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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Rückzug, sondern glich eher einer Flucht.
     
    »Wer hätte gedacht, dass der erste Sieg über Morygors Macht hier in diesem einsamen Tal gelingt«, sagte Meister Thondaril, als sich die Angreifer bereits wieder über die umliegenden Berge zurückgezogen hatten.
    Ar-Don setzte ihnen noch nach und tötete so viele wie möglich. Und auch der Maskierte folgte ihnen und überholte sie per Steinreise mehrmals, tauchte unvermittelt aus dem felsigen Untergrund vor ihnen auf und griff sie an. Sein Flammenschwert verbrannte sie, wenn es sie berührte. Allerdings wirkte es nicht aus der Entfernung, dann war der Flammenstrahl, zu dem die Klinge des Breitschwerts werden konnte, wohl zu schwach.
    Der riesenhafte Anführer der Sonnenflüchter trommelte sich mit den Fäusten triumphierend auf den Brustharnisch und sandte einen Gedanken an sein Volk und die Fremden, die mit der Greifengondel in dem Tal notgelandet waren.
    »Dies ist unsere Zuflucht, hier werden wir die Zeit überdauern, und wir werden uns diese Zuflucht von niemandem nehmen lassen! Die Zukunft ist unser, denn der Stein überdauert alles!«
    Das tosende Geklapper von Beißwerkzeugen antwortete ihm und wollte gar nicht mehr enden, bis der Riesenhafte schließlich die Hände hob.
    Das Mondlicht schien auf das Unterwassergras des nun trockenen Sees, und ein fauliger Geruch zog von dort über
das Tal. Hier und dort zuckten noch Fische im Schlamm. Der Gestank würde in den nächsten Tagen noch sehr viel schlimmer werden.
    Ar-Don kehrte zurück, während der Maskierte den Schattenreitern noch weiter folgte. Er landete recht unbeholfen, denn er war es nicht gewohnt, einen derart riesigen Körper zu lenken.
    »Muss üben!«, sandte er einen Gedanken, von dem Gorian annahm, dass er für ihn bestimmt war. »Muss schließlich die Gondel tragen.«
     
    »So eine Kreatur werde ich nicht reiten!«, stieß Zog Yaal hervor und wies auf das steinerne Wesen, das von Augenblick zu Augenblick immer mehr Ähnlichkeit mit Centros Bals Greifen annahm.
    Zog Yaal stand noch ganz unter dem Eindruck des Geschehenen und war noch immer ziemlich verstört. Doch was diesen einen Punkt anbetraf, war er sehr entschieden.
    Der Gargoyle war offenbar darum bemüht, den Greifen nahezu perfekt nachzubilden, was schon beinahe unheimlich wirkte. Und doch war nicht zu übersehen, dass sein Körper aus Stein bestand und nicht aus Fleisch und Blut wie eine sterbliche Kreatur.
    »Niemand verlangt, dass du Ar-Don reitest«, erklärte Gorian. »Und ich glaube auch nicht, dass er das zulassen würde. Es ist daher völlig ausreichend, wenn du dafür sorgst, dass die Seilschlangen die Gondel halten, dann werden wir schon zurechtkommen.«
    »Du denkst wirklich, wir sollten uns von dieser … Kreatur zu den Inseln der Caladran fliegen lassen?«, fragte Thondaril, der sein Schwert noch immer nicht eingesteckt hatte, so als erwartete er, dass die Schattenreiter zurückkehrten.

    »Haben wir eine Wahl?«, fragte Gorian.
    »Er hat den Greifen getötet«, erinnerte ihn der zweifache Ordensmeister. »Und wenn wir aus irgendeinem Grund seinen Zielen im Weg stehen, würde er nicht einen Augenblick zögern, auch uns umzubringen oder in Steinmonster zu verwandeln.«
    »Ar-Don kämpft gegen Morygor!«, sandte der Gargoyle einen Gedanken an alle, den offensichtlich selbst der magisch völlig unbegabte Zog Yaal mitbekam, denn er fasste sich an den Kopf und verzog das Gesicht.
    »Ah … ein Greif sollte nicht in die Köpfe seiner Reiter und Passagiere eindringen«, fand er. »Dagegen kann man ja nicht einmal die Ohren verschließen!«
    »Mich zu hören ist ganz gewiss nicht unangenehmer, als wenn Morygors Stimme zu dir spricht«, entgegnete der auf einmal ungewohnt mitteilsame Ar-Don, » und über den hast du dich nicht beklagt.« Erneut ließ er alle an diesen Gedanken teilhaben.
    Thondaril wandte sich an Zog Yaal. »Morygor hat zu dir gesprochen?«, fragte er streng.
    Zog Yaal wirkte ziemlich betreten. Er suchte zunächst nach den richtigen Worten und brachte schließlich nur ein wirres Gestotter hervor. »Da … war ein… ein Gewisper und Gemurmel in meinem Kopf, das ist wahr …«
    »Bedrängende Gedanken?«, hakte Thondaril nach.
    »Ja, auch das. Aber schon vor Antritt dieser Reise warnte mich Centros Bal, dass Morygors Aura sehr mächtig ist, und seit sich das Frostreich bis über Felsenburg hinaus ausgedehnt hat, sind wir doch ständig unter seinem Einfluss, oder nicht?«
    »Ja, das trifft zu«, bestätigte Thondaril.

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