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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Ar-Don kannte und der gewisse Gesichtszüge zeigte, wie sie wohl einst Meister Domrich eigen gewesen waren.
    »Na los, ich bring dich fort …! Schnell …!«
    An einen Schattenpfadgang über eine größere Entfernung war unter dem Druck von Morygors Aura, wie sie in unmittelbarer Nähe der Frostfeste herrschte, nicht zu denken. Selbst wenn Gorian es geschafft hätte, hundert Schritt oder sogar eine halbe Meile weit zu kommen, die Aura wäre dort noch immer so mächtig, dass sie ihm nach und nach die Kraft völlig geraubt hätte. Das Bild von einem Insekt, das an einem in Honig getränkten Leimlappen klebte, wie Torbas es beschrieben hatte, war durchaus passend. Genauso war es offenbar auch Shabran gegangen.
    Gorian warf Torbas einen letzten Blick zu, dann löste er sich in Rauch auf. Eine Entfernung von fünfzig Schritt, die zwischen ihm und Ar-Don lag, konnte er auf diese Weise problemlos überbrücken, dafür reichten seine Kräfte.
    Einen Augenblick später saß er auf dem Rücken des steinernen Flugungeheuers, dem ein paar Zähne in unterschiedlicher Größe wuchsen, so wie der Dreizahnige sie gehabt hatte.
    Der riesige Ar-Don stieg mit kräftigen Flügelschlägen in die Höhe. Dann beschrieb er einen weiten Bogen, der zu Gorians Erschrecken geradewegs zur Frostfeste führte.
    Morygors Aura wurde unerträglich. Gorian hatte das Gefühl, jegliche Kraft und jeglichen Willen zu verlieren. Er war
kaum noch in der Lage, sich auf dem Rücken jener geflügelten Kreatur zu halten, zu der Ar-Don geworden war.
    »Sieh!« , dröhnte ein Gedanke in Gorians Hirn. »Sieh, du blinder Meister!«
    Ar-Don veränderte den Winkel seiner Flugbahn, die sich rapide herabsenkte, fast so als wollte er im Burghof landen.
    Eine Apparatur stand dort, die aus mehreren messingfarbenen Zylindern und Rädern bestand. Das Räderwerk erinnerte an die vergrößerte Feinmechanik einer Uhr, wie sie nur einzig und allein von den Handwerkern der Freistadt Neador geschaffen wurden. Die Räder drehten sich wie von selbst, und die Neigung der einzelnen Zylinder veränderte sich ständig.
    Auf einmal schoss aus einem dieser Zylinder ein Strahl.
    Doch weder Gorian noch Ar-Don waren Ziel dieses Strahls, in dem eine Form von Kraft enthalten war, deren Besonderheit Gorian sofort in ihren Bann schlug. Er konnte sie mit seinen magischen Sinnen spüren und fühlte sofort eine Vertrautheit, die ihn zutiefst überraschte.
    Der Strahl zuckte in den Himmel, allerdings in einem sehr schrägen Winkel, um den schon halb hinter dem Horizont versunkenen Schattenbringer noch zu treffen.
    Nun wandte sich das steinerne Flugungeheuer nach Südwesten. Gorian war noch immer überwältigt von dem, was er gesehen, und noch mehr von dem, was er mit seinen magischen Sinnen erfasst hatte.
    Ar-Don schoss geradezu über die eisbedeckte Landschaft. Er schien es auf einmal sehr eilig zu haben, einen möglichst großen Abstand zwischen sich und die Frostfeste zu legen. Inwiefern auch er von der Aura Morygors geschwächt wurde, vermochte Gorian nicht einzuschätzen. Einerseits war der Gargoyle ein Geschöpf der Finsternis, andererseits war
da ein unbändiger Hass auf Morygor, ein Hass, der vor allem jenen Seelenresten entsprang, die der gefolterte Meister Domrich in das steinerne Wesen eingebracht hatte. Vielleicht sorgte gerade Letzteres für eine größere Widerstandskraft gegen Morygors Aura, als sie bei allen anderen Wesen zu finden war.
    Vielleicht …
    Wie das Beispiel von Meister Shabran zeigte, hatte in dieser Hinsicht schon mancher seine eigene Stärke hoffnungslos überschätzt.
    »Ganz besonders gilt das für dich!«, meldete sich Ar-Don in seinem Kopf. Der Gargoyle hatte offenbar Gorians Gedanken gelesen, obwohl die in diesem Fall für niemand anderen bestimmt gewesen waren. Aber Rücksichtnahme gehörte nicht zu den Tugenden, mit denen sich Ar-Don bisher hervorgetan hatte.
    Ein Blitz zuckte durch die Landschaft. Eine Säule aus purem Licht erschien plötzlich mitten in der Ebene, die früher einmal das fischreiche Meer vor der Küste von Eisrigge gewesen wer.
    Gorian schrak auf und schützte die Augen mit der Hand. Dieses Licht hatte er schon einmal gesehen, und zwar im Krater des Weltentors.
    Thragnyr war erschienen. Der riesenhafte Bärenreiter-Fürst warf seinen grauweißen Umhang zurück und schleuderte mit dem skelettartigen Bronzearm seinen Dreizack, der länger war als jeder Koggenmast.
    Der Dreizack fuhr Ar-Don in den Leib, die Spitzen drangen Funken sprühend in

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