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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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vollständig erstickt waren, überquerten die ersten Schattenreiter jene Banngrenze, die der Maskierte gesetzt hatte.
    Torbas zog sein Schwert. »Jetzt wird es ernst!«

16
    Greifenwahn
    Von allen Seiten kamen die Schattenreiter heran. Aber sie schienen keine Eile zu haben. Sie bildeten einen Ring um das gesamte Tal und ritten in breiter Front die steilen Hänge hinab, die kein gewöhnliches Pferd hätte bewältigen können, ohne sich dabei den Hals zu brechen. Den achtbeinigen Riesenpferden der Schattenreiter aber bereitete dies keine Schwierigkeiten.
    Unter den Sonnenflüchtern verbreitete sich Unruhe. Ihre zirpenden Laute und das Schaben ihrer Beißwerkzeuge erfüllten die Luft, bis ihr riesenhafter Anführer einen Ruf ausstieß, der alle anderen Geräusche im Tal übertönte und der von einem Gedanken begleitet wurde, dessen Klarheit und Eindringlichkeit der Lautstärke des Rufs entsprachen. »Nichts von dem, was die vergänglichen Völker Magie nennen, kann unseren Willen brechen! So war es früher, als wir gegen die schrägäugigen, beißwerkzeuglosen Bestien mit ihren Himmelsschiffen kämpften! Und dies gilt auch heute noch, da uns ein Abkömmling dieser sterblichen Brut vor die Wahl stellt, ihm zu gehorchen oder vernichtet zu werden!«
    Der Chor von Lauten, der dem riesenhaften Anführer antwortete, unterschied sich deutlich von dem, was bisher zu hören gewesen war. Statt die Beißwerkzeuge aneinanderzuschaben, ließ ein erheblicher Teil der Sonnenflüchter sie
nun gegeneinanderschlagen, in einem Rhythmus, der immer schneller wurde und dem sich mehr und mehr Sonnenflüchter anschlossen. Drei schnellen Schlägen folgten drei langsame und ein einzelner. Diese Abfolge wurde ununterbrochen wiederholt und von einem mächtigen Gedanken des Anführers unterlegt, den auch Gorian deutlich erfasste.
    »Überdauert!«
    Die Gedanken, mit denen die anderen Sonnenflüchter antworteten, konnte Gorian nicht verstehen, denn sie waren ein ganzer Strom von Botschaften, und womöglich hatte der Krieg gegen die Caladran sie gelehrt, ihre Gedanken nach Belieben abzuschirmen, so wie sie sich auch gegen magische Beeinflussungen schützten.
    »Hilf mir! Ich brauche deine Kraft!«, erreichte Gorian durch all dieses Chaos eine geistige Botschaft von Sheera.
    Sogleich bahnte er sich einen Weg durch die Reihen der Sonnenflüchter.
    Sheera berührte noch immer mit beiden Händen den Kopf des Greifen. Ihre Augen waren schwarz. Keine der Wunden blutete mehr, dennoch schien sich der Zustand des Greifen verschlechtert zu haben. Er lag nicht mehr reglos da, sondern atmete heftig, und ein Schwall wirrer Gedanken ging von ihm aus, zu fremdartig und verworren, um ihnen eine Bedeutung zuordnen zu können.
    »Es ist die Heilmagie der Caladran, die der Namenlose angewendet hat«, glaubte Sheera. »Der Greif verträgt sie nicht!«
    »Was geschieht mit ihm?«, fragte Gorian.
    »Ich fürchte, er wird wahnsinnig.«
    Auch Zog Yaal war herbeigeeilt, denn ihm war aufgefallen, dass mit dem Greifen etwas nicht stimmte.
    »Komm her, konzentrieren wir unsere Kraft«, verlangte
Sheera von Gorian, und stumm fügte sie hinzu: »Sonst kann ihn niemand mehr halten.«
    Doch es war bereits zu spät, der Greif richtete sich urplötzlich auf, schlug mit seinen mächtigen Tatzen um sich, und Sheera wurde zur Seite gestoßen.
    Die Sonnenflüchter stoben irritiert davon. Einer von ihnen, den der Greif mit einem Prankenschlag erwischte, schrumpfte zusammen und wurde zu einem Stein von der doppelten Größe einer Männerfaust. Er rollte über den Boden davon und verwandelte sich dann wieder zurück.
    Der Greif stand auf den Hinterbeinen und stieß ein lautes Krächzen aus, das an ein irres Kichern erinnerte. Er schlug mit den vorderen Tatzen und schnappte mit dem gewaltigen Schnabel nach unsichtbaren Feinden.
    Sheera taumelte nach hinten und in den See, stakste dann wieder ans Ufer und richtete die Hände gegen den Greifen. Nadelfeine Lichtstrahlen schossen aus ihren Fingerspitzen, während sie eine Heilformel rief. Sie stammte von dem Ersten Meister, der damit einst den Wahn eines seiner Anhänger geheilt hatte, der durch den unbedachten Umgang mit der Alten Kraft zum Berserker geworden war.
    Die nadelfeinen Strahlen trafen den Kopf des Greifen, der wütend knurrte.
    Auch Gorian kannte diesen Zauber, hatte ihn aber noch nie angewendet. Er gehörte zum Grundwissen im Haus der Heiler, wo auch er ausgebildet worden war.
    Auch er richtete die Hände gegen den Greifen,

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