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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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überraschte.
    »Wieso nicht? Gibt es hier etwa keine Durchgänge in das Untererdreich?«
    »Doch … das schon, aber …«
    »Aber was?«
    »Dieser Sog … Ich glaube, ich könnte hier nur hinab in die Erde gleiten, aber dann nicht wieder hervorkommen. Hier wirken so seltsame magische Kräfte, dass ich es nicht wagen möchte. Schließlich will ich so gut wie möglich auf dich aufpassen.«
    In diesem Moment wurde das Zeichen auf dem Steinaltar unsichtbar. Die Strahlen des Mondes, die durch die Öffnungen in der Decke fielen, trafen sich nicht mehr. Sie sorgten zwar noch immer für ein fahles, geisterhaftes Licht innerhalb des Tempels, aber die magische Kraft, die ihnen gerade noch innegewohnt haben musste, war aus irgendwelchen Gründen versiegt.
    »O du Narr und Held der verpassten Gelegenheiten!«, meldete sich Ar-Dons Stimme erneut in Gorians Kopf. »Wie leicht hättest du mich befreien können! Wie günstig wäre der Moment gewesen, meine Qual zu beenden, sodass ich dich hätte schützen können! Jetzt mögen dir die finsteren Geister dieses Ortes gnädig sein, denn ansonsten wirst du kein Erbarmen und keine Hilfe mehr erwarten können.«
    »Schweig!«, murmelte Gorian.
    Beliak wandte den Blick in seine Richtung. »Er bedrängt dich wieder? Ein Grund mehr, auf dich aufzupassen und nicht einfach zu verschwinden. Außerdem werde ich mich sicher bald an die ungewohnte magische Aura gewöhnt haben, die dieses Bauwerk umfängt. Ich weiß noch, als ich auf den Hof deines Vaters kam, der ja alles Mögliche an Magischem rund um sein Anwesen gewirkt hat. Ein richtiges Zaubergespinst, von dem ich anfangs gar nichts ahnte. Da ging es mir auch erst eine Zeitlang schlecht; ich litt unter den Nebenwirkungen dieser magischen Einflüsse.«
    »Aber du hast dich daran gewöhnt?«, hakte Gorian nach.
    »Ja. Hat damals ein paar Tage gedauert, dann war’s gut.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich sag ja immer: Die Magie von Menschen und Adhen verträgt sich nicht immer, das ist nun mal so. Warum sollte es hier anders sein?«

10
     
    Retter
     
    Beliak bot Gorian an, sich für eine Weile hinzulegen und auszuruhen. »Zumindest bis die Sonne aufgeht. Ich werde schon aufpassen, und mit meinen Augen und Ohren ist ja alles in Ordnung. Falls ich irgendwas Ungewöhnliches bemerke, werde ich dich sofort wecken.«
    Gorian hatte zunächst Zweifel, ob er sich auf Beliak verlassen konnte, doch er war tatsächlich ziemlich müde, und das Bedürfnis nach Schlaf ließ sich nicht auf ewig zurückdrängen, selbst nicht bei einem in vielen Jahren geschulten Ordensmeister. Also war es vielleicht besser, ihm an diesem relativ sicheren Ort nachzugeben.
    Das Einzige, wovor er sich ein wenig fürchtete, waren die Träume. Träume, in die sich vielleicht Ar-Don schlich. Aber dem würde er sich ohnehin irgendwann stellen müssen. Er hatte sich fest vorgenommen, dieser Stimme nicht nachzugeben. Unter keinen Umständen. Wie er überhaupt je auf den Gedanken hatte kommen können, dass dieses zwielichtige Wesen als Verbündeter in Frage käme, war ihm völlig schleierhaft. Vielleicht war das schon Ar-Dons andauernder Beeinflussung zuzuschreiben.
    Denk nicht nur an Ar-Don, sondern auch an Meister Domrich und das Vermächtnis der Schwertmeister. Ein Vermächtnis, für das auch dein Vater eingetreten ist, obwohl er es im Orden nicht mehr verwirklicht sah …
    Gorian verdrängte den Gedanken, von dem er nicht ganz genau wusste, ob es sein eigener oder der des Gargoyle war. In einer Ecke des Tempels ließ er sich nieder und schlief ein, dabei halb gegen die Wand gelehnt.
     
    Am nächsten Morgen wurde er von den Strahlen der Sonne geweckt. Sie fielen durch eine der Öffnungen im Tempeldach, durch die das Mondlicht auf so besondere Weise den Altar beschien und das Bannzeichen sichtbar gemacht hatte.
    Überraschenderweise hatte Gorian völlig traumlos geschlafen und fest wie ein Sein. Die Morgenkühle ließ ihn frösteln. Ein Ruck ging durch seinen Körper. Seine Rechte zuckte instinktiv zum Griff des Rächers, und sein Blick schweifte hastig durch den Raum.
    Ein Feuer prasselte auf halbem Weg zwischen dem Ausgang zum Säulenportal und dem Altar. Etwas Rauch stieg auf und kräuselte sich durch die Löcher im Tempeldach. Beliak hockte vor dem Feuer und sah zu Gorian hinüber.
    »Wird Zeit, dass du aufstehst.« Der Adh hielt zwei abgebrochene Äste übers Feuer. An deren Enden befand sich jeweils ein Fladen aus einer teigähnlichen gelbweißen Masse, die sich zusehends

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