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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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trägt uns alle. Zumindest für eine Weile.«
    Gorian beugte sich hinab und reichte Sheera die Hand. Torbas, der einem gefallenen Bogenschützen aus den Reihen der Burgwachen die Waffe und den Köcher abgenommen hatte, schoss mit einem Kraftschrei einen Pfeil ab, der einem heranstürmenden Orxanier durchs Auge fuhr und ihn niederstreckte. Dieser versuchte sich den Pfeil aus dem Schädel zu ziehen, aber bevor er wieder auf den Beinen war, ließ Thondaril das Wollnashorn davonpreschen.
    »Ich wusste gar nicht, dass du so etwas kannst!«, rief Gorian seinem Mitschüler zu. Das Bogenschießen mit Kraftschrei stand nämlich erst später auf dem Ausbildungsplan der Schwertmeister.
    »Du weißt vieles über mich noch nicht«, entgegnete Torbas.
     
    Zu viert saßen sie auf dem Rücken des Wollnashorns, das Meister Thondaril mit einem starken Gedankenbefehl vorwärtstrieb, auf die weiße Ebene zu, die sich südlich der Ordensburg erstreckte. Von Baumgruppen unterbrochene Felder waren unter Schnee und Eis verborgen, und hin und wieder kamen sie an einem Dorf vorbei, das aber schon bei Ausbruch der großen Kälte und der Vereisung der Mittlinger See und des Gont-Deltas verlassen worden war. Die meisten Einwohner hatten sich in den Hafen und die Ordensburg geflüchtet und waren wohl beim Angriff von Morygors Horden und der Leviathane ums Leben gekommen.
    Bald stellten sie fest, dass ihnen ein Trupp Wollnashornreiter folgte. Offenbar sollte es keine Überlebenden geben, niemand sollte entkommen.
    Von einer Anhöhe aus sah Gorian, dass das magische Feuer, das einen der Leviathane verschlungen hatte, auch auf andere Bereiche der zerstörten Burg übergegriffen hatte. Der riesenhafte Kadaver des brennenden Ungetüms lag reglos da, während sich die beiden anderen Riesenwürmer zurückzuziehen versuchten und sich dabei auch über die eigenen Truppen wälzten.
    Die Verfolger holten rasch auf. Einer von ihnen schoss mit einer Armbrust auf die Flüchtenden und verfehlte Thondaril nur knapp. Dieser knurrte etwas in alt-nemorischer Sprache, was allerdings wohl eher ein Fluch als eine magische Formel war, und brachte das Wollnashorn zum Stehen.
    »Was habt Ihr vor, Meister Thondaril?«, fragte Sheera.
    »Ich habe dieses Reittier in Ameer dem untoten Orxanier abgenommen, dessen Felle mich jetzt wärmen«, erklärte er. »Die ganze Strecke bis hierher habe ich mich auf dem Rücken des Tiers durchschlagen müssen, und nun ist es erschöpft, und selbst mit magischer Unterstützung ist es zu langsam, um diesen Kreaturen dort zu entkommen. Zu viert sind wir zu schwer.« Er atmete tief durch. »Drei Frostkrieger in offener Feldschlacht – das wird ja wohl zu schaffen sein!«
    »Wieso drei?«, fragte Torbas. »Es sind doch mehr!«
    Thondaril glitt vom Rücken des Wollnashorns und meinte: »Wenn du noch lange zögerst, deinen Bogen einzusetzen, werden sie auch so zahlreich bleiben. Aber willst du das wirklich einem so hart geprüften Mann wie mir zumuten? Komm herunter, damit du festen Stand hast und jeder Schuss trifft.«
    Nach diesen Worten vollführte er eine plötzliche Bewegung, ließ einen Blitz aus seiner Hand zucken, der einen Armbrustbolzen, der ansonsten Gorian getroffen hätte, im Flug traf und zur Seite lenkte.
    Das Wollnashorn wurde unruhig, und Thondaril rief zu Gorian empor: »Es lässt sich leicht reiten, wenn man den nötigen Willen dazu aufbringt!«
    Gorian konzentrierte etwas von der Alten Kraft, aber er spürte rasch, dass er nur ganz wenig davon brauchte, um das gewaltige Tier zu beeinflussen. Es beruhigte sich sofort.
    Torbas stieg ab und erwartete an Thondarils Seite und mit gespanntem Bogen die herannahenden Verfolger. Dann, auf die Anweisung des Meisters hin, verschoss er einen Pfeil nach dem anderen, und jedes Mal unterstützte Thondaril seine Schüsse mit einem Kraftschrei. Die Pfeile fanden sicher ihr Ziel und trafen mit solcher Wucht, dass die Reiter von den Rücken der Wollnashörner gerissen wurden.
    Drei der Verfolger blieben übrig, nachdem Torbas sämtliche Pfeile aus dem Köcher der toten Burgwache verschossen hatte. Auf ihren Wollnashörnern preschten sie heran.
    »Ich sagte doch, wir werden uns nur drei von ihnen stellen müssen«, meinte Thondaril. Dann gebot er Torbas: »Und jetzt tritt zurück!«
    »Braucht Ihr keine Hilfe?«
    »Du würdest mich nur behindern.«
    »Ich hoffe, er weiß, was er tut«, raunte Sheera Gorian zu, während der das Reittier, auf dem sie beide saßen, mit seinen Gedankenbefehlen

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