Gorian 3
sondern schmaler und anscheinend konzentrierter, und seine Färbung war von einem dunkleren Blau als zuvor.
Dort, wo der Einfluss des Banns begann, wurde der Strahl abgefangen und züngelte sehr langsam weiter nach vorn. Er verlangsamte sich zusehends, aber die Kräfte des Eisdrachen waren stärker als der Bann. Das blaue magische Feuer konnte nicht aufgehalten werden. Es fuhr zwischen die Singenden Felsen, die reihenweise auseinanderbrachen. Manche waren ohnehin von den ewigen Winden derart angefräst, dass sie keine große Stabilität mehr hatten. Nicht selten waren die Spitzen dieser Felssäulen breiter und gewichtiger als die
Sockel. Zischend fielen manche der aufgeheizten Bruchstücke in das Eis, einige auch in den Schmelzsee. Letzterer begann bereits zu gefrieren, denn der Bann war so geschwächt, dass er das Vordringen des Frostreichs nicht mehr aufhalten konnte.
In diesem Moment verstofflichten Gorian und Meister Shabran auf dem Rücken des Eisdrachen. Gorian zog Sternenklinge und konzentrierte so viel der Alten Kraft in die Waffe, wie er konnte. Das Schwert glühte auf, er stieß es in den eisigen Leib zu seinen Füßen. Blitze setzten sich von der Einstichstelle aus fort und zuckten über den gewaltigen Rücken des Wesens und den Hals entlang bis zum Kopf.
Die Kreatur sandte einen Schwall wütender Gedanken und brüllte laut auf. Der blaue Feuerstrahl, mit dem Kemroor die Singenden Felsen gesprengt hatte, verlosch.
»Vorsicht!«, rief Meister Shabran, denn der Eisdrache schlug sich mit seinem gewaltigen Schwanz auf den eigenen Rücken. Die dünne, messerscharfe Eisscheibe am Ende des Schwanzes, die bei Kemroors Kindern die Größe einer großen Axtklinge hatte, war bei ihrem Vater von so enormen Ausmaßen, dass man auf der Fläche eine ganze Burg hätte errichten können.
Kemroor ließ sie flach auf seinen Rücken schlagen. Eis krachte gegen Eis. Gorian und Meister Shabran hatten sich im letzten Moment in einen Schattenpfad geflüchtet.
Durch den Aufprall zerbrach die Eisplatte, und auch ein paar Stücke aus dem riesigen Drachenkörper spalteten sich ab, aus denen sich sofort Drachenläufer unterschiedlicher Größe bildeten.
Gorian und Meister Shabran verstofflichten ein Stück von Kemroor entfernt. Die zu groß geratenen Eisdrachenläufer hatten teils die Höhe der Wachtürme der Siebten Burg von
Nelbar. Kaum hatten sie ihre endgültige Körperform ausgebildet, wurden sie von Kemroor vernichtet. Doch einer von ihnen entkam dem Feuerstrahl, spie selbst einen Flammenstrahl aus und versengte dem Eisdrachen den Kopf, sodass dieser bis fast auf die Hälfte seiner ursprünglichen Größe zusammenschmolz. Ein weiterer bläulicher Feuerstrahl Kemroors ließ den aufmüpfigen Eisdrachenläufer zu dampfendem Wasser zerfließen.
Gorian nutzte den Augenblick. Während der Eisdrache das Haupt niederbeugte, das Maul öffnete und große Mengen von Eis und Schnee in sich aufnahm, um seinen Kopf wieder auf die alte Größe anwachsen zu lassen, stieß Gorian einen Kraftschrei aus, löste sich in Rauch auf, verstofflichte genau vor einem der beiden leuchtenden Augen und stieß Sternenklinge hinein.
Blitze zuckten die Klinge entlang, und das Auge zersprang in Myriaden messerscharfer Splitter, die durch die Luft schossen. Aber Gorian hatte sich bereits wieder in Sicherheit gebracht, und die Splitter zuckten durch einen sich auflösenden Rauchwirbel.
Gorian verstofflichte auf einer Anhöhe, die eigentlich eine vereiste Schneeverwehung war.
Der Eisdrache richtete sich ein Stück auf, stieß erneut einen Strom wütender und schmerzerfüllter Gedanken aus und brüllte auch wieder dröhnend auf. Er ruderte mit seinen unterentwickelten Vorderpranken, so als wollte er gegen einen für ihn unsichtbaren Gegner kämpfen, und sein Schwanz zuckte über den Boden, wobei er Dutzende von Eisdrachenläufern durch die Gegend schleuderte.
Eine Rauchsäule erschien neben Gorian. Meister Shabran verstofflichte. »Das war sehr riskant«, stellte er fest.
»Ich weiß.«
»Aber du hast es gut gemacht.«
»Es war sehr leicht.«
»So soll es sein.«
»Ich werde den Eisdrachen zur Stecke bringen«, kündigte Gorian grimmig entschlossen an.
»Übernimm dich nicht!«
»Keine Sorge.«
»Es gibt einen anderen Gegner, dem du dich stellen musst!«
»Und deswegen soll ich mich zurückhalten? Es ist sonst niemand da, der diese Bestie daran hindern kann, den Bann vollständig zu zerstören!«
Doch es war nicht mehr nötig, dass sich
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