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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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wenigstens diesen geringen Trost zu finden -, sie wollten ihn völlig vernichten, aber nicht einen der ihren aus ihm machen.
    Was die Gründe dafür waren, darüber konnte er nur spekulieren. Vielleicht wäre selbst ein untoter Nhorich für sie noch gefährlich gewesen und hätte irgendwann in der Zukunft auf eine Weise die Schicksalslinie Morygors gekreuzt, die von vornherein ausgeschlossen werden sollte.
    In früherer Zeit hatte Morygor Ordensmeister zu Schattenreitern gemacht, um so die Fähigkeiten seiner stärksten Gegner nutzen zu können. Aber vielleicht gab es auch solche, deren Willen und Macht selbst für ein Wesen wie ihn zu stark waren, als dass er sie für immer unter seiner Kontrolle halten konnte …
    Ein leises Wispern unterbrach Gorian in seinen Gedanken. Im ersten Moment glaubte er tatsächlich etwas gehört zu haben und drehte sich um, aber dann erkannte er, dass dieses Geräusch oder wie immer man es auch nennen mochte, nur in seinem Kopf gewesen war.
    »Erinnerst du dich nicht an mich? Hast du Ar-Don schon vergessen?«
    Gorian versuchte den Gedanken an den Gargoyle zu verdrängen, der plötzlich überraschend stark auf ihn Einfluss auszuüben versuchte. Vielleicht sah er seine Zeit für gekommen, nun, da Gorian schwach war und womöglich empfänglich für irgendwelche Hilfsangebote. Immerhin musste Ar-Dons Magie noch immer recht stark sein, wenn er ihn mit seinen Gedanken zu erreichen vermochte, obwohl Nhorich ihn doch an einem verborgenen Ort vergraben und zusätzlich mit einem sicherlich sehr starken Zauber gebannt hatte.
    »Scher dich sonst wohin!«, sagte Gorian laut.
    »Oh, sprichst du inzwischen auch mit Unsichtbaren?«, fragte Beliak plötzlich wie aus dem Nichts heraus. »Vielleicht sollten wir beide unsere Gesprächspartner mal einander vorstellen.« Der Adh trat zwischen einigen der knorrigen Bäume hervor und schritt dabei vollkommen lautlos über den Waldboden.
    »Beliak!«
    »Ja, hast du vielleicht nicht mehr mit mir gerechnet?«
    »Du warst plötzlich verschwunden!«
    »Na, nun übertreib mal nicht. Ich bin ein paar Schritte in das Untererdreich gegangen, das ist alles. Für die Trägheit der menschlichen Sinne kann mich niemand verantwortlich machen.« Den unteren Saum seines Wamses hielt er mit der Linken wie eine Schürze. »Hier, ich habe ein paar Beeren gesammelt. Ist nichts dabei, was deinem empfindlichen Magen nicht bekommen würde. Ja, nun schau nicht so misstrauisch, ich habe wirklich genau darauf geachtet, und du kennst mich eigentlich gut genug, um zu wissen, dass du mir vertrauen kannst, auch was diesen Punkt betrifft.«
    Von Adhen war bekannt, dass sie durchaus auch Beeren und andere Pflanzen zu sich nahmen, die für Menschen giftig waren. Sie schienen aus diesen Giften sogar besonders viel Kraft zu ziehen, sodass man sie in früherer Zeit auch mit dem Ausdruck Giftesser belegt hatte.
    Ein flüchtiges mattes Lächeln huschte über Gorians Gesicht. Das Wiederauftauchen des Adh kam gerade recht, denn es lenkte ihn von Ar-Don ab. Davon abgesehen knurrte ihm nun wirklich der Magen. Also nahm er sich ein paar von den Früchten, die Beliak gesammelt hatte. »Ich baue darauf, dass du mich nicht unter Einsatz des eigenen Lebens gerettet hast, um mich an einer elenden Magenverstimmung krepieren zu lassen«, sagte er feixend.
    »So dumm wäre ich wirklich nicht«, bestätigte Beliak.
    Die Beeren schmeckten ziemlich bitter, aber Gorian nahm sich trotzdem mehr von ihnen, auch wenn er ansonsten alles andere als ein Freund von Beerenkost war und ihm diejenigen, die Beliak ihm reichte, auch bisher nicht als genießbar bekannt waren. Doch er schlang sie regelrecht hinunter, schließlich konnte er nicht wissen, wann sie Gelegenheit für die nächste Mahlzeit bekamen.
    »Und jetzt weiter!«, forderte Gorian.
    »Solltest du dich nicht etwas ausruhen? Du hast viel durchgemacht, und soviel ich über die menschliche Natur weiß, kommt ihr ohne regelmäßigen Schlaf nicht aus.« Adhe hingegen schliefen manchmal eine ganze Woche oder auch anderthalb Jahre, dann wieder ein ganzes Jahrzehnt überhaupt nicht. Wonach sich das bei ihnen richtete, war nicht bekannt, und für gewöhnlich sprachen Adhe mit Außenstehenden auch nicht über solche Dinge.
    »Im Moment könnte ich ohnehin keinen Schlaf finden«, sagte Gorian. »Also lass uns weitergehen.«
    »Dann schlage ich vor, dass wir dem Bach folgen. Die hiesigen Wassergeister waren mir wohlgesonnen, immerhin haben sie mich trinken lassen – was in

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