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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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wahrnehmen, was auf irgendwelche magischen Wesenheiten oder Kräfte hinwies.
    Beliak lachte leise in sich hinein, als er Gorians Bemühungen erkannte. »Versuch das gar nicht erst. Es ist sinnlos.«
    »Weshalb?«
    »Weil du kein Adh bist. Dein Vater war gewiss ein in magischen Dingen hoch bewanderter Mann, doch auch er hat die Magie der Adhe niemals verstanden, nicht mal ansatzweise.« Beliak stockte, denn ihm fiel auf, was er da gesagt hatte. »Oh«, stammelte er. »Vielleicht hätte ich nicht …«
    »Es ist schon gut«, gab Gorian gereizt zurück.
    »Es tut mir leid, dass ich in meiner Gedankenlosigkeit von deinem Vater gesprochen habe …«
    »Ich sagte: Es ist in Ordnung!«
    »Nein, ist es nicht. Dein Vater war für mich ein sehr wichtiger Mann. Er gab mir Unterkunft, als ich heimatlos war, und ich habe ihn als eine sehr großzügige Person kennengelernt. Dass er von den Schergen Morygors getötet wurde, kann ich ebenso wenig fassen wie du. Und irgendwie ist er für mich auch immer noch am Leben. Es ist noch nicht in meiner Nase angekommen, dass er nicht mehr lebt.«
    Die Nase war nach Auffassung der Adhe der Sitz der bewussten Gedanken, und diese Auffassung spiegelte sich mitunter in einigen etwas eigenwilligen Sprachbildern wider, die Adhe zu benutzen pflegten.
    »Ich kann es auch noch nicht wirklich glauben«, gestand Gorian, und seine Stimme klang belegt. Er wollte noch etwas hinzufügen, aber die Worte blieben ihm im Halse stecken. Er konnte einfach nicht weitersprechen.
    »Schwäche zuzulassen ist kein Makel, Gorian. Aber man sollte den Moment selbst bestimmen, in dem das geschieht. Darin liegt die wahre Stärke.«
     
    Sie blieben eine Weile bei dem Bach und schwiegen. Das Plätschern des Wassers wirkte auf Gorian wie ein beruhigendes Murmeln. Ihm gingen tausend Gedanken durch den Kopf. Dass ihm dabei auch der Magen knurrte, fiel ihm gar nicht weiter auf. Es gab so viele drängende Fragen, die es zu beantworten galt.
    Vor allem die eine: Was sollte er tun, nachdem sich alles anders entwickelt hatte, als es hätte sein sollen?
    »Glaubst du, dass die Frostkrieger hier im Land bleiben und Thisilien besetzen werden?«, fragte er unvermittelt. »Oder kostet es sie zu viel Kraft, so weit südlich zu existieren, sodass sie sich irgendwann wieder zurückziehen, um später ihr Reich ganz systematisch auszuweiten? In dem Fall wäre etwas Zeit. Zeit, die man nutzen könnte, um sich gegen den Angriff der Frostgötter vorzubereiten. Der Orden und die Priesterschaft müssen endlich ihre Gegensätze aufgeben und gemeinsam nach Möglichkeiten suchen, um die Magie …« Er stockte, blickte auf und stellte fest, dass er mit sich selbst sprach. Er saß allein am Bach. Beliak war nirgends zu sehen. »Beliak?«
    Bevorzugte der Adh nun endgültig die Gesellschaft von Wassergeistern und anderen nicht einmal mit magischen Sinnen fassbaren Wesen der seinen? Oder war er einfach in der Erde verschwunden, weil er es sich überlegt hatte und ihm die Nähe von jemandem, hinter dem ein Heer von Frostkriegern her war, schlicht und ergreifend zu gefährlich war?
    Ich könnte ihn verstehen, ging es Gorian durch den Kopf. Dennoch stand er tief in Beliaks Schuld, denn schließlich hatte der Adh ihn davor bewahrt, den eigenen Dolch ins Auge gerammt zu bekommen. Vielleicht war ihm sogar noch weitaus Schlimmeres erspart geblieben, denn vermutlich hätte entweder Frogyrr oder sein Herr und Meister in der Frostfeste aus ihm einen untoten Sklaven gemacht. Insofern konnte Gorian sich über Beliak nicht beschweren.
    Ob sich in den Untoten noch die Seelen derer befanden, die sie einst gewesen waren, war umstritten. Es gab die Ansicht, dass ihre Seelen längst ins Jenseits eingegangen waren. Andere glaubten, dass sie zwar keinen freien Willen mehr besäßen, aber immer noch in ihren Körpern steckten und bewusst mitbekamen, was sie mitunter ihren eigenen Verwandten und Angehörigen antaten. Eine Höllenqual, wie man sie sich schlimmer nicht vorstellen konnte. Erst der Moment ihres endgültigen Endes erlöste die Untoten nach dieser Auffassung, der auch die meisten Orxanier anhingen.
    Gorian konnte jedenfalls nur hoffen, dass seine Feinde aus den sterblichen Überresten seines Vaters keinen Frostkrieger erschufen. Allerdings bezweifelte er stark, dass dies angesichts der Art und Weise, wie man ihn zerstückelt hatte, selbst unter großem magischen Aufwand noch möglich war. Nein, sagte er sich – vielleicht auch, um sich selbst zu beruhigen und

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