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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Ordens-Axiome,
das besagte: Sehr mächtige Dinge zeigen sich oft durch ihre stete Präsenz und nicht durch ihre Wirkung auf den Augenblick.
    Wieder tauchte ein Schwarm Fledermenschen aus einer der Felsspalten auf und kreiste am Himmel. Aber im Gegensatz zu den Schwärmen, die Gorian bisher beobachtet hatte, blieben diese Fledermenschen vollkommen stumm. Keine durchdringend schrillen Rufe erfüllten die Nacht, nur das Rascheln unzähliger Schwingen. Auf einmal drängten sich Hunderte, ja, Tausende aus anderen Erdspalten und verdeckten den Sternenhimmel mit einem Teppich schwarzer Schwingen. Wie ein riesiger Schatten sammelten sich die Kreaturen genau über Gorian und seinen beiden Begleitern und verschluckten selbst das Licht des Mondes.
    Dann sackten die ersten Fledermenschen hinab, landeten in einigem Abstand, ihre mit Obsidian-Spitzen versehenen Speere in den Händen. Innerhalb weniger Augenblicke gingen Hunderte dieser Geschöpfe ringsum nieder, während die anderen noch in der Luft blieben und immer engere Kreise über den drei Gefährten zogen.
    Gorian warf einen Blick über die Schulter. Sie waren eingekreist. Von allen Seiten näherten sich die Fledermenschen mit drohend gesenkten Speeren, die Flügel auf den Rücken zusammengefaltet. Ein Chor hochtönender Laute, die Gorian an das Zirpen von Grillen erinnerten, erfüllte nun die Luft.
    Torbas zog Schattenstich und knurrte: »Scheint so, als wären wir hier nicht willkommen.«

7
    Die Macht in der Tiefe
    Von allen Seiten näherten sich Fledermenschen, zögerlich und scheu. Keiner von ihnen war größer als ein etwa zehnjähriges Menschenkind, viele sogar kleiner, die meisten reichten einem erwachsenen Mann gerade bis zur Hüfte.
    Nach und nach landeten auch diejenigen, die bis dahin noch immer tiefere Kreise über Gorian und seinen beiden Begleitern gezogen hatten. Sie trugen grob zusammengenähte Felle, und ihre mandelförmigen, deutlich hervorstehenden Augen in den behaarten Gesichtern schimmerten im fahlen Licht des Mondes, das nun wieder ungehindert vom Himmel schien.
    Die zirpenden und zischenden Laute, mit denen sich die Fledermenschen austauschten, verebbten allmählich. Gorian versuchte, ihre Gedanken zu erspüren, aber sie waren zu fremdartig, um irgendetwas daraus schließen zu können. Das Einzige, was für ihn schnell feststand, war, dass sie alle von einer großen Furcht erfüllt waren. Der Grund dafür aber blieb ihm unklar.
    Aber er spürte noch etwas. Etwas, womit er nicht gerechnet hatte.
    Magie.
    Sie war nur sehr schwach ausgeprägt, aber unzweifelhaft vorhanden. Mit der starken Kraft, die irgendwo in diesen
Bergen lauerte, hatte sie allerdings nichts zu tun, beide Kräfte waren völlig verschieden.
    Das magische Talent der Fledermenschen war sicherlich sehr viel schwächer als bei jedem Ordensschüler, trotzdem würde sich Gorian in Acht nehmen.
    Auf einmal schleuderte einer der Fledermenschen seinen Speer. Torbas ahnte den Angriff voraus, wie man es ihn im Haus des Schwertes gelehrt hatte, wirbelte herum und ließ Schattenstich emporschnellen, sodass die Klinge aus Sternenmetall genau im richtigen Moment auf die Obsidian-Spitze des Speers traf. Ein greller Lichtblitz flammte auf, und Torbas taumelte zwei Schritt zurück. Eigentlich hatte er den Speer zur Seite ablenken wollen, aber das hatte er nicht ganz geschafft. Nur ganz knapp verfehlte ihn die Wurfwaffe und prallte auf das schwarze Bodengestein, wobei Funken aufsprühten, als die Spitze aus Obsidian auftraf, mit solcher Kraft war der Speer geworfen worden.
    »Beim Verborgenen Gott und allen Teufeln!«, entfuhr es Torbas. »Was war das denn?«
    »Fledermenschen-Magie!«, rief Gorian, riss ebenfalls sein Schwert hervor und lenkte einen weiteren Speerwurf zur Seite hin ab, wofür er mit aller Kraft zuschlagen musste, während er die ungeheure, durch Magie verstärkte Kraft spürte, mit welcher der Speer geschleudert worden war.
    Gorians Augen waren ebenso von Schwärze erfüllt wie die von Torbas, und Fentos Roon stand zwischen den beiden Gefährten. Die einzige Waffe, die er bei sich trug, war ein langer, leicht gebogener Dolch, den Gorian bislang eher für einen Ziergegenstand gehalten hatte. In den Straßen von Gryphenklau hatte er viele Männer mit solchen Dolchen gesehen, und die meisten hatten zur Gilde der Greifenreiter gehört oder sich zumindest den Anschein gegeben.

    Nun wurden von allen Seiten Speere geworfen. Gorian und Torbas ließen ihre Schwerter kreisen. Den Bruchteil

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