Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
»Nein, bisher hast du nur kürzere Distanzen auf diese Weise überwunden – zu kurz, um den Leviathanen und den Frostkriegern zu entkommen.«
    Gorian wusste, dass sie recht hatte. Entkommen konnte er den herannahenden Feinden auf diese Weise nicht. Eher war anzunehmen, dass sein Weg durch die Schattenpfade mitten unter ihnen endete.
    In diesem Moment stiegen die Maladran rund um sie herum aus dem Boden. Sie kamen aus den Wurzeln des verwundeten Stadtbaums, durchdrangen mühelos Erdreich, Felsgestein und Eis.
    Sie gruppierten sich in einem Halbkreis um Gorian und Sheera. Manche verschwanden zunächst wieder im Boden und tauchten dann zwanzig oder dreißig Schritte entfernt wieder auf. Zunächst waren sie schattenhaft und zum Teil durchscheinend. Erst nach und nach gewannen sie Substanz.
    Der Blinde Schlächter war einer der letzten Maladran, die erschienen, aber er hatte die meiste Substanz. Um seine dünnen, bleichen Lippen spielte ein kühles Lächeln.
    »Ich habe nicht deinen Namen gerufen«, erklärte Gorian.
    »Aber du wirst es noch tun«, war der Maladran zuversichtlich. »Und selbst wenn nicht, wir werden dir trotzdem helfen und auf deiner Seite kämpfen. Allerdings werden unsere Kräfte dann geringer sein, und vielleicht werden sie nicht reichen, um zu verhindern, dass diese Bestien am Horizont ihre Rache erfüllen.«

5
Leviathanreiter
    Die Leviathane näherten sich schnell. Sie glitten mit einem Tempo über das Eis, das fast alle Transportmittel Ost-Erdenrunds übertraf – abgesehen vielleicht von den Greifengondeln der Gryphländer und den Himmelsschiffen der Caladran. Aber weder ein schnelles Gespann noch eine westreichische Galeere hätte sich mit dieser Geschwindigkeit in ihrem jeweiligen Element bewegen können.
    Gorian und Sheera bemerkten, dass auch aus allen anderen Richtungen Scharen von Leviathanen auf den Ort zustrebten, an dem einst der Stadtbaum von Pela gestanden hatte.
    Selbst aus dem Süden kamen sie, was eigentlich nur bedeuten konnte, dass Morygor diese Leviathane samt den Truppen in ihren schier unermesslich großen Bäuchen aus dem umkämpften Süden abzog, um sie erneut hier einzusetzen, wo doch bereits gegen Morygors Horden gekämpft worden war.
    »Es gibt viel zu töten!«, rief der Blinde Schlächter, zog seine beiden Schwerter und ließ sie gekonnt durch die Luft wirbeln. Dabei zuckten Blitze zwischen der breiten kurzen und der langen schmalen Klinge hin und her, so grell, dass man besser zur Seite sah, um nicht geblendet zu werden.

    Eldamir machte dies aus einleuchtenden Gründen nichts aus. »Es gibt viel zu schlachten! Warten wir, bis die Beute zu uns kommt!«
    Ein Chor begeisterter Gedanken antwortete ihm und hier und dort auch der heisere Ruf einer wiedererweckten Stimme. Waffen wurden gezogen.
    Der Krieger mit den Schattenflügeln tauchte ebenfalls ganz in Gorians und Sheeras Nähe auf und zog sein Schwert. »Es hat hier bereits eine Schlacht gegeben, und wir konnten die Frostkrieger vertreiben!«, erklärte er an Gorian gerichtet. Sein Körper gewann dabei an Stofflichkeit, und für einen Moment schimmerte sogar ein Gesicht durch den Schatten seines Kopfes. Aber jedes Mal, wenn Gorian sich genauer darauf konzentrierte, zeigte sich ein völlig anderes Antlitz. Es schien Unterschiede zwischen den Maladran zu geben. Während manche, wie der Blinde Schlächter, ein vergangenes Ich in jeder Hinsicht nachformen und wiederherstellen wollten, suchten andere wohl nach einer neuen Erscheinung und mochten sich dabei noch nicht endgültig festlegen. Zu dieser Gruppe gehörte ganz sicher der Krieger mit den Schattenflügeln. »Wir werden es auch diesmal schaffen – oder wollt ihr lieber auf euch allein gestellt kämpfen?« Ein schallendes Gedankengelächter folgte.
    »Gorian, jetzt wirst du doch ihr Anführer«, sandte Sheera einen Gedanken, der nur für Gorian bestimmt war und an dem sie sonst niemanden teilhaben ließ. Zumindest gab sie sich alle Mühe, um ihren Geist in entsprechender Weise abzuschirmen. Aber sicher war sie nicht, dass ihr dies auch tatsächlich gelang. Die Veränderungen im Gesichtsausdruck des Blinden Schlächters ließen vermuten, dass er vielleicht doch etwas davon mitbekommen hatte.
    »Du irrst dich!«, widersprach Gorian.

    »Sie sehen in dir jetzt ihren Anführer!«
    »Aber ich habe den Blinden Schlächter nicht bei seinem Namen gerufen!«
    »Vielleicht wirst du das aber bald tun. Und dann sind die Folgen wohl kaum noch absehbar.«
    »Der Blinde Schlächter

Weitere Kostenlose Bücher