Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
offene Messer laufen, was in diesem Fall wohl eher mit der gespaltenen Klinge eines untoten Orxaniers gleichzusetzen ist.«
     
    Sie setzten ihren Weg durch die vollkommene Finsternis des Untererdreichs fort, und Gorian spürte tatsächlich, wie sich mit der Zeit eine bleierne Schwere auf ihn legte und ihn schwächte. Es war eine gänzlich andere Art von Schwäche als jene, die Frogyrr durch sein lähmendes schwarzes Licht zeitweilig bei ihm verursacht hatte, aber auf die Dauer sicher nicht minder wirksam.
    Schließlich wurde es so schlimm, dass Beliak zu dem Schluss kam, es sei das Beste, sich wieder an die Oberfläche zu begeben.
    Gorian fiel es zunehmend schwerer, klare Gedanken zu fassen, was für Beliak ein weiteres Zeichen dafür war, dass sie nun schleunigst das Untererdreich verlassen mussten. Er zog Gorian einfach hinter sich her, dann fühlte Gorian plötzlich, wie ihm kühle, frische Luft ins Gesicht blies. Etwas peitschte ihm gegen den Oberkörper. Es war ein Ast, den er in der Dunkelheit nicht gesehen hatte.
    Nach Atem ringend blieb Gorian stehen.
    Der Mond schien zwischen hohen Baumkronen hindurch geradewegs auf eine glatte Felswand. Genau von dort waren sie soeben gekommen. Gorian blinzelte verwirrt. Nach der vollkommenen Finsternis des Untererdreichs erschien ihm das Licht des Mondes beinahe grell.
    Beliak stand ein paar Schritte von ihm entfernt zwischen zwei verkrüppelten, knorrigen Bäumen, die auf eigenartige Weise miteinander verwachsen waren. Er schien die stille Frage zu erahnen, die Gorian im Kopf herumspukte. »Deine Vermutung ist schon richtig. Wir sind durch diese Felswand gegangen, auch wenn ich dir nicht empfehlen kann, den umgekehrten Weg zu nehmen.«
    Gorian wischte sich mit der Hand übers Gesicht, so als wollte er sich damit endgültig von dem schwächenden Einfluss befreien, den das Untererdreich auf ihn ausgeübt hatte. Dann trat er an die Felswand heran und betastete sie. Er konnte einfach nicht anders. Zu seltsam war selbst für jemanden wie ihn, der durch seinen Vater von klein auf mit Magie zu tun gehabt hatte, was gerade geschehen war.
    Gorian hatte den Moment des Übergangs von einer Welt in die andere ebenso wenig in vollem Bewusstsein miterlebt wie jenen, als ihm sein eigener Dolch eigentlich hätte ins Auge und ins Hirn fahren müssen, doch es gab nicht den geringsten Grund, an Beliaks Aussage zu zweifeln.
    »Der Übergang zwischen dem Untererdreich und der Oberwelt ist nicht überall möglich, nicht wahr?«, sagte er.
    »Nein, nur an bestimmten Punkten, die für uns Adhe so vollkommen klar und offensichtlich sind wie für das Menschenauge der Eingang einer Höhle.«
    Gorian strich über den glatten Fels, dessen Struktur und Beschaffenheit keinerlei Hinweise darauf gab, dass es sich um mehr als nur ganz gewöhnlichen Stein handelte.
    »Du wolltest zu diesem Tempel, wo man sich angeblich besonders gut verbergen kann«, hörte er Beliak sagen. »Ich habe mich so gut es ging nach deinen Beschreibungen und Richtungsangaben gerichtet, aber da du dich nicht gut in der Welt des Untererdreichs auskennst – was dir aufgrund deiner menschlichen Natur auch niemand ernsthaft zum Vorwurf machen kann – und ich, wie ich gestehen muss, nicht besonders ortskundig an der Oberwelt bin, bin ich mir nicht sicher, wo genau wir sind und wohin wir uns wenden müssen.«
    »Wenn wir ein Stück gegangen sind, werde ich rasch wissen, wo wir uns ungefähr befinden«, war Gorian zuversichtlich.
    »Ich muss dir gestehen, dass wir uns keineswegs so weit vom Hof deines Vaters entfernen konnten, wie ich gehofft hatte«, fügte Beliak seinen Bedenken noch einen weiteren Punkt hinzu. »Das lag in erster Linie an deiner Konstitution, da du für die Benutzung derartiger Wege nicht geschaffen bist.«
    »Hast du die Anwesenheit von Frostkriegern gespürt, bevor wir aufgestiegen sind?«, erkundigte sich Gorian.
    »Nein, sonst hätte ich diesen Ausstieg nicht gewählt – obwohl du da unten wirklich nicht mehr lange ausgehalten hättest. Aber wenn man bedenkt, wie kalt es hier ist, können die Schergen Morygors nicht weit sein. Wir müssen jederzeit damit rechnen, ihnen zu begegnen.« Aus dem Stiefel zog er ein langes Messer hervor, das er für gewöhnlich bei der Arbeit benutzte. Fast wie in einer Parodie auf einen Schwertkämpfer schwang er es ein paar Mal durch die Luft und fügte noch hinzu: »Unglücklicherweise sind wir beide nicht einmal richtig gerüstet, du mit deinem Zierdolch oder was immer du da am

Weitere Kostenlose Bücher