Gorian 3
eines Angriffs, wie sie die Schwertmeister des Ordens beherrschten, die ihn dazu befähigte, die Wächter des Caladir vor dem Schicksal zu bewahrte, das das andere Schiff ereilt hatte. Er hatte bereits Augenblicke, bevor der Glutwind das Schiff wirklich erfassen und vernichten konnte, dem Steuermann die geistige Kontrolle über die Wächter entrissen und dafür gesorgt, dass es von den metamagischen Raumzeitwinden fortgetrieben wurde.
Die Wächter des Caladir schoss über den Himmel. Zeitweise sah es aus, als würde sie sich in Rauch auflösen, dann wiederum überstrahlte das aufglühende metamagische Segel die Rauchpartikel. Das Schiff schrammte entlang jener schattenhaften Zwischenwelten, die sowohl die Schattenmeister des Ordens als auch die caladranischen Steuerleute kannten und die Gorian durch die Lektionen von Meister Shabran gerade erst zu verstehen begonnen hatte.
17
Und Finsternis wird kommen …
Die Wächter des Caladir schwebte über einem Gebiet, das sich von einer Eiswüste in einen dampfenden See verwandelt hatte, dessen Ausmaße immer noch zunahmen. Nebelschwaden bedeckten den Großteil dieses gewaltigen Gewässers, das zischte und brodelte, während gleichzeitig eisiges Schmelzwasser nachfloss.
Die pilzförmige Säule verlor allmählich an Leuchtkraft, und der dunkle Staub breitete sich über den Himmel aus. Quälend langsam geschah dies, aber doch schnell genug, um sich ausmalen zu können, dass er in Kürze den gesamten Himmel von Horizont zu Horizont bedecken und es noch weitaus finsterer werden würde, als es ohnehin schon war.
Vom Sonnenkranz war nichts mehr zu sehen. Nur die Schwärze des Schattenbringers schien als dunkler schwarzer Fleck durch den Staub.
Gorian gab die geistige Kontrolle über das Schiff an den Steuermann zurück. Er fühlte sich erschöpft, denn er hatte viel seiner Kraft einsetzen müssen. Seine Augen blieben vollkommen schwarz.
Kapitän Odranawil begriff, was Gorian für sie alle getan hatte. »Eure Entschlossenheit hat uns das Leben und unserem zu einem Nomadenstamm herabgesunkenen Reich eines seiner letzten Schiffe gerettet«, sagte er anerkennend in einem
gestelzten Heiligreichisch, das wohl einer früheren Epoche entstammte und deutlich machte, dass Odranawil diese Sprache vor sehr langer Zeit gelernt hatte. Dass er mit Gorian nicht einfach auf Caladranisch redete, war zweifellos ein Zeichen der Ehrerbietung.
»Wir haben dennoch viel verloren«, sagte der junge Schwertmeister.
»Der Bann …«, murmelte Meister Morgun. Er stand an der Reling und blickte über das völlig veränderte Land und dann zum Himmel. »Bald bricht eine Nacht herein, wie sie Erdenrund noch nicht erlebt hat«, prophezeite er. »Und was den Bann betrifft, so sind entweder meine magischen Sinne vollkommen taub geworden, oder er ist so gut wie nicht mehr existent.«
»Dafür erstreckt sich ein brodelnder See über den ganzen Norden Oquitoniens, den kein Leviathan durchqueren kann«, gab Meister Shabran zu bedenken. »Und außerdem ist das Eis zum ersten Mal viele Meilen weit zurückgedrängt worden. Selbst die Gletscher im Grenzbereich dürften so aufgeweicht sein, dass jeder Wollnashornreiter dort einsinkt.«
Die Wächter des Caladir kehrte nach Nelbar zurück. Die Lichterscheinungen, die mit dem Bersten des Gebirges einhergegangen waren, hatte man noch bis hierher am Himmel sehen können, ebenso wie den Strahl, den mutmaßlich Morygor zum Schattenbringer geschickt hatte.
Schon bald verdunkelte sich auch der Himmel über Nelbar, und es brach eine Nacht herein, so finster, wie man sie seit Menschengedenken nicht erlebt hatte. Kein Stern war zu sehen, kein Mond stand am Firmament und am Tag auch nicht der schmale Lichtkranz, der bisher noch von der Sonne zu sehen gewesen war.
Einzig die Lichter der Stadt und die Lagerfeuer der ausgedehnten Flüchtlings- und Heerlager in ihrem Umkreis leuchteten in diesem Meer der Finsternis, von der weder die Magier und Schamanen der Caladran noch jene des Ordens vorherzusagen trauten, wie lange sie anhalten würde.
Tage, vielleicht Wochen.
Der Wind aus dem Norden brachte Staub mit, der die Bewohner von Nelbar husten ließ. Zuerst waren es warme Winde, dann wurden sie zunehmend feucht und ließen es in einem fort regnen. Der Schmelzsee ergoss sich in den Bar, und der Pegel des Flusses stieg so weit an, dass einige in Flussnähe gelegene Straßen unter Wasser standen.
Eine Woche, deren Ablauf sich nur durch die Glockenschläge der großen Uhr am
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