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Gorian 2

Gorian 2

Titel: Gorian 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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beiden Ordensschüler nicht an, ihr Interesse galt allein dem Toten, dessen Körper sie mit sich schleiften. Von den pelzigen Aasfressern vollkommen bedeckt, bewegte sich der Leichnam auf den Rand der Schlucht zu, dann stürzten sich die Sechsfußratten mit ihrer Beute hinab in den Erdspalt.
    Ein paar erschreckend lange Augenblicke später war ein dumpfer Aufschlag zu hören. Entweder machte den Sechsfußratten ein Aufprall selbst aus größter Höhe nichts aus, oder sie opferten sich bereitwillig für die Nahrungsbeschaffung ihrer Artgenossen.
    Voller Wut wehrte Gorian weitere Speerwürfe mit dem Schwert ab. Auch Torbas kämpfte tapfer, doch eine der Obsidian-Spitzen ritzte ihn am Arm. Die Speere waren magisch so beeinflusst, dass ihre Flugbahnen selbst mit den erstaunlichen Fähigkeiten eines Schwertmeisters nur schwerlich vorauszuahnen waren.
    Torbas nahm einen der Speere vom Boden auf und schleuderte ihn zurück, wobei er erst eine kurze magische Formel murmelte und dann einen Kraftschrei ausstieß. Der Speer flog über die Schlucht, drehte sich jedoch auf halbem Weg und kehrte mit einer Wucht zurück, dass Torbas ihn nur mit einem heftigen Schwertschlag abzulenken vermochte, wobei ein grünlicher Blitz aus Schattenstich zuckte.
    Während Gorian mit einer Hand Sternenklinge hielt und
mit dem Schwert einen weiteren Speerwurf abwehrte, riss er Rächer aus dem Gürtel und schleuderte auch ihn mit einem Kraftschrei zur gegenüberliegenden Seite der Schlucht. Schrille Schreie gellten durch die Nacht. Nur schattenhaft zu erkennende Fledermenschen stoben davon. Manche stürzten, offenbar von Rächer getroffen, zu Boden.
    Die Waffe aus Sternenmetall wirbelte durch die Luft und kehrte sicher in Gorians ausgestreckte Hand zurück. Fledermenschen-Blut troff von der Klinge, und ein Chor angstvoll zirpender Stimmen erhob sich. Ein letzter Speer wurde geworfen, allerdings nicht mehr mit der gleichen magischen Kraft wie zuvor, sodass ihn Torbas mit Leichtigkeit abwehren konnte.
    Danach herrschte eine geradezu unheilvolle Stille. Gorian und Torbas lauschten angestrengt und ließen die Blicke suchend durch die Nacht schweifen. Aber die Gefahr schien zunächst vorbei.
    »Alle Achtung, in deiner Hand ist dieser Dolch eine furchtbare Waffe«, stellte Torbas fest.
    »Eine, die niemand unterschätzen sollte«, bestätigte Gorian finster und dachte an den bedauernswerten Fentos Roon.
    Torbas nahm einen der Obsidian-Speere vom Boden auf und warf ihn in die Tiefe. Aber anstatt dass man wenig später einen Aufprall hörte, tauchte der Speer wieder empor und raste auf Torbas zu. Die Klinge seines Schwertes prallte Funken sprühend gegen die Obsidian-Spitze, und der Speer glitt zur Seite.
    »Teuflische Waffen haben diese Fledermenschen«, knurrte Torbas.
    »Es ist ihre Magie, vor der wir uns in Acht nehmen müssen.«
    »Ja, und jetzt haben wir nicht mal mehr Fentos Roons
Flöte, um uns diese Biester vom Leib zu halten«, murrte Torbas, der noch einmal einen Blick in das schwarze Nichts warf, das sich unter ihnen auftat. »Armer Kerl. So ein Schicksal wünsche ich nicht mal meinem ärgsten Feind.«
    »Wir müssen dort hinunter«, entschied Gorian.
    Torbas seufzte. »Ich habe dir zugesagt, dass du auf mich zählen kannst. Und das war nicht einfach nur so dahingesagt. Ich folge dir auch in dieses Rattenloch, in der Hoffnung, dass ich nicht ebenso ende wie Fentos Roon.«
    »Danke.«
    »Davon abgesehen haben wir wohl allenfalls zusammen eine Aussicht, lebend nach Felsenburg zurückzukehren, wenn ich die Situation hier richtig beurteile.«
    »Dann lass uns keine Zeit verlieren«, forderte Gorian. Er stieß das Schwert zurück in seine Rückenscheide, nahm die Seilschlange von der Schulter und ließ sie in die Tiefe gleiten, wozu ein einziger gezischelter Befehl ausreichte.
     
    Wenig später ließen sich Gorian und Torbas in die Tiefe hinab. Es herrschte eine feuchte Kühle, die alles zu durchdringen schien, und Gorian fühlte sich an eine modrige Totengruft erinnert.
    Während die Seilschlangen die beiden Ordensschüler in den scheinbar bodenlosen dunklen Schlund trugen, ließ Gorian den Schein seines Handlichts kreisen, um sich umzuschauen. Überall krochen Sechsfußratten über die Wände. Ihre Augen schienen sehr empfindlich, was nicht verwunderlich war, da sie sich in der Dunkelheit der Erdspalte orientieren mussten. Wenn der Schein der Handlichter sie erwischte, ließen sie sich zumeist einfach in die Finsternis fallen. Ein Sturz aus dieser

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