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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Ogerlandes gefürchtet wurden.
    Schließlich quetschte er einen der Befehle hervor, die Fentos Roon ihm beigebracht hatte, wobei er nicht vergaß, den Namen der Schlange zu benutzen.
    Plötzlich war der Druck um seine Brust weg, doch dafür packten ihn Hände bei den Schultern und hielten ihn fest, keuchend und japsend schnappte er nach Luft, während die Seilschlange schlaff um seinen Oberkörper hing.
    Torbas murmelte eine Kräftigungsformel, wie sie alle Ordensschüler lernen mussten. Gleichzeitig redete Fentos Roon beruhigend auf die Seilschlange ein.
    »Nehmt mir dieses Ding vom Leib!«, keuchte Gorian.
    »Sie hat dir nichts getan«, widersprach Fentos Roon. »Du hast sie mit deinem panischen Befehl vollkommen verwirrt, und weil du ihren Namen genannt hast, konnte sie gar nicht anders, als darauf zu hören.«
    Allmählich gewann Gorian die Beherrschung zurück. »Sie hat versucht, mich zu zerquetschen.«
    »Nein, das ist nicht wahr«, widersprach Fentos Roon in sehr überzeugt klingendem Tonfall.
    Und Torbas bestätigte dies. »Als du zu Boden gegangen bist, waren wir sofort bei dir, und die Seilschlange hing ganz locker um deinen Körper.«
    Gorian runzelte die Stirn und murmelte schließlich: »Dann
muss es ein sehr intensiver Gedanke von Ar-Don gewesen sein.«
    Torbas half ihm auf. »Ehrlich gesagt, es beunruhigt mich, dass Ar-Don einen derart starken Einfluss auf dich auszuüben vermag.«
    »Er hat entsetzliche Angst und befindet sich in einer verzweifelten Lage.«
    »Und seine Gedanken sind offenbar so eindringlich, dass du sie für deine eigenen gehalten hast«, sagte Torbas. »Das ist nicht gut, Gorian.«
    Gorian kniff den Mund zusammen, nickte aber zustimmend. Die magische Literatur des Ordens berichtete von solchen Phänomenen, und die Gefahr war keineswegs zu unterschätzen, denn bei einer derart engen geistigen Verbindung konnte auch Gorian Schaden nehmen oder sogar sein Leben verlieren, wenn Ar-Don starb.
    »Du solltest deinen Geist gegen Ar-Don abschirmen, bevor er dich umbringt oder du eines Tages zu seiner willenlosen Marionette wirst«, mahnte Torbas.
    »Mach dir keine Sorgen«, entgegnete Gorian. »Ich habe der Aura Morygors widerstanden, da wird mir das auch bei dem Gargoyle gelingen.« Er wandte sich an Fentos Roon. »Ar-Don befindet sich in einer Schlucht, und sein Körper ist irgendwie eingeschnürt, mit etwas, das sich für mich wie eine Seilschlange anfühlte.«
    »Es gibt wilde Seilschlangen in den Bergen«, erklärte Fentos Roon. »Ihre Zahl hat ebenso abgenommen wie die der wilden Greifen, aber hin und wieder trifft man auf eine.«
    »Werden sie von den Fledermenschen abgerichtet?«
    »Darüber gibt es widersprüchliche Geschichten«, antwortete Fentos Roon. »Vielleicht tun dies nur bestimmte Stämme oder Horden. Seit dem Sieg der Greifenreiter über die
Fledermenschen hat man sich nie wieder sonderlich mit den Gebräuchen und Sitten dieser Geschöpfe beschäftigt.«
    »Ich verstehe …«, murmelte Gorian. »Und ein Grund, weshalb Fledermenschen einen Gargoyle gefangen halten könnten, fällt dir auch nicht ein?«
    Fentos Roon schüttelte den Kopf. »Tut mir leid.«
    Gorian schaute wieder nach vorn, zu den ersten Ausläufern des Gebirges, die sich als schroffe Felsmassive vor ihnen erhoben wie drohende Riesen aus purer Finsternis. Wie Tore in ein Schattenreich wirkten sie auf ihn, und er fühlte sich unwillkürlich daran erinnert, wie er in der Zwischenwelt der Schattenpfade mit dem Totenalb in vollkommener Dunkelheit gekämpft hatte.
    »Ich nehme an, du spürst die magische Aura ebenfalls«, wandte er sich an Torbas.
    »Nur wer völlig magisch unbegabt ist, würde sie nicht spüren«, war Torbas’ Ansicht. »Allerdings …«
    Er verstummte, doch Gorian sprach aus, was sein Begleiter nicht in Worte zu fassen vermochte: »Es ist anders als alles, was mir in dieser Hinsicht je begegnet ist.«
    Torbas nickte, hob die Hand und schloss die Augen. »Sehr alt«, murmelte er. »Älter, als wir es uns vorzustellen vermögen.«
    Die Kraft, die sie beide spürten, war wie ein Meeresrauschen, das alle anderen Geräusche unterlegte. Ebenso vermischte sich diese besondere Kraft mit allem, was die beiden Ordensschüler mit ihren magischen Sinnen sonst noch zu erfassen vermochten.
    Gorian war sich plötzlich sicher, diese uralte magische Aura bereits verspürt zu haben, als sie die Berge im Süden Gryphlands überflogen hatten, nur hatte er nicht weiter darauf geachtet. Er erinnerte sich an eines der

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