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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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von König Song Mol selbst. Dass Fledermenschen einen Greifenreiter wirklich attackieren, geschieht vielleicht ein- oder zweimal in einem Menschenleben, dafür fürchten sie einfach zu sehr die Rache des Königs.«
    »Offenbar tun sie das nicht mehr«, meinte Torbas.
    »Oder sie fürchten etwas anderes noch viel mehr«, vermutete Gorian.

    Beide Ordensschüler trugen inzwischen ihre Schwerter wieder auf dem Rücken, denn die Hände brauchten sie fürs Klettern. Immer öfter kamen auch wieder die Seilschlangen zum Einsatz.
    Hier und dort waren auf den umliegenden Felsen einzelne Fledermenschen zu sehen, und hin und wieder stob einer der Geflügelten auf, wenn ihm die Menschen zu nahe kamen. Meistens aber hielten sie sich in den ausgedehnten Schattenzonen verborgen, und wenn sie sich nicht gerade bewegten oder ihre zirpenden Laute von sich gaben, waren sie kaum zu entdecken und eins mit der Finsternis, die sie umgab.
    Gorian und Torbas setzten schließlich auch ihre Handlichter ein, damit niemand von ihnen in eine der vielen Erdspalten stürzte. Von Felsenburg aus waren sie nicht mehr zu sehen, da Anhöhen und Felsen sie umgaben. Allenfalls würde ein Posten auf den Wehrgängen das Aufflackern eines Lichtschimmers zwischen den Felsen ausmachen, denn während das schwarze Gestein, das die Ebene um Felsenburg umgab, alles Licht zu verschlucken schien, setzte sich der mittelgryphländische Bergrücken aus unterschiedlichen Gesteinsarten zusammen.
    »Manche davon ähneln Halbedelsteinen«, erklärte Fentos Roon, darauf von Torbas angesprochen. »Wenn das Licht der Sonne oder des Mondes auf sie trifft, kommt es zu den eigenartigsten Lichterscheinungen. Die Wachen auf Felsenburg werden sich also über eure Handlichter nicht wundern, weil sie die Steine und das Mondlicht dafür verantwortlich machen.«
    »Ich spüre eine gewaltige fremdartige Magie, die alles hier zu durchdringen scheint«, eröffnete Gorian seinen Gefährten. »Sie wird stärker, je weiter wir in die Berge vordringen.
Ich spreche nicht von der simplen Fledermenschen-Magie. Diese ist anders, stärker.«
    »Von Magie verstehe ich nichts«, erwiderte Fentos Roon.
    »Aber du weißt über dieses Land Bescheid. Hast du irgendeine Ahnung, was die Ursache dieser Kraft sein könnte?«
    »Nein. Hör mal, ich bin Greifenreiter, kein Bergwanderer, auch wenn das im Moment so aussehen mag. Ich bin schon tausendmal über das Fledermenschenland hinweggeflogen, aber niemals hier gelandet, nur hin und wieder mal in Felsenburg und auf ein paar Residenzburgen einzelner Greifenreiter, die hier leben.«
    »Haben die vielleicht irgendetwas darüber erzählt?«
    »Die interessieren sich nur für Magie, wenn sie jemand einsetzt, um ihnen die Geschäfte zu verderben. Ansonsten verlassen sie sich lieber auf ihre Greifen.«
    Sie bewegten sich an bodenlosen Abgründen entlang. Wenn ein Stein ins Rutschen geriet, schlug er erst nach langem Fall irgendwo unten auf, und so war zu erahnen, wie tief diese Erdspalten waren.
    Fentos Roon hielt Gorian und Torbas dazu an, ihren jeweiligen Seilschlangen selbst die notwendigen Anweisungen zu geben, was auch immer besser klappte, und so sicherten die Tiere ihre Träger zuverlässig beim Klettern oder zogen sie steile Felswände empor, an denen sie zuvor scheinbar mühelos emporgeglitten waren. Gorian lernte schnell, dass man sich bei den Befehlen an die Seilschlangen besser zurückhielt, denn je mehr man sich beschränkte, desto genauer schienen sie die Absichten ihrer Herren zu verstehen.
    Er versuchte auch mehrmals, mit seinen magischen Sinnen zu den Gedanken seiner Seilschlange vorzudringen, die ihm auf so überraschend effektive Weise beim Klettern half,
doch seine geistigen Fühler griffen jedes Mal ins Leere, als wäre da nichts, nicht einmal ein einzelner Gedanke und nicht der Hauch von Magie. Der Geist der Seilschlange musste derart fremdartig sein, dass er sich selbst einem Schüler in allen fünf Ordenshäusern, dem man ja bereits zumindest in einem die Meisterschaft angeboten hatte, nicht im Mindesten erschloss.
    So konzentrierte er sich wieder darauf, eine Verbindung mit Ar-Don herzustellen, doch seit ihn der Gargoyle mit einem so intensiven Gedanken bedrängt hatte, dass er schon glaubte, von seiner Seilschlange erwürgt zu werden, war von Ar-Don nichts mehr zu spüren, und er empfing nicht einmal mehr die chaotischen Bilder und Empfindungen.
    Hingegen gab es in den Felsen feinste Spuren, die belegten, dass er hier gewesen war.

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