, fragte Gorian.
    »So ähnlich – aber Ar-Dons Geschichte hat ein paar Besonderheiten.«
    »Was für Besonderheiten?«
    »Später.«
    »Nein, ich will es jetzt erfahren! Ich weiß, dass es irgendetwas mit mir zu tun hat. Ich weiß, dass es einen Grund dafür geben muss, dass Morygor ausgerechnet mich töten will und dazu eine Bestie wie diesen Gargoyle aussandte! Und wahrscheinlich könnte es jederzeit wieder geschehen.«
    »Nein«, widersprach Nhorich, »in den nächsten Jahren wird sehr wahrscheinlich nichts in dieser Richtung geschehen, nachdem dieser Versuch, dich zu töten, gescheitert ist. Dieser Moment, da dein Tod Morygor nützen würde, ist ungenutzt verstrichen.«
    »Wer war Domrich?«
    »Nicht hier, mein Sohn, und nicht jetzt.«
    »Wann dann?«
    »Ich werde morgen mit dir ausreiten. Und dann werde ich dir alles erzählen. Alles, was du wissen musst.«
     
    Am nächsten Tag sattelten sie die Pferde. Das Wetter war wieder milder geworden. Zwar stand das Wasser teils noch knöcheltief auf den Wiesen, aber nirgends lag mehr Schnee, und selbst der Dunst über dem Meer hatte sich verzogen. Zeitweilig schien sogar die Sonne, und fast konnte man den Eindruck gewinnen, dass das Frostreich einen plötzlichen Vorstoß sehr weit in den Süden unternommen und sich seine Kälte danach wieder aus diesem Landstrich zurückgezogen hatte.
    Gorian und sein Vater waren lange unterwegs. Die Pferde dampften förmlich. Am frühen Nachmittag erreichten sie ein Waldstück irgendwo in dem unwegsamen Gebiet im Landesinneren zwischen Twixlum und der Mündung des Seg und nördlich der Straße zur Brücke von Segantia, über die der südlichere Weg nach Estrigge führte.
    Die ganze Zeit über wartete Gorian darauf, dass sein Vater ihn in die Geheimnisse einweihen würde, die hinter all den seltsamen Geschehnissen steckten. Aber Nhorich schwieg.
    Schließlich gelangten sie in einen Teil des Waldes, der sehr dicht und dunkel war. Die Bäume, die an dieser Stelle wuchsen, waren von seltsam verwachsener Art. Viele sahen aus, als wären sie von Blitzen gespalten worden, und das mehrfach in ihrer Wachstumsgeschichte. Farnähnliche Gewächse, wie Gorian sie noch nie zuvor gesehen hatte, ragten bis zu den Baumkronen empor, und höchst fremdartige Tierschreie erfüllten den Wald. Obwohl Gorian ausgedehnte Streifzüge in der Umgebung unternommen hatte, war er dabei nie in diese Gegend gelangt.
    Sein Pferd scheute mehrfach, so als fürchtete es sich davor, weiter in dieses Gebiet vorzudringen, und nachdem es sich auf die Hinterhand gestellt und Gorian beinahe abgeworfen hatte, sah sich Nhorich gezwungen, das Tier mit einer magischen Formel unter Kontrolle zu bringen.
    »Die Schwertmeister beruhigen damit ihre Schlachtrösser, bevor sie in den Kampf ziehen«, erklärte er seinem Sohn. »Du wirst diese Formel auch lernen,

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