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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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meiner Heimat durchaus keine Selbstverständlichkeit ist.«
    »Ich kenne diesen Bach. Wenn wir ihm folgen, müssten wir irgendwann auf die alte Straße nach Segantia stoßen. Die führt durch ein Dorf, und von dort weiß ich auch den Weg zu dem Tempel, wo zumindest ich mich eine Weile verbergen könnte. Dir fällt es ja ohnehin leicht, plötzlich zu verschwinden.«

7
     
    Helfer
     
    Der Morgen dämmerte, als sie die Stelle erreichten, an welcher der Bach die alte Straße kreuzte. Sie führte über eine baufällige Brücke, die vielleicht noch Fußgänger trug, aber keinen Reiter mehr, geschweige denn ein Gespann. Die neue Straße nach Segantia hatte einen anderen Verlauf, und so waren auf diesem Abschnitt manchmal ganze Teilstücke kaum noch zu erkennen, denn der Wald hatte sich das zurückerobert, was ihm vor langer Zeit abgetrotzt worden war; damals war Thisilien noch ein Teil des Reichs von Gran-Atanien gewesen, das inzwischen längst nicht mehr existierte.
    Auf der Brücke blieb Beliak plötzlich stehen. Er beugte sich hinab und starrte auf eine bestimmte Stelle am Boden. Irgendetwas musste er im Licht der Morgensonne zwischen all den moosüberwachsenen Steinen entdeckt haben.
    Gorian gähnte und war froh, dass Beliak im Augenblick viel zu beschäftigt war, um dies spöttisch zu kommentieren, denn er hatte ja schließlich vorgeschlagen, dass Gorian sich zunächst ein wenig ausruhte. Aber im Moment fürchtete er sich davor, die Augen zu schließen, denn er ahnte, dass ihn dann die furchtbaren Erlebnisse der letzten Stunden in seinen Träumen heimsuchen würden. Solange er wach war und er zusammen mit Beliak den Häschern des Frostreichs zu entkommen suchte, war wenig Zeit, um nachzudenken. Und das war im Moment vielleicht auch ganz gut so.
    Nicht nur wegen der Erinnerungen an die grausamen Geschehnisse auf dem Hof seines Vaters, sondern auch deswegen, weil er nahezu ständig die Einflüsterungen der vergrabenen Überreste Ar-Dons vernahm. Manchmal glich es einem leisen Murmeln, das gerade noch zu erahnen war. Aber als Gorian auf der Brücke innehielt, wurde dieses Gemurmel deutlicher, und einzelne Worte waren verständlich. »Ar-Don … dienen … immer dienen … Helfer, den du brauchst … Gefahr, in der du schwebst … Bann, unter dem ich leide …«
    »Still!«, murmelte Gorian.
    War er nicht eindringlich davor gewarnt worden, auf diese Stimme zu hören? Hatte sein Vater nicht eigens, um ihn vor dem verderblichen Einfluss dieses Wesens zu schützen, seine Bruchstücke an einem besonderen Ort vergraben und magisch gebannt? Wenn schon jemand wie Nhorich, Meister Erians Sohn, nicht in der Lage war, eine solche Kreatur endgültig zu vernichten, dann konnte man seine Gefährlichkeit gar nicht hoch genug einschätzen.
    Schreie echoten in Gorians Kopf. Schreie, die er schon einmal gehört hatte und die untrennbar mit einem Namen verbunden waren …
    »Meister Domrich …«
    Dann überschwemmte ihn ein gleichermaßen chaotischer wie beängstigender Strom aus Gedankenbildern, Worten, Namen und Eindrücken, und Gorian spürte, wie ihn eine innere Kälte erfasste, die ihm durch Mark und Bein ging. Selbst die verborgensten Winkel seiner Seele schien sie für einen Augenblick erfrieren zu lassen.
    »Hilf mir, und ich helfe dir …«, wisperte die Stimme. »Vergiss Ar-Don nicht! Befreie ihn, und er wird dir dankbar sein wie sonst niemand in allen Welten des Polyversums. Mein Hass wird dein Verbündeter sein, mein grenzenloser Hass …«
    Und dann drangen wieder diese furchtbaren Schreie in Gorians Gedanken. Schreie, die ihm erschienen, als entstammten sie seiner eigenen Erinnerung.
    » Domrich … Der Meister des Schwertes und der Zauberei … so lange schmachtete er in Morygors Kerker …«, wisperte die Stimme. »Und so unsagbar grausam waren die Qualen, die er zu erleiden hatte …«
    Gorian sah vor seinem inneren Auge, wie sich ein Gargoyle auf den geschundenen, in der Ecke eines eisigen Verlieses kauernden Schwertmeister stürzte, der nur noch ein Schatten seiner selbst war. Ein Gequälter, den die Foltern fast schon zu einem apathischen Untoten hatten werden lassen und den wohl nur die Ausbildung des Geistes, wie man sie auf der Ordensburg erhielt, davor bewahrt hatte, dem völligen Wahnsinn zu verfallen.
    Die Bilder waren mehr als nur flackernd undeutliche Tagtraumgespinste, deren Schrecken nur einen Moment anhielt und dann verflog. Die Gedanken des Gargoyle erreichten ihn diesmal mit sehr viel größerer Kraft,

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