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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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dass er einfach nur…« Sie sprach nicht weiter.
    Er blieb stehen. »Was?«
    »… heimgekehrt ist. Sein Gargoyle-Körper war nichts anderes als die Schlacke des Sternenmetalls, die abfiel, als dein Vater die beiden Schwerter schmiedete – so hast du es mir erzählt. Also ist nur ein Stück Sternenerz zu dem Gestirn zurückgekehrt, von dem es einst auf Erdenrund gestürzt ist.«
    Gorian wirkte nachdenklich. »Wie immer es auch sein mag, niemand von uns kann ergründen, was auf der Oberfläche
des Schattenbringers geschieht. Selbst das Reich des Geistes der Caladran reicht nicht so weit.«
    »Was wohl auch bedeutet, dass niemals eines ihrer Himmelsschiffe so weit gereist ist.« Sie zuckte mit den Schultern, während sie neben ihm herging und sich dann das Gehänge mit dem Caladran-Schwert zurechtrückte. Ganz wohl dabei, eine Waffe zu tragen, war ihr offensichtlich noch immer nicht.
    Sie erklommen die eisigen Klippen, die noch aus dem Eis hervorragten, und ließen den Blick schweifen. Die Ruinen von Pela waren in einiger Entfernung zu sehen, aber es schien nur noch eine Frage der Zeit, bis sich weitere Schichten von Eis und Schnee darüberlegten und den verwundeten Stadtbaum für immer unter sich begraben würden.
    Gorian wandte den Blick nach Nordosten. Dorthin, wo irgendwo jenseits der eisigen Einöde die Frostfeste lag. Bis hierher war Morygors Aura so deutlich und erdrückend zu spüren, wie es früher allenfalls auf der zugefrorenen See südlich der orxanischen Küste der Fall gewesen war. Ein Anflug von Hoffnungslosigkeit erfüllte ihn. Sheera hatte recht. Es war zu früh, sich zur Frostfeste zu begeben. Schließlich hatte er noch nicht einmal Torbas besiegen können, der zu Morygors Diener geworden war. Wie konnte er da erwarten, es mit Morygor aufnehmen zu können?
    »Du denkst an Torbas’ Worte?«, erkannte Sheera.
    »Vielleicht hat er recht, und Morygor fürchtet mich noch nicht einmal mehr, weil er weiß, dass ich nie seine Schicksalslinie kreuzen werde, auch wenn ich dachte, dass es meine Bestimmung wäre.«
    »Ist es auch!«, sagte sie laut und fast beschwörend.
    Gorian schüttelte den Kopf. »Nein, das steht nicht mehr fest. Morygor könnte die Wahrscheinlichkeiten des Schicksals neu gewichtet haben, und zwar so, dass ich keine Rolle
mehr darin spiele und seine Herrschaft nicht gefährdet ist. Torbas hat das vielleicht nur einfach früher erkannt als ich.«
    »Du darfst den Glauben an deine Bestimmung nicht aufgeben, Gorian.«
    Er sah sich zu ihr um. »Du warst doch dabei, als Torbas mich besiegte. Die Zukunft ist bereits geschrieben, und zwar in Versen, die Morygors Lied entsprechen, nicht dem meinen.«
    »Auch was geschrieben ist, ist nicht unveränderlich, daran musst du immer denken.«
    »Das sagt sich so leicht.«
    »Vielleicht stand es geschrieben, dass ich dich mit deinem eigenen Schwert töte, aber es ist nicht geschehen. Es stand geschrieben, dass ich keinen freien Willen mehr haben würde, und doch ist er in dem Augenblick zurückgekehrt, da alles auf Messers Schneide stand.«
    Gorian lächelte verhalten. »Im Moment bin ich offenbar der Pessimist von uns beiden!«
    »Ein Anflug von Hoffnungslosigkeit, der durch Morygors Aura verstärkt wird. Aber das geht vorüber, Gorian.« Sie strich ihm über die Stirn, die Schläfe entlang und über das Haar. Dabei murmelte sie eine Formel, die im Haus der Heiler gelehrt wurde.
    Gorian kannte sie. Es war eine Formel, die es einem erleichtern sollte, Kraft in sich selbst zu finden.
    In der Ferne tauchte etwas Dunkles auf. Die Sicht war verhältnismäßig klar, da war kaum Dunst, und so war schnell zu sehen, worum es sich handelte.
    Leviathane!
    Es waren Hunderte, die aus nordöstlicher Richtung herankrochen.

    »Ziehen sie weiter nach Süden?«, fragte Sheera.
    Gorian schüttelte den Kopf. »Nein, sieht eher so aus, als kämen sie hierher. Vielleicht hat Morygor die Niederlage der Wirbeldämonen gegen die Maladran nicht verwunden.«
    »Es gibt noch eine weitere Möglichkeit«, meinte Sheera.
    »So?«
    »Sie könnten auch deinetwegen kommen. Torbas hat dich entkommen lassen, aber du weißt nicht, ob das wirklich einem genialen Plan entspricht oder einfach nur Torbas’ ganz persönlicher Willen war.«
    Gorian atmete tief durch.
    Die Leviathane hatten tatsächlich einen Ring um Pela gezogen, der immer enger wurde, wie die Schlinge eines Henkers.
    »Der einzige Weg, von hier zu entkommen, sind wohl die Schattenpfade«, meinte er.
    Aber Sheera widersprach.

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