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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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und tatsächlich hatte sich durch den Schattenbringer das Frostreich immer weiter ausgebreitet, und Tiere und Pflanzen, die zuvor nur sehr weit im Norden anzutreffen gewesen waren, waren seine Vorboten.
    Die Bauern der Umgebung jedoch hatten die teils miserablen Ernten mit der Jagd auf dieses Wild ausgleichen können und dem Verborgenen Gott in dessen Tempeln dafür gedankt. Was dies in Wirklichkeit für das Land bedeutete, wollte niemand wahrhaben; Meister Erians Ansicht, wonach die Gnade des Verborgenen Gottes in diesem Fall in einer Warnung und nicht in der Lieferung von leicht erjagbarem Fleisch bestand, hatte niemand ernst nehmen wollen.
     
    Gorian führte Beliak durch das Tempelportal mit den Säulen. Das magische Kraftfeld, das schon vor sechs Jahren bestanden hatte, war immer noch vorhanden, und Gorians Dolch leuchtete auf ähnliche Weise auf wie damals Sternenklinge und Schattenstich.
    Für einen Augenblick umflorte das Licht auch die beiden Gefährten, und erst dann konnte auch der Adh das Gebäude erblicken. Er schreckte regelrecht zusammen, als er die Mauern des Tempels plötzlich vor und neben sich aufragen sah.
    »Bei allen Helden der Adhe und allen orxanischen Schurken, die sie erschlugen!«, entfuhr es ihm. »Das ist in der Tat eine Tarnung, die nur schwer zu durchschauen ist. Oder hast du mit irgendeiner Magie nachgeholfen, ohne dass ich davon etwas bemerkt hätte?«
    »Es kommt darauf an, richtig zu sehen«, wiederholte sich Gorian, doch dann gab er zu: »Und ja, ich habe gerade eine Formel gemurmelt, die mir mein Vater vor einem halben Jahr verriet und die nur stumm angewendet werden darf. Nur dadurch können wir diesen Ort betreten.«
    Gorian erinnerte sich noch genau daran, wie ihn sein Vater in der Anwendung dieses Zaubers unterwiesen hatte. Es war erst geschehen, nachdem Gorian ihn immer wieder dahingehend gedrängt hatte, zunächst jedoch ohne Erfolg – und im Nachhinein verstand Gorian auch den Grund für Nhorichs Zögern: Er hatte offenbar gefürchtet, Gorian würde irgendwann zum Tempel zurückkehren, weil ihn der Gargoyle dazu verführte.
    »Eines Tages wirst du stark genug für dieses Wissen sein«, war Nhorichs monotone Antwort auf Gorians Drängen gewesen, doch schließlich war der ehemalige Schwertmeister offenbar zu dem Schluss gelangt, es nun wagen zu können, seinem Sohn den Zauber zu verraten. Vielleicht war ihm auch nicht verborgen geblieben, wie intensiv Gorian in den Schriften über die Magie der Alten Götter las, aus denen auch er selbst sein Wissen über den Tempel und die ihm innewohnenden Mächte erlangt hatte. »Versprich mir, niemals nur aus reiner Neugier dorthin zurückzukehren. Es ist ein Ort, um sich selbst zu verstecken oder Gegenstände wie Sternenklinge und Schattenstich, die für längere Zeit verborgen bleiben sollen.«
    Oder die steinernen Bruchstücke eines Gargoyle, ergänzte Gorian die in der Erinnerung nachklingenden Worte seines Vaters.
    Doch Ar-Don hatte Nhorich nicht erwähnt, und vermutlich war die Tatsache, dass sich das Grab des Gargoyle ganz in der Nähe des Tempels befand, der eigentliche Grund für ihn gewesen, seinem Sohn zunächst das Wissen vorzuenthalten, das es ihm ermöglichte, diesen Ort zu betreten. Erst vor einem halben Jahr hatte er Gorian offenbar die nötige innere Stärke zugetraut, den Einflüsterungen dieser Kreatur zu widerstehen.
    »Nie waren wir uns näher«, wisperte deren Stimme in Gorians Gedanken, und tatsächlich fühlte dieser auf einmal eine große Kraft in sich. »Es wäre so leicht für dich, den Bann zu lösen. Du müsstest nur die kleinen magischen Hürden überwinden, die dein Vater errichtete, damit ich niemals gefunden werde. Nur ein paar Schritte …«
    »Nein!«
    Gorians Gedanke hatte fast schon die Intensität eines Kraftschreis, obwohl seine Lippen fest aufeinandergepresst blieben und ihm nicht ein einziger Laut entfuhr.
    Der Gargoyle verstummte.
    Beliak und Gorian traten in den Hauptraum des Tempels. Durch die Löcher im Dach der Ruine fiel Mondlicht, und dies auf eine Weise, dass Gorian der Gedanke kam, diese Öffnungen seien keineswegs zufällig entstanden und nicht Ergebnis eines allmählichen Zerfallsprozesses, sondern ihre Anordnung wäre mit Bedacht gewählt worden, damit der Mondschein in bestimmten Nächten genau auf diese besondere Art eingefangen wurde.
    Die Strahlen fielen durch die Öffnungen, nahmen dabei einen bläulichen Schimmer an, was wohl durch das magische Kraftfeld bedingt war, das den

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