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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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wenn du möchtest.«
    »Ich will alles lernen, was es zu lernen gibt«, erwiderte Gorian forsch.
    »Du wirst noch erkennen, dass manches Wissen zum falschen Zeitpunkt eher schadet als nützt.«
    »Aber ist nicht Unwissenheit der größte Feind?«
    Ein Lächeln huschte über Nhorichs Gesicht. »Du hast in den Axiomen der Ordensmeister gelesen«, stellte er fest.
    »Das Buch war bei den Sachen auf dem Speicher.«
     
    Etwas später erreichten sie eine Lichtung. An deren Rand wucherte das Gras hoch empor, aber in ihrer Mitte schien die Vegetation eine Fläche in Form eines Quadrats zu meiden. Dunkle, lehmige Erde war dort zu sehen. Die Vögel, die von den umliegenden Bäumen aus auf die Lichtung flatterten und dort landeten, um am Boden nach Würmern zu picken, hielten sich von diesem Quadrat ebenso fern wie die Pflanzenwelt und versuchten ihr Glück nur in den Bereichen, die von Gras bewachsen waren.
    »Als hätte dort ein Gebäude gestanden«, entfuhr es Gorian, ohne dass er lange darüber nachgedacht hätte.
    »Du meinst die freie Fläche in der Mitte?«, vergewisserte sich Nhorich.
    »Wie könnte man sie übersehen?«
    »Das spricht für dein Talent, denn du siehst mehr, als es
    bei den meisten anderen der Fall wäre.« Nhorich machte sein Pferd an einem Strauch fest und trat zu Gorian, der ebenfalls abgestiegen war. »Nun sieh, was dort wirklich ist«, sagte er, legte seinem Sohn die Hand über die Augen und murmelte einige Worte in altnemorischer Sprache.
    Als er die Hand wieder fortnahm, sah Gorian in der Mitte der Lichtung ein altes, verwittertes Gebäude aus Stein.
    »Ein Tempel der Alten Götter!«, entfuhr es Gorian. Die Architektur des Gebäudes ließ keinen Zweifel daran: Das Portal wurde gestützt von zwei steinernen Säulen, in die tierhafte Gesichter gemeißelt waren, Bildnisse jener alten Götter, deren Namen nicht mehr ausgesprochen werden durften, seit der Glaube an den Verborgenen Gott zum alleinig gültigen Bekenntnis erklärt worden war. Trotzdem gab es immer noch viele, die ihnen große Macht zuschrieben.
    Zaubermacht.
    »Ich habe diesen Ort vor vielen Jahren entdeckt«, erklärte Nhorich. »Das war, bevor ich sechzehn und auf der Ordensburg als Schüler angenommen wurde wie mein Vater und mein Großvater. Damals erzählte ich niemandem von dieser Entdeckung. Und später, als ich mich längst mit dem Orden überworfen hatte, fand ich einiges über die Magie der Alten Götter heraus und stellte fest, dass dieser Ort ein hervorragendes Versteck ist. Ein Ort, an den man Dinge aufbewahren kann, die verborgen bleiben sollen – und zwar auch vor magisch begabten Sendboten wie den Schattenreitern oder dem Gargoyle, der dich zu töten versuchte.«
    »Hast du hier die beiden Schwerter versteckt, die du aus dem Himmelsmetall geschmiedet hast?« Als er dies fragte, berührte Gorian unbewusst den Griff des Dolchs, den sein Vater ihm geschenkt hatte und den er ständig am Gürtel trug.
    Nhorich antwortete darauf nicht direkt. Aber das verhaltene Lächeln, das einen Herzschlag lang um seine Lippen spielte, war für Gorian ein Zeichen, dass es sich genau so verhielt. »Komm mit«, sagte Nhorich. »Es ist Zeit für dich.«
    »Zeit wofür?«
    »Um dich zu rüsten und vorzubereiten.«
    »Worauf?«
    »Auf die Begegnung mit der Finsternis, die du mit Finsternis bekämpfen wirst – eines Tages.«
    Gorian folgte seinem Vater zum Portal des verwitterten Gebäudes, dessen Stufen bereits brüchig waren. Doch bevor sie über die Schwelle traten, murmelte Nhorich eine alt-nemorische Formel, und ein bläulicher Blitz erfüllte daraufhin für einen kurzen Moment den Eingang. Offenbar befand sich vor ihnen ein magisches Kraftfeld, das nun nicht mehr den Zugang verwehrte.
    Sie traten ins Innere des Tempels. Ein feuchter Modergeruch schlug Gorian entgegen. Es war der Geruch des Alters.
    Die Kultstätte war verhältnismäßig klein, und sie bestand auch nur aus einem einzigen Raum, der an das Innere der Tempel des Verborgenen Gottes erinnerte. Tatsächlich hatte man in der Zeit des Umbruchs, als sich der neue Glaube ausgebreitet hatte, viele Kultstätten der Alten Götter einfach in Tempel des Verborgenen Gottes umgewandelt, bis die Priesterschaft diese Praxis schließlich verbot.
    Sonnenlicht fiel durch Löcher im Tempeldach, und in seinem Schein war in der Mitte des Raums ein quaderförmiger Altar zu sehen. Nhorich schritt darauf zu, und Gorian blieb ihm auf den Fersen. Als der ehemalige Schwertmeister den Altar erreicht

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