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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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später kehrte er aus den Schattenpfaden zurück und verstofflichte wieder. Gorian stellte erleichtert fest, dass sein Schwerthieb eine gewisse Wirkung auf seinen Gegner gehabt und ihm selbst eine Verschnaufpause verschafft hatte.
    Der Atem, der ihm aus Mund und Nase drang, gefror zu grauweißen Wolken. Die Luft in der Tiefe dieser Spalte war noch eisiger, als sie im Gebiet um die Frostfeste ohnehin schon war.
    Gorian konnte die Magie geradezu körperlich spüren, die an diesem Ort wirksam und die wohl auch für das plötzliche Entstehen der Spalte verantwortlich war. Morygors Magie.
    Shabran fasste sein Schwert mit beiden Händen. Seine Augen waren so schwarz wie die von Gorian, der fragte: »Seit wann dienst du Morygor?«
    »Es ist einfach so gekommen«, erwiderte Shabran. »Ich habe mich immer weiter ins Frostreich vorgewagt, und eine dieser Kundschaftermissionen führte mich wohl zu tief in seinen Einflussbereich.«
    »Er hat dir nicht einmal Versprechungen machen müssen? Es war nichts als deine Schwäche, die dich zu seinem Werkzeug machte?«
    »Schwach nennst du mich?« Shabran verzog höhnisch die Lippen. »Immerhin habe ich dafür gesorgt, dass tiefe Risse das Bündnis von Morygors Gegnern spalten. Ein paar Narren mit laramontischem Akzent sind schnell gedungen; die Heerlager um Nelbar und die Schiffe im Hafen sind voll von solchen Halunken. Und es gibt genügend Schlangenmenschen
im Gefolge des Basilisken-Fürsten, die mit einem Bogen umgehen können und sich mit viel Gold kaufen lassen.«
    »So wie auch jemand in der Umgebung des Kaisers, der ein Gift in dessen Taschentuch träufelt.«
    »O nein, nicht zu viel der Ehre. Ich nehme an, das war jemand, den Herzog Paddan bezahlt hat. Oder vielleicht auch der Basilisken-Fürst von Naraig. Doch was spielt das letztlich für eine Rolle. Manchmal kommt es nicht darauf an, wer was getan hat, sondern wer von wem glaubt, es getan zu haben. Ermordet wurde das Vertrauen. Und ein paar angeblich Mächtige haben sich als willfährige Spielfiguren erwiesen, die sich nach Belieben auf dem Spielbrett hin und her schieben lassen. Leider wirst du nicht mehr dazu kommen, dem Hochmeister davon zu berichten, Gorian. Ebenso wenig wie davon, dass der Bärenreiter-Fürst Thragnyr und seine Bronzekrieger durch das Weltentor gekommen sind. Denn für dich wurde hier ein großes Grab in das Eis gesenkt. Sieh dich an. Ist das nicht eines Helden würdig? Stellt dieser Ort nicht sogar die Gräber von Königen und Kaisern in den Schatten – zumindest, was die Größe betrifft? Unglücklicherweise wird niemand hierherpilgern können, um des Kämpfers vom Speerstein oder des dreifachen Ordensmeisters zu gedenken. Denn wenn sich die Spalte schließt, wird nichts daran erinnern, wer hier starb!«
    Gorian machte sich bereit, den Kampf fortzusetzen, da hörte er auf einmal das Geräusch mächtiger Lederschwingen.
    Zwei, drei Flügelschläge folgten, dann tauchte über dem Rand der Spalte ein weißes dreizahniges Riesenfledertier auf, aus dessen Maul ein dumpfes Grollen drang.
    Und es war niemand anderes als Torbas, der den Dreizahnigen ritt.
    Torbas hatte sich verändert. Die Verwandlung in einen Untoten
war in erschreckender Weise fortgeschritten. Seine Gesichtsfarbe wirkte im schwachen Schein des untergehenden Sonnenkranzes aschfahl, mit einem unübersehbaren Grünschimmer, der an verdorbenes Fleisch erinnerte.
    Das Riesenfledertier sank tiefer und landete auf dem Grund der breiten Eisspalte, wobei Torbas aber Abstand zu den beiden Kontrahenten wahrte.
    »Bring zu Ende, was ich nicht vollbracht habe«, forderte er von Shabran.
    »Sehr wohl«, antwortete der Schattenmeister.
    Torbas blieb auf dem Rücken des Dreizahnigen sitzen. Seine Hand lag am Griff des Schwertes Schattenstich, das Gorian ihm einst überreicht hatte.
    Shabran löste sich mit einem Kraftschrei in Rauch auf. Im nächsten Moment verstofflichte er eine halbe Schwertlänge von Gorian entfernt und ließ noch im selben Moment seine Klinge herabsausen. Sie glitt durch Gorians Kopf hindurch bis in seinen Oberkörper.
    Doch auch die Klinge des Schattenmeisters fand keinen Widerstand, sie drang nicht durch Knochen und Hirn, sondern nur durch eine Wolke aus wirbelnden Rauchteilchen, in die Gorian sich verwandelt hatte. Der Aufschub, den die Umstände ihm gewährt hatten, war ausreichend gewesen, um zumindest für einen kleinen Sprung in die Schattenpfade genug Kraft zu sammeln.
    Seitlich seines Gegners entstand die Gestalt des

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