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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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klar und verständlich: »Alter Feind!«
    »Selbst meine Eltern waren noch nicht geboren, als unsere Völker Krieg gegeneinander führten«, entgegnete der Namenlose laut.
    »Für mich spielt es keine Rolle, ob es deine Vorfahren waren oder du selbst, der das Schwert gegen uns führte. Es kann keinen Frieden zwischen uns geben. Stattdessen haben wir unseren endgültigen Sieg über euch beschlossen.«
    »Es existieren nur noch sehr wenige von euch«, erinnerte ihn der Namenlose. »Euer Volk würde einen erneuten Krieg nicht überleben. Es wäre besser, wenn ihr euch einem Bündnis aller Völker gegen Morygor anschließt. Und wenn euch dieser Streit gleichgültig ist, dann lasst uns zumindest ziehen, anstatt die Schlachten der Vergangenheit, die längst geschlagen sind, zu wiederholen.«
    »Wir wollen nichts wiederholen. Die Schlachten der Vergangenheit sind entschieden. Und doch haben wir den Gedanken an den Sieg nicht aufgegeben. Die Zeit ist unser stärkster Verbündeter. Ihr mögt euch für eine langlebige Rasse halten, aber gemessen an unseren Maßstäben ist eure Existenz nur kurz. Versteinert können wir Ewigkeiten überdauern, gespeist von der Kraft der Sonne, die uns bescheint. Nur in der Dunkelheit, wenn wir erwacht sind, altern wir. Eines Tages werden wir uns alles zurückholen, was man uns weggenommen hat, all die Länder und Inseln. Die Caladran werden in den Ewigkeiten, in denen wir als Steine ausharren, längst vergangen sein, und wir werden ihre Ruinen als Mahnmale herrichten, die an unseren Sieg erinnern. Deine Vorfahren haben uns niemals wirklich besiegt. Nicht endgültig jedenfalls. Und jetzt steht es dir frei zu fliehen. An deinem Tod ist niemand interessiert. Nicht einmal eure Verfolger.«

    In diesem Moment ertönte ein Fauchen wie das einer Wildkatze, und Ar-Don schwang sich auf seinen Schwingen aus der Greifengondel. Aus einem unbekannten Grund war er aus seiner Erstarrung erwacht.
    »Ah, ein Wesen aus Stein!«, äußerte sich der Anführer mit einem Gedanken, der interessiertes Staunen vermittelte. »Eine verwandte Seele!«
    Ar-Don drehte eine Runde über dem Tal. »Feinde kommen! Bedrohung ist nahe!«, empfing Gorian seine Gedanken, vermischt mit Erinnerungen von Meister Domrich, der in der Frostfeste so furchtbar gefoltert worden war und dessen Geist Morygor selbst zu einem Bestandteil von Ar-Don hatte werden lassen. Es waren Erinnerungen an schreckliche Schmerzen, an unvorstellbare Qualen, die sich in völlig chaotischen Eindrücken von Furcht, Pein und todesähnlicher Kälte mitteilten. » Habe Kraft gesammelt … Habe viel Kraft gesammelt, um den Kampf zu bestehen …«
    Das war der einzige klar formulierte Gedanke, der Gorian noch erreichte. Der Rest war ein wilder Strudel aus Bildern und Eindrücken, den offenbar auch die Sonnenflüchter wahrzunehmen vermochten.
    Unruhe entstand unter ihnen. Die zirpenden Laute hoben wieder an, wieder schabten Beißwerkzeuge gegeneinander, und die gerade einigermaßen erfolgreich in den Steinschlaf versetzten Steinmahre erwachten erneut aus ihrer Starre und fügten dem allgemeinen Lärm ihre gurgelnden Geräusche hinzu.
    »Das kann nur bedeuten, dass die Schattenreiter schon sehr nahe sind«, sagte Thondaril düster.
    »Wir werden auf eurer Seite kämpfen!« , verkündete der Anführer der Sonnenflüchter. » Nicht um euretwillen. Und schon gar nicht um deinetwillen!« Damit deutete er auf den Namenlosen
Renegaten. »Sondern allein um unserer selbst willen! Denn wenn sich die Sonne weiter verdunkelt, werden wir unsere Lebenskraft nicht lange genug aufsparen können, um unsere Feinde in den Himmelsschiffen zu überdauern. Außerdem ist auch Morygor, der Herr eurer Verfolger, letztlich ein Caladran, wie schon an der Art seiner Gedanken zu erkennen ist, mit denen er uns erfolglos bedrängte.«
    »Wenn mein Volk erfährt, dass ich Seite an Seite mit Sonnenflüchtern gekämpft habe, wird es mich zum zweiten Mal verstoßen«, murmelte der Namenlose finster. »Aber … das nehme ich gern in Kauf.«
    Ar-Don stieß einen schrillen Ruf aus, während er ein weiteres Mal eine Runde über das Tal flog.
     
    In diesem Augenblick flammten in den Bergen auf der anderen Seite des Sees jene magischen Feuer hoch auf, die der Maskierte entzündet hatte. Immer wieder fauchten die Flammen empor und sanken dann wieder in sich zusammen.
    Dahinter hoben sich die Umrisse von Schattenreitern auf ihren achtbeinigen Riesenpferden ab; sowohl Reiter als auch Pferd schienen aus purer

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